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Obersachsenfeld,


an welches Untersachsenfeld angebaut ist und wozu „die neue Welt“ gehört, liegt ½ Stunde von Schwarzenberg, 1 Stunde von Grünhain und 2½ Stunde von Schneeberg am rechten Ufer des Schwarzwassers, welches hier den Beiersdorfer Bach aufnimmt.

Die Gegend ist wahrhaft romantisch zu nennen. Nordöstlich erhebt sich nahe an dem stark rauschenden Schwarzwasser ein steiler und mit Schwarzholz bewachsener Berg zu einer Höhe von etwa 150 Ellen, welche die Gegend gegen die rauhesten Winde schützt und das Klima sonach mildert; weniger steil und mit Fluren bedeckt ist die nördliche Höhe; jenseits des Wassers aber breitet sich eine Aue aus, deren Ansicht das Auge entzückt. Jenseits der Aue steigen nicht gar steil die Höhen der Vorwerke und der neuen Welt an und ihre Gipfel sind mit einer schönen starken Waldung bedeckt. Geschlossen wird die Aue im Norden durch den Berg zwischen Lauter und Untersachsenfeld.

Am Beyerfelder Wasser zieht sich der Ort entlang hinauf, so dass er fast an das Dorf Beyerfeld selbst stösst; am Schwarzwasser stehen die Häuser nur in einfacher Reihe und dehnen sich daher ¼ Stunde lang von Südost nach Nordwest.

Das Schloss steht nahe am Flusse auf einer Anhöhe und bildet 3 kurze Flügel, davon 2 drei, einer aber nur zwei Etagen hat und der westliche ein Thürmchen mit der Schlaguhr trägt. Vor demselben ist ein herrlicher Garten und am Fluss hinauf, der hier in 2 Arme getrennt fliesst, führen schöne Alleen und Spatziergänge.

Zum Schlosse gehören umfassende Wirthschaftsgebäude, eine gute und grosse Schäferei, mehrere Teiche und herrliche Waldungen, sowohl in der Gegend von Lauter als nach Wildenau hin, wo sie das Stromufer ¼ Stunde weit begleitet.

Zum Gute gehört noch die neue Welt und ein Antheil von Beyerfeld mit dem Viliale und Schwefelwerk.

Sachsenfeld gehörte 1240 dem Kloster Grünhein, indem der damalige Burggraf von Meissen Meinhardt oder Meinherr 10 Dörfer in dasiger Gegend schenkte und in dem darüber ausgestellten Schenkungsbriefe den Abt mit den Ober- und Untergerichten belieh. Diese Schenkung ist als die eigentliche Fundation des Klosters anzusehen.

Im Jahre 1429 wurde das Kloster von den Hussiten fast ganz zerstört und zu dessen Wiederaufbau, was der Abt Schlottau gezwungen, seine sämmtlichen Dörfer und somit auch Obersachsenfeld an Siegmund von Miltiz zu verpfänden. Später wurden solche und zwar 1464 wieder eingelöst und blieben bei dem Kloster bis zur Reformation. Nach der Secularisirung des Klosters, welche 1536 erfolgte, übergab der letzte Abt des Klosters Johannis Gupfert die sämmtlichen Klosterbesitzungen dem Kurfürst Johann Friedrich.

Nach der Reformation kam das Gut an die Rüdigersche Familie. Im 17. Jahrhundert besass es Junker Rüdiger, welcher 5 Tage lang im Jahre 1618 Johann Georg I. hier bewirthete.

Dann kam es an den Obristen Veit Dietrich Wagner und von diesem an den Reichsgrafen zu Solms-Laubach, von denen der Landeshauptmann Graf Friedrich Ludwig die hier befindliche schätzbare Bibliothek sammelte und überhaupt seinen Unterthanen viel Gutes erwiesen hat. Er starb 1790 im 84. Jahre seines Alters. Von seinem Sohne dem Reichsgrafen Ludewig zu Solms-Laubach gelangte das Gut an den Hauptmann Ludwig Freiherrn von Müller, bei welcher Familie es bis auf die neueste Zeit geblieben ist.

Ueber das Schwarzwasser gehen hier 2 Brücken – eine geringe

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/304&oldid=- (Version vom 17.8.2017)