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Stöckigt.


Stöckigt liegt 1 Stunde von Plauen, 1 Stunde von Oelsnitz am alten Schönecker Wege mit Schloditz rainend – am Loser Nebenbächlein des Friesenbaches.

Stöckigt wozu auch Brand gehört, ist nach Oberlosa eingepfarrt und sein Ursprung eben so alt, wie der von Oberlosa. Ueber die Entstehung des Orts hat man keine sicheren Quellen. Der Name lässt ebenfalls auf die Ansiedlung der Wenden schliessen und es gehörte im 13. Jahrhundert wie Oberlosa zum Dobenauer Gau.

Zu Anfang des 15. Jahrhunderts besassen Stöckigt die Tosso, dieselben die in dem Dorfe Thossen, welches 21/2 von Plauen und 1/4 Stunde von Rodersdorf entfernt unmittelbar an der Oelsnitz-Schleizer Strasse liegt, ihren Stammsitz hatten, und schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts existirten. Denn als Heinrich der ältere und Heinrich der jüngere, Vögte von Plauen im Jahre 1302 dem Hospital zu Hof zwölf Acker schenkten, war in die Schenkungsacte ein Dominus Tosso, miles als Zeuge mit unterschrieben. In der Thossner Kirche, welche im Hussiten- und im 30jährigen Kriege verschont blieb und ein Alter von über 560 Jahren hat, befindet sich ein liegendes Männchen, welches ein Schild im goldenen Felde hält, in welchem sich zween quer über einander gelegte schwarze Wurfpfeile befinden. Dossany bedeutet aber in der wendischen Sprache so viel als fassend, nämlich ein Gewehr, siegerisch, siegreich. Daher kam es auch, dass diese Tosse als tapfere Kämpen in den ältesten Zeiten die Herren des Altarlehnes waren, welche Ehre erst später auf die deutschen Herren zu Plauen und die Herren von Feilitzsch und von Schlegeler auf Kürbitz in Gemeinschaft überging. Nach dem Hussitenkriege finden wir die Herren Thosse nicht mehr auf Stöckigt, vielmehr ist nun ein Herr von Wiedersberg – der sich auch von Wirsberg geschrieben – damit belehnt. Hernach kam es an die Herren von Tettau, welche Oberlosa, Unterlosa, Planschwitz, Bösenbrunn, Dobeneck, Taltitz besessen haben und auch bis zum 17. Jahrhundert im Besitze geblieben sind. Später finden wir die Familie Geigenmüller im Besitze von Stöckigt. Herr Gottlob Geigenmüller war beliehener Eigenthümer bis auf die neuesten Zeiten und hat durch seine rationelle Bewirthschaftung das Gut selbst sehr verbessert und den Werth dadurch vermehrt. Nach dessen vor 3 Jahren erfolgten Tode ist solches auf seine Kinder, als gesetzliche Erben übergegangen, die noch jetzt im Besitze desselben sich befinden.

Stöckigt ist wie Oberlosa ein guter Getreideboden und die Bewohner von Stöckigt und Brandt, wo es sehr viel Häusler-Nahrungen giebt, finden auf dem Rittergute und in der Stadt Plauen durch Tagelohnarbeit stets hinlängliche Beschäftigung und so mit reichlichen Unterhalt. In der Familie Geigenmüller haben die Gerichtsuntergebenen, stets treue, gute Rathgeber gefunden.

Stöckigt mit Brandt hat 77 Haushaltungen, 54 bewohnte Gebäude mit 318 Einwohnern.

M. G.      



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/145&oldid=- (Version vom 7.1.2017)