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Sidonie, und brachte Schwarzenberg als Aussteuer dem Herzog Albert mit, der sie aber schon 1488 an Wilhelm von Tettau verkaufte, nach anderen Nachrichten sei dies erst im Jahre 1499, wo es ihm zu dem friesischen Kriege an Geld mangelte und wo er auch Thum an Heinrich von Schönberg veräusserte, geschehen.

Wilhelms Wittwe und Erben aber (Georg von Tettau zu Mechelgrün, Christoph und Albert zu Neuensalz und Schilbach) verkauften Schwarzenberg schon 1533 wieder an den Kurf. Johann Friedrich um 20700 Gulden. Nach dessen Gefangennehmung schlug Kaiser Karl V. das südliche Drittel zu Böhmen, (zu welchem daher noch heute die Schwarzenberger Städtchen Platten und Gottesgabe gehören) und gab den Rest an Kurf. Moriz ab.

Dieser überliess ihn 1548 – jedoch ohne Bergwerke, Steuern und Geleite – an seinen Bruder, welcher 1550 dafür Wolkenstein eintauschte.

Seitdem blieb Schwarzenberg dem Kurhause, welches jedoch 1784 die zugehörige Jagd auf dem böhmischen Drittheile (eben diese hatte Moriz mit übernommen) nebst dem Plattener Jagdhause um 2000 fl. an Joseph II. verkaufte.

Kurf. August bildete nun aus der Herrschaft ein Amt, welches er F. G. Rachalss mit dem Prädicat eines Oberamtmannes übergab und 1562 mit den von Friedrica von der Planiz auf Göltzsch um 28300 fl. gekauften Gütern Neustädtel, Stützengrün und Schönhaide vermehrte und es zu einem der grössten Aemter von Sachsen machte.

Später[WS 1] wurde dieser District durch die Abtheilung des Eibenstocker Amtes und durch die Errichtung eines Justitiariats zu Schönhaide verringert; aber es blieb bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation immer noch ein bedeutendes Amt, mit welchem ein Forstjustizamt, ein Rentamt und zwei Flossämter verbunden waren.

Das hohe und sehr malerisch auf dem Felsen gelegene Schloss, durch eine steinerne, breite Treppe mit der Stadt verbunden, wurde 1555 durch den Amtshauptmann Wolf von Schönberg kastellartig hergestellt und nach dem Brande von 1709 wieder erneuert, mit einem grossen runden Thurme und zwei Thürmchen, sonst das Kreis-Criminal, Forstrügen und Rentamt enthaltend, in welches 1760 den 25. Februar Lips Tullian eingebrochen sein soll, dient jetzt meist zum Criminalgefängnisse.

Schwarzenberg ist übrigens ringsum von ziemlich hohen Bergen umgeben, namentlich dem Rockelman, dem Galgenberg, dem Mühlberg, dem Tannenwald mit dem Ottenstein, dem Brückenberg, dem Schafberg mit dem Schlosswalde, der doppelgipflichen Morgenleithe, dem höchsten Berge der Gegend, dem Todensteine, dem Magnetenberg u. s. w. umgeben ist und in dem Felsenthale des Schwarzwassers, welches unmittelbar unterhalb der Stadt ganz dem Plauenschen Grunde gleicht, werden die herrlichsten An- und Aussichten geboten, wie in dem nahen Thale der Pöhl und des Oberwaldbaches bei Wildenau, woselbst die Bäche in das Schwarzwasser einfallen und bei Aue sich mit der Mulde vereinigen.

Diese Berge, meist aus Gneus und Glimmerschiefer, hier und da auch aus Granit bestehend, schützen den Ort vor den rauhen Winden und machen das Klima milder, als es die Seehöhe erwarten lässt, milder als es in Schneeberg und Freiberg ist.

Schwarzenberg, der Ort hat drei Vorstädte, einen Marktplatz, zwei Haupt- und einige Nebenstrassen und wird von dem Schwarzwasser zur Hälfte umflossen.

Die 3200 Ellen lange, über Berg und Thal sich erstreckende Schlosswasserleitung versorgt die Stadt mit dem besten Trinkwasser.

Die Stadt hat gegenwärtig 222 Häuser 2371 Einwohner, welche sich von Landwirthschaft, Klöppeln, Nähen, von der Brauerei, vom Bergbau und Handel nähren.

Dazu kommt noch ein lebhafter Verkehr durch die günstige Lage des Ortes an den Kunststrassen nach Schneeberg, Lössnitz, Eibenstock, Johanngeorgenstadt und neuerdings durch den Bau der Eisenbahn. Uebrigens bietet auch der Aufenthalt mehrerer Beamter, indem sich hier ein Gerichtsamt, ein Forst-, ein Rent-, ein Floss-, ein Untersteueramt, eine Bezirksteuereinnahme, eine Chausseegeldereinnahme, eine Obergrenzcontrole, eine Postverwalterei, eine königl. Pechniederlage befinden‚ dem Orte Nahrung und Verdienst.

Ausserdem existiren hier zwei Apotheken‚ eine Baumwollspinnerei, drei Ziegeleien, eine Loh-, eine Mal-, eine Schneidemühle, ein

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Späer
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/288&oldid=- (Version vom 17.8.2017)