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Raschau,


dicht nördlich an der Stadt Oelsnitz, am rechten Ufer der Elster gelegen, zwei Stunden von Plauen entfernt, dürfte wohl zu den nicht uninteressantesten Namen dieser Gegend gehören.

Nach Unterjochung der Sorbenwenden durch Kaiser Heinrich den Ersten, welcher fünf voigteiliche Häuser, Gera, Plauen mit Voigtsberg, Greiz, Weida und Hof errichtete, wurden in der Nähe von Voigtsberg und Oelsnitz noch mehre Orte angelegt und mit einzelnen Ländereien deutsche Krieger beschenkt, welche wieder unter den Voigten standen.

Auf diese Weise erhob sich auch Raschau, von welchem der beschenkte Krieger seinen Namen entlehnte und als erster dieser Herren wird uns ein Leuther von Rouschouwo genannt. Im Jahre 1357 finden wir hier einen Niclas von Raschau und noch bis ins 15. und 16. Jahrhundert blühte diese Familie von Raschau im Voigtlande. Sie hatte unterdessen viele Besitzungen erworben und gehörte zu den berühmtesten Geschlechtern im Voigtlande.

Der Ort Raschau selbst wurde bald durch diese Familie gehoben und vergrössert, durch Ankauf von Ländereien erweitert, namentlich kamen viele Fluren von dem in der Nähe von Planschwitz früher gestandenen Gatzenhof zu Raschau. Wenn aber einige Topographen und Geschichtsschreiber behaupten, dass Raschau früher aus zwei Gütern, ja sogar aus drei Gütern bestanden habe, so ist dies ein Irrthum, vielmehr hat es damit folgende Bewandtniss:

Allerdings existirten im 13. und 14, Jahrhundert 2 „Forbergke“ von Raschau, die aber von den Herren von Raschau an andere Besitzer veräussert wurden, woher es kam, dass oft in einem Dorfe mehre adlige Familien existirten und dadurch Missverständnisse herbeigeführt worden sind. Diese beiden „Forbergke“ kommen im Jahre 1481 unter dem Namen das Theymler’sche und des Meyerhöfer’schen Gutes vor, als in welchem Jahre Matthes Theymler dieses Gut von Philipp von Uttenhofen erkaufte und darüber von dem damaligen Churfürsten Ernst und Herzog Albert zu Sachsen d. d. Dresden 1481 am Dienstage nach Epiphanias beliehen wurde.

Ein neuer Lehnbrief kommt vom Jahre 1494 vor, wo Churf. Friedrich und Johann, sein Bruder, Herzog zu Sachsen, Matthes Theymlern, dessen Sohn und Tochter mit dem Vorwerke Raschau und dem Bergwerke belehnte. Im Jahre 1500 Montags nach Viti verkaufte Matthes Theymler mit Vorwissen seiner ehelichen Wirtin und Erbnehmerin dies Vorwerk Raschau dem Hans Fassmann, von welchem es 1509 der Rath zu Oelsnitz acquirirte.

Das Meyerhöfer’sche Vorwerk kam später an die Stadt: Denn 1551 reichte Heinrich V., Burggraf zu Meissen und böhmischer Canzler dieses Gut Wolf und Andreas Meyerhöfern in zweien Herbergen zu Raschau nebst allen Ein- und Zubehörungen zu rechtem Mannlehne mit einem halben Pferde zu verdienen, in Lehn. Dieses Alles wurde von diesen Besitzern nebst einem Stück Holz und einer Wiese hinter dem Hain gelegen, an den Rath zu Oelsnitz erblich verkauft.

Der Rath zu Oelsnitz, welcher im Jahre 1587 damit beliehen worden war, traf mit diesem Gute eine gänzliche Veränderung. Von der einen Herberge wurden die Gebäude weggerissen und die dazu gehörigen Felder

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/247&oldid=- (Version vom 7.1.2017)