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Schloditz.


Schloditz, wozu auch Jucheh gehört, liegt 11/2 Stunde von Plauen, 1 Stunde von Voigtsberg am alten Schönecker Wege, sehr hoch und rauh.

Schloditz in den Urkunden Slotitz, nannte man wohl von der Göttin Slota, die auch Zelota Baba hiess und eine Göttin der Lutizierwenden war. Schloditz ist demnach sehr alten Ursprungs. Im 12. Jahrhundert gehörte es unter die Dobenauer Herrschaft. Eigentlich wird es Ober- und Unterschloditz genannt, obschon das Rittergut stets vereinigt in den Urkunden vorkommt, auch blos ein Schloss existirt. Das Gut hat 335 Acker 175 □Ruthen mit 4962 Steuereinheiten, 170 Einwohner mit 34 Haushaltungen und 27 Gebäuden. Das Rittergut und Dorf ist nach Theuma eingepfarrt, welches sammt dem ersteren im Jahre 1633 durch Krieg und Krankheiten viel zu leiden hatte. Durch Krieg und Pest kam es auch, dass ein unfern Theuma gelegenes und ebenfalls mit Schloditz dahin eingepfarrtes Dorf, Namens Frösseg dergestalt verheert wurde, dass jetzt davon blos noch geringe Spuren vorhanden sind. Die Felder und Wiesen, welche zu diesem Dorfe gehörten, sind der Pfarre und dem Diaconate zu Theuma, sowie dem ebenfalls eingepfarrten Dorfe Grossfriessen zugefallen. Theuma ist überhaupt eine der grössern Parochieen des Voigtlands. Ausser den genannten Ortschaften sind auch noch Zschokau und Mechelgrün, Obermarxgrün, Altmannsgrün, Lottengrün, Drosdorf und Tirpersdorf, in welchem letzteren Orte vom Diaconus zu Theuma alle 14 Tage Nachmittagsgottesdienst gehalten wird, wogegen die Taufen und Trauungen in der Hauptkirche stattfinden. Ausserdem gehören zur Theumaer Parochie 4 Schulen, 1) Theuma, 2) Grossfriessen, 3) Zschokau mit Mechelgrün, 4) Tirpersdorf mit Lottengrün.

Die Collatur über die Kirchen und Schulstellen der Parochie stehen dem Superintendenten zu Plauen zu.

Die geistlichen Gebäude in Theuma sind sehr alt, aber geräumig; die Schule ist seit dem Jahre 1829 reparirt.

Die Kirche von Theuma war vor dem Jahre 1834 sehr finster. Seit dem gedachten Jahre ist solche durch die milde Stiftung eines gewissen Chirurg Fuchs verschönert und restaurirt worden. Dieser Chirurg Fuchs, der zu seiner Zeit sehr berühmt durch seine Kuren gewesen ist und dadurch sein grosses Vermögen erworben hat, sich auch um die Armen sehr verdient gemacht, welche mit den jährlichen Zinsen eines Capitales von 2000 Thaler unterstützt werden. Sowie der hiesige Schullehrer beauftragt ist, am Jahrestage des Todes des verewigten Fuchs mit den Theumaischen Chorknaben vor seinem damaligen Wohnhause zu singen; sowie Sonntags darauf am Schlusse des Vormittagsgottesdienstes eine Gedächtnissrede vom Pastor gehalten wird.

Der jetzige Pastor ist Herr Mag. Börner welcher früher in Elsterberg als Diaconus fungirte und der Bruder des Herrn Pastor Börner in Zwenkau, welcher in den frühern Jahren als Diaconus zu Theuma angestellt war. Letzteres Amt wird jetzt von einem Sohn des frühern Rector Wimmer in Plauen, Emil Wimmer verwaltet. In dem Zeitraume von 350 Jahren hat Theuma überhaupt 18 Pastoren und 32 Diaconen gehabt. Im Jahre 1533 wurde der Praemissarius abgeschafft, an dessen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/139&oldid=- (Version vom 7.1.2017)