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Lorenz, Gegentrum und St. Einert, welche letztere nicht mehr gebaut wird, bei jenem ist ein kleiner Teich.

Bei der hiesigen Brücke ist die Zeche Hosiannah weiter im N. und höher Gottes Gnade und Segen, entfernter im N.W. die weise Taube an der Südseite des Niederdorfs ist zunächst der weisse Schwan, weiterhin St. Schell, kurz vor der Fuchsmühle an der Mulde aber Neubescheert Glück.

Einige 100 Schritt vom obern Dorfende östlich beginnt Falkenberg, so dass beide Dörfer zusammengenommen sich quer über das Gebirge hinweg von der Mulde bis zur Bobritzsch schwingen.

Noch reint Conradsdorf mit Halbach und dem Zubehör von Krummhennersdorf und nur die Mulde scheidet es von Tuttendorf.

Conradsdorf ist auf alle Fälle das von Conrad Spanseil neuerbaute Dorf, das auch Konradiz genannt wird, und das er 1180 der Kirche zu Leuben zueignete.

Sicherlich war es unter Heinrich dem Erlauchten schon vorhanden und 1342 schenkte Bischof Johann I. es dem von ihm erneuerten Barbara Altar in der Dresdner Kreuzkirche.

Das Rittergut besass aber schon vor 450 Jahren Kaspar von Sayde auf Hals.

Seit 1673 besass es Fr. von Kolben, der aus Schlesien sich hierher wendete und 1679 hier starb, von dessen Wittwe erst kam Conradsdorf an den Freiberger Rath, wogegen das Dorf der Rath schon 1618 inne hatte, und 1334 schenkte Ritter Bernhard von Reinsberg den hiesigen zehnten dem Hospital-Amte zu Freiberg.

Das Rittergut über die südöstliche Seite des Niederdorfs etwas erhöht stehend, leistete 1 Ritterpferd.

Mit Einschluss der Bergamtsunterthanen zählt der Ort gegen 80 Häuser mit 500 Einwohnern.




Niederhaselau

In früheren Zeiten bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts findet man es Hasel und Hassel, in neuerer Zeit auch Hasslau und Haslau geschrieben; insgemein aber heisst es die Hasel und hat seinen Namen gleich Oberhaselau wahrscheinlich von den Haselbüschen.

Das Rittergut Niederhaselau war wie dies schon bei Vielau erwähnt worden ist immer mit dem letzteren[WS 1] combinirt; nur von 1602–25 war dies nicht der Fall, indem es nach dem Absterben der Herren von Wildenfels 1602 Heinrich von Beust auf Planiz an sich brachte, von welchem es 1613 an den Schönburgischen Hofmeister Christoph von Kühn oder Knyen überging.

Von diesem letzteren erkaufte im December 1625 der Zwickauer Rath für 4400 Fl. das Rittergut mit Ober- und Erbgerichten und 6 Lehnssassen in Schönau, nachdem die bereits vor 12 Jahren mit Beust angeknüpften Kaufunterhandlungen sich wieder zerschlagen hatte.

Zum Rittergut gehört ein Grundbesitz von 20 Acker 221 Quadratruthen an Feld, Wiesen, Garten, Laub und Buschwald, von welchem letzteren der besonders verpachtete, sogenannte alte Holzberg an der Bockwaer Grenze 11 Acker 96 Quadratruthen beträgt.

Zu dem etwas unansehnlichen Rittergutsgebäude selbst, das sich im oberen Theile des Dorfes befindet, sind nur 8 Acker 258 Quadratruthen geschlagen und gegenwärtig nebst einer der Stadt Zwickau gehörigen Wiese in dem Oberhaselau gegenüber gelegenen Haarholz für 155 Thlr. verpachtet.

Die früheren Pächter waren in der Regel zugleich als Raths-Förster für den Vielauer Wald und das gedachte Haarholz angestellt.

Das Dorf zieht sich in einer reizenden Thalaue am westlichen Abhange das rechte Ufer der Zwickauer Mulde begleitenden, felsigen Bergzuges hin, der Schneeberg Zwickauer Chaussee entlang, 5/4 Stunde südlich von Zwickau und ¼ Stunde westlich von Vielau entfernt.

Es hat ein Areal von nur 80 Acker 110 Quadratruthen und zählt in 92 Häusern 730 Einwohner, welche ausser der geringen Landwirthschaft dieselben Nahrungszweige wie Vielau haben, zum Theil aber auch in dem Kiesdorfer Eisenhüttenwerk und der Schedewizer Kammergarnspinnerei Beschäftigung finden. Auch giebt es hier 4 Schiefer- und Steinbrüche.

Im obern Dorfe treibt ein von der Mulde gespeister Mühlgraben, über welchen zwei steinerne Chausseebrücken führen, eine Mehl- und Brettmühle mit ansehnlichem Muldenwehr.

Das oberste Haus des Dorfes bildet der Gasthof zum Bogenstein (so genannt weil hier der Felsen von der Mulde in den Vilauer Grund einen Bogen oder ein Knie macht) in dessen Nähe die Chaussee eine Strecke in den Schieferfelsen gesprengt ist; ausserdem befindet sich noch eine Schenke in dem Orte.

Mehrmals hat man hier mit Bergbau Versuche gemacht und zu Ende des 17. Jahrhunderts soll an der Stelle der Mühle ein Erzpochwerk gestanden haben.

Neu aufgenommen wurde der Bergbau, der unter dem Scheibenberger Bergamte stand, 1708 von einer Zwickauer Gewerkschaft, welche die Stollen Johannis und Friedrich trieb, bald aber sich wieder auflöste, und zum zweiten Male, obwohl mit gleich schlechtem Erfolge 1754 beim Bogenstein durch eine Gewerkschaft, welche Stollen „Hülfe Gottes“ trieb, dessen Mundloch noch an der Chaussee sichtbar ist.

In den letzten Jahren hat man bei Niederhaselau Spuren von Zinnober gefunden.

Ein Schieferbruch auf Ritterguts Grund und Boden ist wieder eingegangen, dagegen war ein auf dem Schönauer Rittergutsantheil eröffneter Marmorbruch längere Zeit gangbar.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letzeren
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/336&oldid=- (Version vom 21.6.2019)