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windend, bis Wernesgrün verschiedene und mannichfaltige Abwechselungen dem Auge des Wandrers gewährt.

Die Collatur über Kirche und Schule in Rodewisch mit Obergöltzsch und Untergöltzsch steht den beiden Rittergutsbesitzern von Auerbach obern und untern Theils zu, ein Recht, was sich von der früher bestandenen grösseren Herrschaft noch herschreibt.

Früher stand blos eine kleine Capelle in Rodewisch, welche Filial von Auerbach war.

Der Neubau zu einem grösseren Gotteshause wurde erst im Jahre 1642 unternommen. Da aber diese Kirche später für die Gemeinde zu klein ward, so legte man am 18. October 1729 den Grundstein zu einer neuen Kirche, die am 27. October 1736 eingeweiht worden ist.

Die Kirche selbst im innern Raum 521/2 Ellen lang und 331/4 Ellen breit, an der westlichen Seite mit einer Halle, die aus einem Theile der frühern Kirche besteht, ist einfach in ihrem Baue, doch hell in ihren Räumen, besitzt einen schönen Altar von Holz und eine schöne neue Orgel.

Im Jahre 1831 erhielt die Kirche an der Stelle eines von der Gemahlin des Herrn Joachim Friedrich von Beust auf Obergöltzsch im Jahre 1714 geschenkten Taufengels; durch testamentarische Bestimmung des Factors beim Messingwerke Herrn Rähm die Geldmittel zur Anschaffung eines neuen Taufsteins und im Jahre 1840 wurde die Kirche von Freunden der Gemeinde mit einem Glasleuchter geschmückt.

Das Capitalvermögen der Kirche mit Inbegriff der Kirchen-Holzkasse beläuft sich an 3400 Thaler.

Der Gottesacker, in dessen Räumen die Kirche steht, ward 1715 durch Ankauf eines daran grenzenden Privatgrundstücks mit 40 M. Fl. bedeutend erweitert.

Die geistlichen und Schulgebäude anlangend, so ist das Pfarrhaus, zu welchem die Wirthschaft eines Viertelgutes gehört, zwar alt in seinem Baue, doch immer befriedigend in seinen Räumen und freundlich durch seine Lage an der Kunststrasse nach Wernesgrün.

Das obere Schulhaus ist seit 1838 von den Gemeinden mit bedeutendem Kostenaufwand neu erbaut und befinden sich darinnen Lehrstuben und Wohnungen für 3 Lehrer.

Das in Niederauerbach befindliche Messingwerk wird von einem Hütten-Inspector zur Erzeugung seiner Fabrikate und von einem Factor zum Vertriebe seiner Erzeugnisse verwaltet, welchem ein Hüttenschreiber beigegeben ist. Dieses Messingwerk hat den hilfsbedürftigen Arbeiter und deren Hinterlassenen stets Gelegenheit zu einem nährenden Verdienst geboten, so wie auch die Besitzer desselben sich der dazu gehörigen Schule höchst freigebig zu jeder Zeit annehmen.

Rodewisch mit Ober- und Untergöltzsch und Niederauerbach zählt 394 bewohnte Gebäude mit 637 Familienhaushaltungen und 3217 Einwohnern.

Das Ganze gehört jetzt zum Gerichtsamt Auerbach, zum Bezirksgericht Eibenstock, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

(M. G.)     




Rützengrün.


gehörte in den frühesten Zeiten zu der Herrschaft Auerbach, von welcher es nur 1/2 Stunde entfernt liegt.

Auerbach selbst entstand mit den Burgen zu Schöneck und Falkenstein im 9ten Jahrhundert, welche gegen die aufständischen Sorben als dritte Militärlinie errichtet wurden. Limmer will die gleichzeitige Entstehung dieser Burgen aus der gleichen Bauart beweisen, weil sie nämlich alle um einen steilen Felskegel herum angelegt waren, auf welchem nun erst, isolirt von den übrigen Gebäuden, die Warte stand, welche sich so über das Ganze erhob und nun innerhalb der Burg die Citadelle von solcher selbst wieder machte und weil alle diese Warten auch nicht unten, sondern in der Mitte ihre Eingangs-Oeffnung hatten: da sie die Zuflucht für die letzte Gegenwehr in der äussersten Verzweiflung bildeten.

Auerbach mit Zubehör und so mit Rützengrün wurde früher als ein Reichsritterschaftliches Lehn besessen und die Dynasten-Familie hat

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/166&oldid=- (Version vom 24.2.2017)