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Troschenreuth


liegt 4 Stunden südlich von Plauen, 31/4 Stunden südwestlich von Oelsnitz und 2 kleine Stunden von Hof, an zwei kleinen Bächen, welche sich hier vereinen und den Namen Feil- oder Veilchenbach führen. Der Ort ist nach einem Troitzsch (in hiesiger Gegend ein oft vorkommender Name) genannt. Troschenreuth und das Rittergut Wiedersberg waren von den frühesten Zeiten bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts stets combinirt.

Ob die Herren von Wiedersperg oder Wiersberg mit Wiedersberg zugleich auch Troschenreuth erbauten, ist nicht ganz gewiss; doch soll das frühere alte Schloss, welches mit Wall und Gräben versehen war und vor 150 Jahren abgetragen worden ist, auf ein sehr hohes Alter hingedeutet haben. Ob jener Troitzsch der Erbauer desselben war, ist nicht ermittelt. Wiedersberg, die alte Burg, existirte schon zu Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts und diente auf alle Fälle demnach Troschenreuth als Vorwerk von Wiedersberg.

Nach dem Geschlechte der von Wiersberg oder Wiedersberg folgten die von Sack und dann die von Magwitz, welche die Herrschaft bis zum 16. Jahrhundert behaupteten. Im Jahre 1631 finden wir in Wiedersberg wie Troschenreuth Dr. Michael Thomas als Gerichtsherrn, von welchem diese Güter nebst Oelsnitz 1666 an Dr. Pfretzschner kamen. Im Jahre 1727 war Besitzer von Troschenreuth mit Wiedersberg Siegmund Albert und im Jahre 1754 ein Herr von Schönfeld. Dann war Troschenreuth noch ziemlich 52 Jahre mit Wiedersberg combinirt, worauf das Letztere von der Familie Gräf, Troschenreuth aber von der Familie Seidel acquirirt wurde.

Seit 30 Jahren ist es im Besitze der Familie Stengel, welche durch Verheirathung mit der Seidelschen Familie sehr nahe verwandt ist.

Der Vater des gegenwärtigen Besitzers von Troschenreuth, des Herrn Gottlob Stengel, besass ehedem die schöne und gute Mahlmühle zu Strassberg bei Plauen.

Das jetzige Schloss von Troschenreuth hat durch den nach und nach erfolgten Umbau ein ganz verändertes Ansehen erlangt und man findet von dem frühern alten Schlosse keine besondern Erinnerungen mehr, da es baufällig geworden und fast ganz abgetragen werden musste.

Zum Gute gehört ein Areal von 400 Ackern Feld, Wiesen und Waldland.

Seit der Besitzzeit der Stengelschen Familie ist dieses Gut durch ausgezeichnete Bewirthschaftung sehr in die Höhe gebracht und dessen Werth vermehrt worden. Ohne Zweifel gehört Herr Gottlob Stengel zu den rationellsten Landwirthen des Voigtlaudes. Man betrachte die Forstcultur, die Aecker oder Wiesen, überall muss man sich wundern, wie in einer Gegend von nicht der besten Bodensorte wie hier, so Vortreffliches geleistet werden kann. Gerste und Roggen, die hier erbaut werden, gehören zu den besten Arten. Die Nutzungen des Gutes sind daher nicht unbedeutend, wozu noch kommt, dass solche durch eine vortreffliche Viehwirthschaft sich noch erhöhen. Von Tag zu Tag fährt der Milchwagen von Troschenreuth nach dem benachbarten Hof.

Geschichtlich merkwürdig ist das frühere alte Schloss von Troschenreuth durch den General Holk geworden. In demselben hat dieser grausame

     Voigtländischer Kreis, 20. oder 106. Heft d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/232&oldid=- (Version vom 7.1.2017)