Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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lange Zeit hindurch bei Rückerswalde ein Paar und bei Frohnau ein Grenzstein, von jener Theilung herstammend, zu finden war.
Herzog Albrecht bestimmte nun zwar auch Wolkenstein seinem ältesten Sohne Georg. Heinrichen hingegen Ostfriesland. Letztrer konnte die rebellischen Friesen nicht bezwingen und nahm daher seine dortigen Aemter Freiberg und Wolkenstein nebst Geyer, Ehrenfriedersdorf und Thum; Zschopau hingegen behielt Herzog Georg und schlug es zur Schellenberger Pflege.
Auch die Bergwerke wurden von jenen Amtsbezirken ausgenommen. Durch Georgs Tod 1530 kamen die gesammten Albertinischen Lande wieder zusammen, und mit Wolkenstein, welches schon im 14. Jahrhundert[WS 1] zu einem Amte erhoben war, wurden die Nebenämter Geyer, Ehrenfriedesdorf, Thum wieder einverleibt und 1596 verband man auch das Amt Rauenstein damit, welches Kurfürst August 1576 denen von Günderode abgekauft hatte, wogegen Scharfenstein indessen an die Herren von Einsiedel gekommen war. August kaufte auch 1570 dem Stadtrathe zu Annaberg die ehemalige Herrschaft Balbergk ab und bildete daraus das Amt Frohnau, welches daher, weil es in dortiger Mühle seinen Sitz erhielt, das Mühlenamt genannt wurde, später auch die Stadt Buchholz in sich begriff und nach Annaberg, hingegen 1794 ins Wolkensteiner Schloss, dem Sitze des Justitsamtes, verlegt wurde, wo es bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation vom Wolkensteiner Amtmann und dessen Actuarien, auch dem besagten Rentamtmann mit verwaltet wurde, aber seine besonderen Expeditionen hatte, so dass es von dem Wolkensteiner Amte eigentlich ganz als besonderes Gericht behandelt wurde. Mit[WS 2] Einführung der neuen Gerichtsordnung ist Frohnau wieder zu Annaberg geschlagen.
Der Sage nach hielt sich im Schlosse zu Wolkenstein sehr gerne Herzog Albert auf, welcher sogar 1498 sein Hoflager hierher verlegt hatte; Besonders aber war es ein Lieblingssitz von Herzog Heinrich, welcher der in Freyberg grassirenden Pest wegen ebenfalls seinen Hofstaat hierher zu bringen besorgt war; Von ihm wurde ein Thiergarten beim Schlosse angelegt und er ergötzte sich hier an den Freuden der Tafel; Derselbe war sehr freigebig und im hohen Grade leidselig, so dass ihm seine Unterthanen überall mit wahrer, nicht erheuchelter Liebe entgegen kamen. Ihm zur Seite stand eine treue liebenswürdige Lebensgefährtin, eine geborne Prinzessin von Meklenburg. Sie, diese hohe Frau muss desshalb um so grösser uns erscheinen, als sie diejenige war, welche nach allen Seiten hin der Reformation Vorschub leistete und Luthers begonnenes Werk unterstüzte, wo sie nur konnte.
Nach Heinrichs Tode bezog 1529 seine Wittwe das hiesige Schloss und bewohnte solches noch 1557.
Nach ihrem Tode 1561 übernahm Wolkenstein der Sohn August, der sich als Kurfürst hier oft aufhielt, wogegen Johann Georg dasselbe der Jagd willen häufiger besuchte. Später wurde der südliche Flügel des Schlosses zu den Expeditionen der Justizämter, der nördliche und westliche zu den Wohnungen der Beamten eingerichtet, wogegen der östliche das Schlossthor und die Magazine umfasst. Das uralte, sehr hohe und stark gemauerte Gebäude gegen Südost ist ganz leer. Merkwürdig und auffallend ist die Seite des Schlosses nach Aussen, wo der Beschauer sehr wenig Fenster erblickt. Eine Brücke verbindet das Schloss mit der Stadt und der Schlossgraben ist in liebliche einzelne Gärten verwandelt.
Die Herrschaft Wolkenstein begriff früher die hiesigen Gegenden von Marienberg mit den Gränzwäldern von Wolkenstein und ziemlich Alles, was vom jetzigen Gerichtsamte am linken Zschopauufer liegt.
Durch die grosse Herrschaft Rabenstein, die sich zwischen dem abteilichen und städtischen Gebiete von Chemnitz und der Stollberger Herrschaft hinzog, wurde Wolkenstein mit Waldenburg vermittelt, bis Hanns der Aeltere von Waldenburg Rabenstein im Jahre 1375 an den Chemnitzer Abt verkaufte.
Sehr reich war der ganze Bezirk an Mineralproducten und der Bergbau wurde in früherer Zeit sehr schwunghaft betrieben. Ausgezeichnet und berühmt ist die Pflege von Wolkenstein heutigen Tages noch durch den schönen Flachsbau; Nirgends wird es noch eine Gegend geben, wo diese Frucht so wohl gedeiht, als gerade hier. Ebenso[WS 3] ist die Rindviehzucht in ansehnlicher Stärke und wird mit gutem Erfolge getrieben, da die vortrefflichen Wiesen und denen Ertrag durch sorgsame Bewässerung sehr von Jahr zu Jahr erhöht wird.
Ausserdem trägt zur Nahrung der Stadt die Brauerei, die Klöppelei, die Weberei, die Posamentirarbeit und die Abhaltung von 2 Jahrmärkten viel bei. Das Städtchen Wolkenstein ist, wenn auch nicht reich zu nennen,
Anmerkungen (Wikisource)
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/276&oldid=- (Version vom 17.8.2017)