Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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der ungemein schnell steigenden Wollpreise und der Concurrenz mit Delitzsch wegen freiwillig verzichteten; nur für einzelne Regimenter wurden auch noch in unserm Jahrhundert die Strümpfe geliefert.
Die Oeconomie ist ebenfalls bezüglich der vortrefflichen Wiesen nicht unbedeutend, wichtiger aber ist der Handel mit theils hier gefertigten Fabrikaten, theils mit Getreide, theils mit Flachs und Leinewand, wofür auch 2 Märkte bestehen.
Der Jahrmärkte dagegen sind 3, nämlich Montag nach Reminiscere, nach Maria Heimsuchung und nach Martini.
Am stärksten ist indessen der Erwerb durch Fabrikarbeit.
Früher stand die Tuchmacherei obenan, jetzt ist solche in Folge des Wachsthums und Emporblühens des Chemnitzer Fabrikwesens, in den Hintergrund getreten. An der Zschopau befinden sich Baumwollspinnereien, Cattundruckereien und Bleichen, welche das rege Leben, die Betriebsamkeit der Sächsischen Industrie bethätigen.
Noch ist hier die Töpferei zu nennen, indem besonders die Zschopauer glasirten Kochöfen durch das halbe Erzgebirge gesucht sind und andern derartigen Sorten nichts nachgeben.
Wenden wir uns nun zu Zschopau’s Kirchen, deren zwei hier sind, eine Stadt- und eine Begräbniss-Kirche.
Jene, dem heil. Martin geweiht, liegt am Abhange des sogenannten Pförtchen, vulgo Pförtelberges, und nimmt sich besonders von Westen vortrefflich aus. Sie ist zuerst im Jahre 1494 erbaut und im 30jährigen Kriege abgebrannt. Nach ihrer Wiederaufbauung wurde sie im Jahre 1748 zum zweiten Male von den Flammen eingeäschert. Die jetzige Kirche rührt vom Jahre 1751 her; sie ist einfach, hell und freundlich. Der Altar dieser Kirche stellt den Garten Gethsemane auf der Rückwand plastisch dar: Jesus betend im Vordergrund und ein schwebender Engel hält ihm ein Kreuz entgegen; im Hintergrunde sieht man die Zinnen Jerusalems und die schlafenden Jünger. An dieser Kirche fungiren zwei Geistliche, ein Pfarrer und ein Diakonus, welche beide vom Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts bestimmt werden.
Die zweite Kirche ist die Gottesacker-Kirche. Sie ist 1812, da der neue Brückenbau einen grösseren Raum verlangte, ganz neu, aber nicht in ihrer vorigen Grösse erbaut worden. Früher hatte sie unter dem Namen St. Beatae Virginis Mariae einen eigenen Gottesdienst, zu dessen Besorgung der Rath jedesmal die Geistlichen zu wählen hatte. Sowohl dieser Gottesdienst, als auch das Patronatrecht über diese Kirche ist seit der Reformation weggefallen.
Zu diesem Stifte gehörte das hiesige Vorwerk, wie auch Wiesen und Aecker über dem Wasser. Alles ist jetzt Eigenthum der Commun; daneben befindet sich ein Armenhaus und herum liegt der schöne Gottesacker.
Zum Kirchsprengel von Zschopau werden Witzschdorf, Gornau, Schlösschen Porschendorf, Altenhammer Zschopenthal gezählt.
An der Schule in Zschopau unterrichten 7 Lehrer, an deren Spitze ein Rector steht.
Jeder Reisende, welcher Zschopau besucht, mag nach Besichtigung der Stadt nicht unterlassen die sogenannte Bodemer’sche Kanzel auf den hohen und sogar steilen Ufern der Zschopau, zu besuchen, um von hier aus die liebliche Gegend gehörig würdigen zu können.
Wer sich aber in einer weiter reichenden Fernsicht ergötzen will, der gehe weiter und besteige die Scharfensteiner Kanzel, ein im Wald versteckter, auf steilem Ufer der Zschopau gelegener Vorsprung und er wird von hier aus die Fichtelberge erblicken können.
Zschopau hat, wie schon erwähnt, seit der neuen Gerichtsorganisation sein eigenes Gerichtsamt, zu welchem der Ort mit seinen 573 bewohnten Gebäuden und 7045 Einwohnern, und ausserdem noch 8 Landgemeinden gehören.
in Urkunden Plawnitz, Plownitz genannt, eine Stunde südlich von Zwickau, und, sofern vom Schlosse die Rede ist, auf einer links von der Mulde sich erhebenden nach Süden und Westen ziemlich steil abfallenden Anhöhe gelegen. Das Dorf, welches sich zum Theil in dem
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/269&oldid=- (Version vom 17.8.2017)