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Reichenberg

Dieser kleine, ¾ Stunde von Nassau südwärts in einem tiefen Thale zu beiden Seiten der Freiberger Mulde, sehr malerisch gelegene Ort wird im 16. und 17. Jahrhundert stets ein Städtlein genannt, desgl. in Herzogs Georg Lehnbriefen von 1501–1512, desgl. in den Lehnbriefen des Churfürsten Moritz 1545 und späterhin.

Ungefähr 5 Bauergüter jedes ¼ Hufe gerechnet, nebst 7. Häuser war sonst das ganze Städtchen.

Das ansehnlichste Gehöfte[WS 1] bildeten die Gebäude des ehemaligen staatsfiscalischen Kammergutes, das aber vor mehreren Jahren von der Gemeinde Nassau nebst dem Vorwerke Grünschönberg erkauft wurde.




Silberstrasse

näher an Zwickau als an Schneeberg. Die schöne neue Brücke, welche über die Mulde führt hat 870 Fuss Seehöhe. Dieser Punkt liegt unter 50° 59′ 45″ Br. und 30° 12′ 50–55″ Länge.

Zum Rittergute, welchem nur 970 Fuss Seehöhe zu geben sind, gehört Bierbrauerei, und besitzt dieselbe schöne Felder, Wiesen, Teiche und einen ausgezeichneten Wald.

Im Jahre 1801 brannte es nebst dem Gasthofe gänzlich ab, beide sind aber schöner als vorher wieder aufgebaut.

Es besteht nebst der neuen Ruhe aus 5 Gärten, 25 Häuser und einer Mühle, unweit der Mulde, jedoch nicht von ihr getrieben.

Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 500.

Silberstrasse gehört zur Kirche von Schönau, wohin auch Wiesenburg gehört, unter welchem Ort alles Nähere genau beschrieben sich findet.




Vielau

In alten Urkunden Phila, Vhila, Philaw und Viela, ein Name sorbenwendischen Ursprungs.

Es ist ein Zubehör der alten Reichsgrafschaft Hartenstein, welche nachdem sie von den Burggrafen zu Meissen an die Herren von Schönburg übergegangen, seit 1450 unter sächsischer Oberlehnshoheit steht.

Die ältesten bekannten Besitzer des Rittergutes waren 3 Gebrüder von Ehrenberg, welche 1279 mit Genehmigung ihres Lehnsherrn des Burggrafen Meinher dem Grünheiner Kloster einen Theil des Dorfes schenkten, welcher seit der Secularisation des Klosters unterm Zwickauer Amte stand und 10 Güter und 3 Häuser umfasst.

Spätere Besitzer des Rittergutes waren 1402 Mülich von Neumarkt in Gemeinschaft mit Conrad von Rybinsdorf oder Reinsdorf, die letzten burggräflichen Vasallen, 1486–1516, Arnold Croh oder Krahe, 1516 Gregor Loss oder Looss, 1531 Michel Nake, 1541 Wolf Loss, 1546 Nicol von Ende und 1589 an die Brüder Ehrenfried, Wilhelm und Wolfgang von Ende, welche 1591 das Gut an Anarch Friedrich von Wildenfels verkauften, nach dessen erblichem Absterben im Jahre 1602 das erledigte Lehen an die Herren von Schönburg fiel, zugleich mit dem Rittergute Niederhaselau, das schon seit Anfang des 15. Jahrhunderts immer mit Vielau combinirt war.

Sechs Jahre später nun verkauften die von Schönburg Vielau ohne Niederhaselau nebst Gerichtsbarkeit, Kirchen und Schulpatronat für 4100 Fl. an den Zwickauer Rath, dem gegenwärtigen Besitzer.

Vom Rittergute Vielau hat ein altes ausgestorbenes Adelsgeschlecht seinen Namen entlehnt: dann 1270 kommt ein Ritter Conrad 1322 Steinbeck von Vielau vor.

Gegenwärtig umfasst die Jurisdiction des Ritterguts, das bei der Schönburgischen Gesammtcanzlei in Glauchau zu Lehn geht, das Dorf Vielau 89 Güter und Häuser mit 700 Einwohnern und die Dörfer Rosenthal und Niederhaselau.

Der Grundstückscomplex des Vielauer Ritterguts beträgt 119 Acker 18 Quadratruthen, wovon 55 Acker 242 Ruthen auf den in Nordost des Dorfes gelegenen Wald kommen.

Das Gut hat starke Brauerei und Branntweinbrennerei und einige Strich Fischerei in 8 Strichen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Cehöfte
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/333&oldid=- (Version vom 1.10.2017)