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Frankenberg war ursprünglich ein unansehnliches Dorf, wuchs aber nach und nach und erhielt einen Gebäudezuwachs vorzüglich von den Herren von Schönberg, von denen Kaspar von Schönberg um 1543 im Nordwest der Stadt den Grund zu einem Gebäude legte, welches seine Nachkommen vollendeten und durch Ankauf von den nahen Gärten, Wiesen und Feldern zu einem Vorwerk oder Rittergut machten.

Dasselbe ward im Gegensatze zum alter Schlosse Sachsenburg, der Neubau genannt bis heute. Die von Schönberg besassen dieses Gut bis 1609, wo es an die Churfürsten von Sachsen kam, die es später dem Amtmann Nicolaus Thum für 3800 Gulden verkauften. Der jetzige Besitzer ist der Rittmeister von Sondersleben. Zu diesem Neubau gehören die sogenannten Drescherhäuser und einige andere, an der Sachsenburger Strasse gelegenen Gebäude, welche mit dem Neubau eine eigene Gemeinde bilden.

Im Jahre 1683 erlangte Frankenberg die Bergfreiheit.

Dadurch, und durch die Gründung zuerst der Wollenzeug-, dann der Baumwollenzeugfabriken (letztere durch einen Webermeister aus Frankenberg, Thomas Renard, der in Antwerpen das Zeugweben erlernt und das Modell zu einer Zwirnmühle mitgebracht hatte) durch die später schwunghaft betriebene Lein- und Zeugweberei, die den Grund zu den jetzigen Cattunfabriken legte, wurde die Stadt von Zeit zu Zeit vergrössert und so umfasst Frankenberg auf 859 Acker 94 □Ruthen 18 Stadttheile mit 600 Gebäuden und 7000 Einwohnern.

Frankenberg hat aber nur 1 Kirche, in welche die Dörfer Gunnersdorf, Neudörfchen, Dittersbach, Mühlbach und Hausdorf eingepfarrt sind. Sämmtliche Pfarr- und Schulstellen, inclusive der Kirchnerstelle, vergiebt das königl. Hohe Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts.

Einige hundert Schritte westlich von Gunnersdorf, am rechten Zschopauufer, befindet sich der Flossholzplatz für Frankenberg, Haynichen und Umgegend, mit einem jährlichen Vorrath von mehreren 1000 Klaftern.




Falkenberg

1 Stunde von Freiberg entfernt gelegen, bekannt durch die steinerne Bobritzschbrücke, welche im Jahre 1752 hier erbaut wurde, und die Communication mit Niederschönau sichert.

Im Jahre 1386 wurde vom Markgrafen Wilhelm dem Einäugigen das Dorf Falkenberg nebst Zubehör dem Jungfrauenkloster von der Buse St. Maria Magdalena in Freiberg zugeeignet und im Jahre 1545 der Gerichtsbarkeit des Stadtraths zu Freiberg einverleibt. Noch bis heute gibt es einen sogenannten Buttersteig, welcher von hier aus über die Felder von Conradsdorf nach Freiberg führt, wohin in frühester Zeit die Falkenberger Bewohner Lebensmittel in das obengenannte Kloster schaffen mussten. So ist auch noch nach den Zeiten der Reformation die Sitte geblieben, von Falkenberg aus einige Scheffel Korn in die Kirche des ehemaligen Jungfrauenklosters zu St. Maria Magdalena zu liefern.

Seit 46 Jahren ist auf den meisten Gütern viel Holz, besonders Erle und Birke angepflanzt, das herrlich gediehen ist.

Die Häusler arbeiten meistens beim Bergbau, sowie in den Schmelzhütten.

Für Freunde der Natur dürfte der Weg von der obenerwähnten Falkenberger Brücke bis zur Forstmühle bei Krumhennersdorf, viel Anziehendes haben.

Falkenberg hat 20 Güter, 10 Gartennahrungen, 24 Häusler (eine Mühle am Bobritzschbache), mit 450 Einwohnern.




Sohra

„die saure Aue,“ liegt ½ Stunde südöstlich von Oberbobritzsch, in einem freundlichen Thale, und umfasst unter der Gerichtsbarkeit St. Johannis zu Freiberg, 35 Häuser mit 300 Einwohnern. Gegen ⅜ lang ausgedehnt, in dem Hospitalwalde und dem dortigen Oberbobritzscher Hölzern entspringenden Sohrbache, zählt unter seinen nicht starken Bauergütern das Dorf zwei bedeutende, deren jedes drei Hufen stark ist.

Auch bestehen in Sohra zwei Mahl- und eine Schneidemühle.

Die beiden bezeichneten Güter bildeten ehedem ein Vorwerk der Burg Sohra. Auch nach Pretzschendorf und Oberbobritzsch sind durch Kauf Vorwerksfelder gekommen, worauf bezüglich noch heute Steuern nach Sohra zur Berechnung an die Behörden entrichtet werden.

Das Schloss Sohra lag im Walde nach Pretzschendorf hin.

Seine Stätte hat sich meist in ein Stück Feld verwandelt. Noch vor einigen achtzig Jahren waren Mauerruinen und Keller vorhanden, welche Ueberreste, von den umliegenden Dörfern als Baumaterial benutzt, verschwunden sind.

Wohl aber giebt von der alten Burg noch manche schauerliche Sage Zeugniss, und der sogenannte Vorwerksring, wo manchem noch

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/325&oldid=- (Version vom 21.5.2017)