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Flossholzhof, ein Drathwerk‚ welches durch die Vollkommenheit und Mannichfaltigkeit der Arbeiten ausgezeichnet ist.

Die Kirche ist mit einem ziemlichen hohen Thurme versehen und von 1690–99 erbaut. Bei dem grossen Brande von 1824 waren das Schloss und die Kirche die einzigen Gebäude, welche von der Feuergluth verschont blieben.

Ausserdem ist noch nennenswerth das drei Stock hohe schöne Forst- und Rentbeamten-Gebäude, und das seit 1824 erneuerte Rathhaus am Markte, welches das Local für die hiesige Harmonie-Gesellschaft, sowie ein Sessionszimmer für das Johanngeorgenstädter Bergamt enthält. Ausser einer Knaben- und Mädchenschule mit einem Rector, Cantor, Collabrator und Hülfslehrer besteht hier auch eine Klöppelschule.

Die Seelsorge hat nur ein Pfarrer, welcher auch die Gefangenen im Schlosse besucht.

Wenn auch die Stadt selbst ausserdem nicht grosse Merkwürdigkeiten aufzuweisen hat, so wird der Naturfreund durch die Schönheit der Gegend entschädigt.

Ausser den allgemeinen Naturschönheiten bei der Stadt und in der Umgegend sind noch zu erwähnen: Der Schlossberg, mit seinen Gängen und Anlagen, der kleine Wasserfall, unterhalb der Chausseebrücke mit Anlagen beim Schiesshause. Noch weiter unten führt der Poetengang, mit einer in den Granitfelsen gehauenen Grotte, von dem Landeshauptmann Grafen von Solms angelegt, bis in den Sachsenfelder Schlossgarten.

Einen zweiten herrlichen Spaziergang gewährt das Thal nach dem Erlhammer mit einer der grössten Eisengiessereien und Maschinenwerkstätten Sachsens. Je weiter man geht, desto grösser und erhabener werden die Felsenparthien, darunter die Kanzel, der Teufelstein u. a.

Zu den nächsten Vergnügungsörtern gehören das Schiesshaus, das raschauer Bad, die sogenannte grüne Wiese, der Klosterberg.

Nicht minder interessant ist der Besuch der nahen König Antonshütte, einer Silberschmelzhütte, welche 1828–31 mit einem Aufwande von 74000 Thlr. gebaut wurde, um die silbernen Erze der nahen Reviere zu schmelzen.

Ehemals gab es hier ein Oberzehnten- und ein Bergamt und eines der stärksten Hauptgebiete in Sachsen war hier; zu Anfang des 18. Jahrhunderts Walk- und Schleifmühlen; eine Plättwalzenfabrik bis 1780, (wie ähnliche nur in Mailand und Genf existirten), welche schon 1716 Gold- und Silberlohe lieferte; seit 1730 ein Fossilienwerk, wohin später der Drahthammer zu stehen kam.

Mit der Zeit nahm der Bergbau immer mehr ab und mit dem Zollanschluss auch der bedeutende Grenzhandel.

Allein über den Ort ruht ein gewisser Segen. Die Eisenbahn, die jetzt hier durchführt, trägt zum neuen Aufblühen des Orts, der sich von Jahr zu Jahr verschönert, redlich das ihrige dazu bei.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/289&oldid=- (Version vom 17.8.2017)