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Rehefeld

2 Stunden südlich von Frauenstein an der Böhmischen Landstrasse gelegen.

Eigentlich hatte Rehefeld nur ein Vorwerk, welches seine eigene Gerichtsbarkeit hatte, die später an das Königl. Gericht zu Altenberg abgetreten worden ist.

Zu Anfang des 17. Jahrhunderts legte der Wildmeister von Römer das Vorwerk an und das lange bei der von Römer’schen Familie geblieben ist.

Der Ort besteht aus 130 Einwohnern die sich mit Waldarbeit und etwas Feld und Viehwirthschaft beschäftigen.

Rehefeld liegt mit Zaunhaus beisammen im Thale an der Weiseritz.

Der Ursprung des Ortes war eine Försterwohnung, die bei Errichtung des Wildzaunes an der Grenze Böhmens gebaut wurde. (Daher der Name Zaunhaus).


Reichenbrand

liegt ungefähr 1¼ Stunde von Chemniz, 2 Stunden von Hohenstein, 2½ Stunde von Lichtenstein und grenzt mit den Stelzendörfer, Neukirchner[WS 1], Mittelbacher, Grüner, Rabensteiner und Siegmarer Gemeinde Gebieten und Fluren, und ist von denselben umschlossen. Hier ist Jahrhunderte hindurch ein Rittergut, was blos trockne Zinsen bei voller Rittergutsgerechtigkeit, aber kein Rittergut-Ackerland hat.

Die freiherrlich von Knipfer’sche Familie hat das Gut lange besessen.

Der Ort selbst ist nicht unbedeutend und bekannt durch seine Industriezweige.

Es leben hier an 1500 Menschen, die durch die Herren Fabrikanten grössentheils einen guten Verdienst finden.


Ringethal

liegt nur ¾ Stunden nordöstlich von Mitweida, 2 Stunden von Waldheim und Heinichen, 630 bis zu 750 Fuss überm Meere.

Das hiesige Rittergut hat eine schöne angenehme Lage und würde auch abgebildet einen guten Anblick gewähren.

Die Fluren sind schön und gross und die dasigen Steinbrüche nicht unbedeutend.

Das Gut besass bis 1789 den Kriegsrathsvicepräsident Christoph Friedrich von Flemming auf Buckow und Crossen, von diesem kam es an die Freifrau von Rackniz.

Die hiesige Kirche hat eine Silbermann’sche Orgel.

Der Ort gehört zum Gerichtsamte Mitweida und zählt 50 Häuser und 300 Einwohner.


Rübenau

in einer der reicheren Gegenden des Vaterlandes, auf dem mit Moor und Torf überzogenen Abhange des Erzgebirges an der böhmischen Grenze in der Nähe von Lauterstein und Zöbliz gelegen.

Als erster Besitzer des Gutes Rübenau erscheint urkundlich der Flossmeister Hans Oehmichen, der im Jahre 1614 um Ertheilung herrschaftliche Gerechtsame bat.

Von den Erben desselben kaufte es im Jahre 1629 Kurfürst Johann Georg I., der Oberhüttenverwalter Linke zu Freiberg erhielt es in Pacht, setzte aber einen Vicepächter ein.

Uebrigens erhielt Rübenau die Schriftsässigkeit unter einigen Beschränkungen erst im Jahre 1690, wo das Gut Herr Oehmichen besass und zwar gegen Uebernahme eines Fusses von einem Ritterpferde.

Um jene Zeit bestand hier eine spurlos verschwundene Münzstätte, in welcher 1/24, 1/12 und ⅔ Thalerstücke geprägt worden sind.

Von den späteren Besitzern, die im Laufe des vorigen Jahrhunderts ziemlich häufig wechselten, legirte die Freifrau von Trachenberg, geb. Seidelin von Rosenthal im Jahre 1733 je 200 Thlr. zu der Kirche und armer Waisen und der Königl. Kämmerer Fredersdorf schaffte ums Jahr 1782 eine dritte Glocke für die Kirche.

Seit dem Jahre 1830 besitzt das Gut Herr Wilhelm Ludwig Kempe zu Marienberg.

In Rübenau besteht ein Eisenhammer, welcher die zahlreichen Nagelschmiede nicht völlig versorgen kann. Das weibliche Geschlecht beschäftigt sich mit dem Klöppelsacke. In Rübenau steigt die Volkszahl von Jahr zu Jahr. In 350 Haushaltungen leben 1420 Menschen.


Streckewalde

1½ Stunde südwestlich von Marienberg 1 Meile nordöstlich von Annaberg, nördlich unterm Buchenberg gelegen, schwingt sich in östlicher Richtung über einige Abhänge hinab zur Mündung der Muldenaue oder Sand-Bachs in die Pressniz, dem Ziegenrück südwestlich gegenüber in einer der reizendsten Gegenden Sachsens.

Das Rittergut hat schöne Gebäude und vortreffliche Wirthschaftsräume.

Im 17. Jahrhundert gehörte Streckewalde mit andern Gütern hiesiger Gegend dem brandenburgischen Hofjäger Ernst Hornig.

Der Rittergutsbesitzer ist blos Collator über die Schule in Streckewalde, da Streckewalde nach Mildenau eingepfarrt ist.

Von dem Herrn Kaufmann Eisenstuck in Annaberg überkam als Geschenk von ganz kurzer Zeit das Rittergut Streckewalde Herr Wecke auf Wiese.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Neukirckner
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/337&oldid=- (Version vom 1.10.2017)