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Treuen.


Das Städtchen Treuen liegt drei Stunden nordöstlich von Plauen am sogenannten Treuenbache, wo dieser den von Vogelwinkel herabkommenden Lamnitzbach aufnimmt, anderthalb Stunden südöstlich von Lengefeld, fünf Viertelstunden von Auerbach, zwei Stunden von Falkenstein und dritthalb Stunden von Reichenbach in einer waldigen, bergigen Gegend und zwar etwa 1300 Pariser Fuss über der Nordsee in einer recht anmuthigen Gegend. Der Ort zählt in vierhundert Häusern etwa viertausend Einwohner, die sich hauptsächlich mit der Herstellung von Musselinen, Kattun und bunten Tüchern beschäftigen. Der Bergbau, welcher früher hier getrieben wurde, war niemals von Bedeutung. – Bemerkenswerth sind die Werksteinbrüche jenseits Schreiersgrün, bis in den ansehnlichen Wald hinein, welcher den Muttergottesstein umfängt, sowie im Westen der Thossfeller und nordwestlich der Treuener Wald. Der Treuenbach ist das stärkste Nebenwasser der Trieb, in welche er südwestlich eine halbe Stunde von hier mündet. Er entsteht zwischen Treuen und Schöneck in Neustädel, am Abhange des Falkensteiner Gebirgszuges, fliesst nordwärts nach Dorfstadt, Reimtersgrün und Rebelsgrün und dann westlich vor Schreiersgrün vorbei nach Treuen. In dem hübschen Thale, welches der Treuenbach durchrinnt, bewegt er eine Anzahl Mühlen und Fabrikanlagen; denn trotz des geringen Zuflusses hat der Bach starkes Gefälle. In einer Urkunde von 1122 führt der Treuener Bach den Namen „Thurau,“ welche Bezeichnung urkundlich auch für die Stadt Treuen vorkommt; zwischen der Rebelsgrüner und Schreiersgrüner Mühle aber heisst er „Eselsbach,“ welche Benennung sich bis auf unsere Zeit erhalten hat. Damals bildete dieser Bach einen Theil des Gränzgebiets vom Gaue Dobenau.

Wenn alte Geschichtsschreiber den Namen der Stadt Treuen von den Druiden ableiten, so sind sie in grossem Irrthum; denn die Stadt ist sorbischen Ursprungs und empfing ihre Benennung von dem slavischen Worte „Drewe,“ welches Holz bedeutet. Ausser der Burg, welche bereits im elften Jahrhundert hier vorhanden war, gab zur Entstehung des Ortes Treuen wohl auch ein Eisenhammer Veranlassung, bei dem sich zwei grosse Teiche befanden, die später ihre Dämme durchbrachen und das Eisenwerk vernichteten, an dessen Stelle man eine Mühle erbaute. Die Burg, in Urkunden Drewen, Thurau, auch Drün genannt, war ursprünglich ein Reichslehn, welches der Kaiser 1329 dem Voigte Heinrich von Plauen übergab. Im Jahre 1367 war war die Veste Treuen ein Lehn des Königs von Böhmen, welches Lehnsverhältniss bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts verblieb, wo das Haus Sachsen von den Reussen zu Plauen bedeutende Ländereien erkaufte. Die Voigte besetzten die ihnen vom Kaiser anvertrauten Burgen mit bewährten Edelleuten, welchen als Unterlehnsträgern gegen gewisse Gefälle und Niessungen die Bewachung und Vertheidigung der festen Schlösser und der dabei gelegenen Ortschaften oblag. Auf der Burg zu Treuen hauste 1416 als ein solcher Vasall Ritter Cunrad von Myla, und 1426 werden Kunz von Wolfersdorf und Ulrich Sack genannt, denen 1436 Balthasar Tupnenberger folgte. Von 1431 sassen auf der Burg Treuen wiederum die Wolfersdorfe und 1487 Ritter Kunz von Hermsgrün, der, wie wohl auch schon einige seiner Vorgänger, das Schloss mit dem Rittergute als erbliches Afterlehn besass; denn er verkaufte beide mit Genehmigung des Lehnsherrn 1510 an Jobst von Feilitzsch, des heiligen Römischen Reichs Ritter, Herrn auf Kürbitz und Tobertitz. Dieser war mit auf dem Turniere, welches 1485 zu Onolzbach gehalten wurde, und zwar unter Markgraf Friedrichs von Brandenburg Gesellschaft zum Bären. Er zog mit Kurfürst Friedrich dem Weisen nach Jerusalem zum heiligen Grabe und starb 1511. Seine Gemahlin war Magdalene von Beulwitz aus Hirschberg. Er wurde, dreiundachtzig Jahre alt, in der Kirche zu Kürbitz beerdigt.

Der älteste Sohn Jobsts von Feilitzsch und Erbe des Rittergutes Treuen war Moritz von Feilitzsch, der die Lehn über das Gut Freitags nach Judica 1514 erhielt, und sich mit Katharinen von Magwitz und später mit Sibyllen von Metzsch aus Netzschkau vermählte. Er wurde wegen seiner vielfachen Verdienste und hohen Tapferkeit der „güldene Ritter“ genannt und stand am 24. Februar 1548 bei der feierlichen Belehnung des Kurfürsten Moritz zunächst hinter diesem. Anfänglich besass Moritz von Feilitzsch Treuen und Unterlauterbach gemeinschaftlich mit seinem Bruder Eberhardt; doch theilten beide Herren ihre Güter, so dass Moritz Treuen behielt und den sogenannten Hammer sammt Wald und Feldgütern an sich kaufte. Die Chronik der Stadt Hof erzählt, dass Moritz von Feilitzsch auf Treuen und Heinrich von Bünau auf Dürrenhof 1551 einen Schuster sammt seinem Schwager Hermann verbrennen liessen, die zu Treuen und Pfaffengrün Feuer angelegt hatten. Bei Auszahlung der Gerichtsgebühren entstand aber ein gräulicher Tumult, während dessen

     Voigtländischer Kreis, 11s oder 62s d. g. Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/124&oldid=- (Version vom 7.1.2017)