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Unter den dasigen Geistlichen ist vorzüglich Christian Gottlieb Michaelis seiner Zeit als theologischer Schriftsteller bekannt, welcher 1773 Superindent in Greiz wurde.

Durch eine Stiftung der Herren von Gauern, die überhaupt sich um die hiesige Gegend verdient gemacht haben, muss der Schlossprediger von Altschönfels in Lichtentanne während der Fastenzeit alle Wochenpredigten halten.

Vor den Herren von Gauern sollen die beiden Rittergüter Lichtentanne und Tannhof zu dem Rittergute Altschönfels gehört[WS 1] haben, doch sind die Nachrichten hierüber nicht gewiss, denn im 30jährigen Kriege ging das sehr wichtige Schlossarchiv zu Altschönfels zu Grunde, wodurch die genaueren Nachrichten alle verloren gegangen sind, so dass man blos aus anderen vorgefundenen Aktenstücken Vermuthungen über dieses oder jenes frühere Verhältniss anzustellen vermochte.

M. G.     




Tannehof


auch Thanhof und Thannhof, ein Name, welcher von Lichtentanne abstammt und eigentlich Tannenhof geschrieben werden muss, ein Vorwerk in der frühesten Zeit, welches zu Lichtentanne gehörte.

Der Ort liegt 1¾ Stunden südöstlich von Zwickau, unfern der Chaussee von Zwickau nach Plauen, 1 Stunde südlich von Werdau, in einer von Basalthügeln angefüllten, schönen Gegend zwischen den Thälern der Neumärker und Lichtentanner Bäche, welche zusammen die Pleisse bilden.

Das Rittergut, getrennt von Lichtentanne, kommt schon im Jahre 1527 vor und die damaligen Besitzer waren die Herren von Gahren (Gauern) welche auch Lichtentanne besassen und im Jahre 1589 ihren Schwager Urban von Feilizsch auf Treuen das Gut Tannhof verkauften. Letzterer acquirirte die luschwitzischen Theile dazu, veräusserte es aber an seinen Bruder Hans Christoph, obschon die alten Nachrichten hier von einander abweichen. Denn nach einer anderen Urkunde soll zu Anfang des 16. Jahrhunderts Hiob von Milkau auf Altschönfels Tannhof mit besessen haben; so viel steht fest. Nach dem Ableben des Hans Christoph von Feilitzsch kam das Gut an seinen jüngsten Sohn seines Bruders, Jobst Heinrich, dem es im Jahre 1718 ein älterer Bruder abkaufte, welcher ebenfalls im Jahre 1729 ohne Decendenten mit Tode abging.

Noch im 18. Jahrhundert erkaufte es eine Familie Mühlmann. Von dieser Familie ist es von Herrn Christian Friedrich Mühlmann an dessen Herrn Sohn, dem vormaligen Besitzer, Herrn Otto Friedrich Mühlmann, übergegangen.

Das Gut selbst erlangte erst im Jahre 1789 die Schriftsässigkeit, wogegen die Obergerichte Wolf von Weissenbach als Besitzer von Altschönfels schon im Jahre 1527 an die vormaligen Besitzer von Tannhof, an Quirin, Jobst und Georg von Gahren (Gauren) verkauft hatte.

Die herrschaftliche Wohnung besteht aus neuen schönen Gebäuden, wie wir solche in der Abbildung erblicken.

Zum Gute gehört eine grosse Schäferei und schöne basaltartige Steinbrüche.

Die dazu gehörigen Felder sind von ausgezeichneter Bodenklasse, die Wiesen und Holzungen vortrefflich und in dem besten Zustande. Die ebenfalls dem Rittergute zugehörigen Teiche zeichnen sich wegen ihrer Grösse nebst den Würschnitzern in dasiger Gegend vorzüglich aus.

Auf Ritterguts Grund und Boden sind ausserdem 32 Häuslerwohnungen erbaut, von denen jede so viel Grund und Boden hat, um eine Kuh halten zu können.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gedört
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/293&oldid=- (Version vom 17.8.2017)