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Wolkenstein


mit seinem am westlichen Ende der Stadt, auf dem äussersten, fast durchaus felsigen, etwa 120 Ellen hohen Vorgebirge über der Zschopau, erbauten alterthümlichen, zum Theil auch schon ruinenähnlichen Schlosse, gewährt eine malerische Ansicht. Der Felsen, worauf es steht, ist besonders gegen Süden sehr steil, ja beinahe ganz unersteichlich, nur ein Punct zum Bewandern ist geebnet, wo man 80 Ellen hoch über dem Flusse, durch eine Felsspalte hinab eine grausenhafte Ansicht von demselben gewinnt. Am Felsen erblickt man ein Kreuz mit einem Kelche zum Andenken eines im Jahre 1428 von den Hussiten in den Abgrund gestürzten Papistischen Priesters. Nach frühern Sagen sollen Ametystgänge den ganzen Schlossberg durchziehen, und nach anderen Erzählungen aus der früheren Zeit wurden Rubinen bei der Stadt Wolkenstein gefunden.

Die Entstehung des Schlosses selbst konnte bis heutigen Tages nicht ermittelt werden. Ursprünglich, so viel steht fest, wurde es Bolkenstein genannt, ein Name, der an die alten Serbenzeiten erinnert und der Etymologie von einem Bolko grosses Gewicht verleiht. Wenn dagegen einige Geschichtsschreiber behaupten wollen, dass die ersten Besitzer die Herren von Motzen gewesen seien, so ist dieser Behauptung kein Glauben beizumessen und vielmehr die Annahme rationeller, dass dieselben nur in einem einstweiligen unterpfändlichen Besitz des Schlosses und der ganzen Herrschaft Wolkenstein sich befanden; Denn so viel ist gewiss, dass zu Anfang des 13. Jahrhunderts, wo dieser Herren von Motzen Erwähnung geschieht, die Herren von Wolkenburg die Herrschaft gleichen Namens und die Herrschaft Wolkenstein, mithin auch das Schloss Wolkenstein besassen.

Schon 1216 theilt sich dieses Geschlecht in die bald nachher ausgestorbene Waldenburger und Wolkensteiner Linie. Ins Jahre 1262 wird uns ein Hugo von Wolkenstein genannt und im Jahre 1274 war Ohnarg von Wolkenstein Generalrichter im Pleissnerlande, dem 1275 Albert Burggraf von Altenburg folgte, welcher 1298 als Besitzer von Wolkenstein mit Zubehör, dasige Bergwerkshalden dem Kloster Nimbschen bei Grimma übergab. Im Jahre 1298 residirte derselbe Albert zu Altenburg und die Ritter Tunzold von Kaufungen und Aylsdorf waren seine Vasallen.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts und zwar 1306 finden wir die Brüder Unark und Heinrich, 1308 Marcus und Donyn, 1311 Otto als Herren von Wolkenstein; Dann folgte ein Heinrich von Wolkenstein, dem sein Sohn Johann succedirte, welcher noch 1348 vorkommt. Bald darauf wurde Wolkenstein landesherrlich. Durch die Landestheilung im Jahre 1466 kam Wolkenstein zu der Meissnischen oder Albertinischen Hauptparthie und zwar dem oberen Theile durch die Bestimmung, dass die Sehma die Landesgrenze abgeben sollte, daher noch

     Erzgebirgischer Kreis, 23. Heft oder 118. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/275&oldid=- (Version vom 17.8.2017)