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Hans Christoph von Feilitzsch, der auch Heinersgrün, Gutenfürst, Kemnitz, Wiedersberg, Troschenreuth, Posseck und Zedtwitz an sich gebracht hatte. Er war Oberhofmarschall und Oberstallmeister und starb um 1540. Sein Nachfolger Adam Wolf von Feilitzsch war Kriegskommissar des Voigtlandes und starb 1560. Das Schloss zu Unterweischlitz verkaufte Urban von Feilitzsch an Wolf Adam von Posseck auf Rodersdorf, der um das Jahr 1657 mit Tode abging. In neuerer Zeit gelangte Unterweischlitz an den Freiherrn von Seckendorf, der hier eine grosse Spinnfabrik erbaute, die später an ein Chemnitzer Handelshaus verkauft wurde. Der jetzige Besitzer von Unterweischlitz ist Herr F. G. E. Kreller. – Unterweischlitz besitzt ein Areal von 562 Ackern und 276 □Ruthen mit 8496,40 Steuereinheiten und einer Mühle; Oberweischlitz hat Kleineckhaus, Lanneckhaus und Theile an Berglas, Geilsdorf, Rosenberg mit Vorwerk, eine Ziegelbrennerei, Schäferei, eine Mühle und einen Antheil an Grosszöbern, mit 853 Ackern und 15 □Ruthen und 9829,83 Steuereinheiten. In neuerer Zeit gehörte Oberweischlitz der Familie Koston.

Unbeschreiblich sind die Drangsale, welche Weischlitz im dreissigjährigen Kriege erdulden musste, indem der General Holke mit seinen unmenschlichen Horden hauptsächlich in diesem Theile des Voigtlandes sein Unwesen trieb. Die Soldaten verübten die scheusslichsten Grausamkeiten und plünderten die unglücklichen durch häufige Besuche kriegerischer Gäste schon gänzlich verarmten Landleute dass ihnen nichts blieb als wenige Lumpen, welche mitzunehmen ein Soldat der Mühe nicht für werth hielt. Die Kroaten plünderten zugleich auch die Kirche zu Kürbitz, wohin Weischlitz eingepfarrt ist und bis zum Jahre 1701 sah man am Knopfe des Kirchthurms noch die Spuren der Kugeln, welche von den Kroaten im Uebermuthe darnach abgeschossen worden waren. Merkwürdig ist eine hier aufbewahrte Biebel, welche im Jahre 1626 von dem Verwalter in Förbau, Heinrich Schmätzer, der hiesigen Kirche geschenkt und von kaiserlichen Marketendern geraubt worden war. Auf der inneren Seite des Einbandes ist bemerkt: „Diesse Biebel welche vor Einem Jahre vonn denen Kayss. Marggetentern auss der Kirchen zu Kürwitz“ Sr. Hoch-Edel gestreng Herrn Urban Caspar von Feilitzsch, fürstl. Brandenburgischen geheimden Rath zustundig hinweggeraubt vnndt von mir wieder aussgelöst vnndt erkauft worden verEhre Seiner Hoch-Edel gedachten Herrn Cantzlern, Ich Endess Subscribirter wieder in ermelte Kirchen zum stetswerenden gedechtnuss, Actum Eger den 14/24 Meji Anno 1641

Der Röm. Kayss. vnnd Königl. Majest. bestallter Proviant-Meister Georg Ernst Thumbster von Minichsberg.

In der Kirche zu Kürbitz befinden sich mehrere Grabsteine der Rittergutsbesitzer auf Kürbitz und Weischlitz. Der interessanteste darunter ist ohne Zweifel der Urbans von Feilitzsch, auf Tobertitz und Treuen, mit der Inschrift: „Anno 1580 den 7. Mai früh zwischen 3 und 4 Uhr starb der Edle Gestrenge und Ehrenveste Urban von Feilitzsch zu Kürbitz, seines Alters 100 Jahre. –“ Dessen Enkel, Urban Caspar von Feilitzsch, auf Kürbitz, Weischlitz, Förbau Schwarzenbach, Isar und Joditz, hochfürstlich Brandenburgischer Geheimrath, Kanzler und Lehnrichter, erbaute dieselbe in den Jahren 1624 bis 1626 von Grund aus, sowie er auch die Kirchen zu Schwarzbach und Förbau auf eigene Kosten erbaut hat. Da die Croaten die heiligen Gefässe geraubt schenkte der fromme Herr der Kirche neue silberne, welche noch jetzt vorhanden sind. Die schöne aus einem einzigen Sandsteine gearbeitete Kanzel ist ein Geschenk des Kriegskommissars Adam Wolf von Feilitzsch, und den Taufstein von schwarzem Marmor verdankt die Kirche Wolf Adam von Posseck. Von den vielen Gemälden welche die Kirche verwahrt sollen eine Anzahl von dem Geheimerath von Feilitzsch in Holland angekauft worden sein, übrigens befinden sich hier auch sieben Portraits der Feilitzischen Familie, vier Männer und drei Frauen darstellend, darunter der Erbauer der Kirche in Lebensgrösse. Ob ein in dem Erbbegräbnisse hängendes Bild, wie die Sage behauptet, wirklich ein Werk Lucas Kranachs sei, mögen Kunstkenner bestimmen. – Das Patronatsrecht über die Kirche und Schule zu Kürbitz ist 1623 durch Kauf an das Rittergut Kürbitz gekommen.

Die Kürbitzer Kirche gehört unbedingt zu den schönsten und geräumigsten Dorfkirchen des Voigtlandes, so wie sie auch eine der ältesten ist. Es wird durch verschiedene keineswegs verwerfliche Nachrichten bewiesen, dass schon im Jahre 1124 eine Kirche in Kürbitz vorhanden war, die demnach fast zu gleicher Zeit mit der Johanniskirche zu Plauen entstand. Wie über viele Kirchen in Plauens Nähe wussten die zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts im Voigtlande auftauchenden Ritter des Deutschen Ordens sich bald auch über hiesige Kirche das Patronat zu verschaffen, welches sie bis zur Reformation ausübten. Auch in Weischlitz hatte der Orden ein Besitzthum, denn ihm gehörte daselbst ein Hof, dem Urban von Feilitzsch 1473 von den Rosendorfer Feldern zwei Acker Land und ein Stück Lehde hinzufügte. Der Pfarrherr in Kürbitz hatte vor der Reformation zwei Frühmessen, eine in Geilsdorf und eine in Tossen abzuhalten, doch spricht eine aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts herrührende Matrikel bereits von Geilsdorf als einer selbstständigen Pfarre. Tossen blieb in seinem Verhältniss zu Kürbitz bis 1538 wo es der Pfarre Rodersdorf als Filial beigegeben wurde. Nach dem Tode des letzten Frühmessners zu Kürbitz überliess der Churfürst Johann

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/106&oldid=- (Version vom 7.1.2017)