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Stelle 1565 das Diaconat trat. Die Schulstelle in Theuma gehörte von jeher zu den besten im Voigtlande. Herr Lehrer Vogel früher in Strassberg, hat hier sein 50jähriges Amtsjubiläum gefeiert, dessen Schwiegersohn G. Hallbauer sein Nachfolger geworden ist. Die Zahl der Schulkinder beläuft sich jetzt beinahe auf 250. Schloditz schickt seine Kinder ebenfalls dahin in die Schule. Theuma hatte vor der neuen Gerichtseintheilung verschiedene Gerichtsbarkeiten. Ein Theil gehörte unter das Patrimonialgericht von Mechelgrün, der andere Theil sogar nach Reusa und der dritte Theil nach Schloditz, die übrigen Bewohner aber unter das Amt Plauen. –

Zu Schloditz gehörten auch einige Häuser von Drosdorf, Obermarxgrün und Thiergarten. Schloditz hat, wie Theuma, eine bedeutende Viehzucht und viel Ackerbau, welcher leider der hohen Lage wegen nicht sehr ergiebig ist. In den neueren Zeiten findet man in Schloditz und Theuma die meisten Näherinnen für Plauens Fabrikanten und die Frauenzimmer dieser Orte finden daher Jahr aus Jahr eine hinreichende und lohnende Beschäftigung.

Die einige Minuten über Schloditz liegende Jucheh ist ein sehr schöner Punct zur Fernsicht über einen grossen Theil des Voigtlandes und weiter hinaus. Im dasigen Wirthshause finden sich zu schöner Jahreszeit von Nah und Fern viel Gäste ein und gestärkt durch ein gutes Glas Bier, nach angenehmer Unterhaltung zieht ein Jeder am Abend befriedigt von dannen.

Im 16. Jahrhundert besassen die Herren von Rabe das Gut, dann kam es an die Familie von Tettau.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Herr Kaufmann Uebrig damit belehnt, welcher es nicht lange besessen hat, da ihm viel Unglück traf, wodurch er in Schulden gerieth und das Gut seinen Gläubigern überlassen musste. Arm und verlassen von allen Freunden musste derselbe im Auslande einen Aufenthalt sich aufsuchen. Doch scheint die Vorsehung über gute Menschen, wozu Herr Uebrig zu zählen ist, immer ihre Hand zu halten: Derselbe gewann im hohen Alter noch 10,000 Thaler in der Lotterie. Er verlebte die letzten Jahre seines Lebens froh und heiter im Familienkreise seiner Tochter, der verehel. Frau Pastor Neidhardt in Pausa. Im Jahre 1826 besass Schloditz Herr Golle, von welchem es an den dermaligen Besitzer Herrn Adler übergegangen ist, einen ausgezeichneten Oekonomen, der viel zur Verbesserung des Rittergutes Schloditz aufgewendet hat.

Oberhalb von Schloditz, unmittelbar an der Jucheh geht die von Reichenbach nach Oelsnitz und weiter nach Böhmen hin führende Chaussee vorüber, eine Strasse, die vor dem Baue der Sächsisch-Baierschen Eisenbahn sehr belebt war, weil alle Badereisende, alle Frachtfuhrleute dieselbe befuhren, da solche weniger Steigerungen hatte, als die Reichenbacher-Plauen-Oelsnitzer Chaussee. Die früher durch Schloditz nach Schöneck führende Strasse ist gänzlich liegen geblieben, da der Weg über Voigtsberg vorgezogen wird.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/141&oldid=- (Version vom 7.1.2017)