Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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1 Stunde südlich von Werdau, 2 Stunden westlich von Zwickau, ¼ Stunde von Freyreuth in dem schönen beyersdorfer Thale an dem beyersdorfer Bache mehr, als an dem durch den Ort fliessenden Neumärker Wasser gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Ruppertsgrün im Voigtlande, durch welches die Eisenbahn von Reichenbach nach Plauen führt.
Ruppertsgrün ist vielleicht eben so alt wie Altschönfels und ein von fränkischen Einwohnern erbauter Ort.
Die frühere alte Burg verdankte ihre Entstehung einem Ritter Ruppertus und sollen dazu bedeutende Ländereien gehört haben, so dass dieser Besitzer von Ruppertsgrün mit allen seinen Nachbarn wetteifern konnte und als einer der angesehensten Edelleute damaliger Zeit galt.
Ob die Herrn von Schönfels von diesem Ruppertus abstammen, ist unermittelt geblieben, und doch fast anzunehmen, da man in Ruppertsgrün in den alten Urkunden nie eine Besitzabtretung an irgend eine andere Familie findet. Immer und immer werden uns die Herrn von Schönfels genannt und schon an dem Thore der Beiersdorfer Kirche ist das von Schönfels’sche Familienwappen zu finden.
Reinhold von Schönfels wird uns im Jahre 1444 als Besitzer genannt und in den Urkunden von 1533 finden wir, dass im gedachten Jahre Heinrich von Schönfels mit dem Rechte der Fischerei im Neumarkerbach beliehen wurde, vor welchem Joachim von Schönfels Ruppertsgrün besass, der seinem Gute 1515 seine eigene Kirche und Schule verschaffte.
Ums Jahr 1600 wurde das zu Ruppertsgrün bis dahin gehörige Vorwerk Obersteinpleis abgetrennt und mit der dazu geschlagenen grossen Pleissenwiese zu einem besonderen Rittergute erhoben.
Erst am 20. Februar 1781 wurde Ruppertsgrün ein schriftsässiges Gut und besass bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation schriftsässige Antheile von Rottmannsdorf, Ober-Neumark, Schönbach, Stenn, Unter-Neumark und Gospersgrün.
Schon im Jahre 1729 brannte die alte Burg ganz ab, so dass die jetzigen herrschaftlichen Wohngebäude mehr in neuerem Style erbaut sind, wie dies die Abbildung zum mehrern darthut.
Der jetzige Herr Besitzer dieses Gutes ist Herr Ed. Heinrich von Schönfels, dessen Herrn Brüder Herr August von Schönfels auf Tobertiz im Voigtland und Herr Major Ernst Friedrich von Schönfels auf Reuth sind. Letzterer hat in unserem Vaterlande einen bedeutenden Namen erlangt durch seine Wirksamkeit auf den verschiedenen Landtagen des Königreich Sachsens.
Der Vater dieser Herren Brüder war der Amtshauptmann von Schönfels auf Rodersdorf, Reuth u. s. w.
Zu dem Gute gehört bedeutendes Areal an Feld, Wiesen und Holzungen und der Boden ist schon durch und durch ein sehr guter und ertragsfähiger zu nennen. Roggen und Weizen gedeihen vortrefflich, und das Futter der Wiesen ist dem besten beizuzählen.
Auch die Schäferei ist nennenswerth und die Ziegelei wirft einen grossen Gewinn ab.
Die hiesigen Einwohner treiben meistentheils Ackerbau und Viehzucht und sind wohlhabend, ja sogar einzelne reich zu nennen.
Die Häusler finden Beschäftigung im Rittergute und in den beiden Wollspinnmaschienen, wodurch der Ort überhaupt an lebhaftem Verkehr sehr gewonnen hat.
Die dasige Kirche ist Filialkirche von Beiersdorf und seit 1515 erbaut, wie wir dies oben schon erwähnt haben.
Anfangs galt diese Kirche nur als Schlosskapelle für die Herrschaft
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/302&oldid=- (Version vom 17.8.2017)