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Die grossen und massiven Oeconomiegebäude sind in vorzüglichem Zustande. Die Teiche, 14 an der Zahl, werden vorzugsweise zu Forellen und Karpfen benutzt.

Der Forst ist zum Theil noch mit schlagbaren Hölzern sehr gut bestanden. Ausserdem ist durch äusserst sorgfältige Culturen ein bedeutender und werthvoller Bestand für die Zukunft gesichert.

Auch ein bedeutendes Torflager, zum Gute gehörig, ist nicht unerwähnt zu lassen.

Der jetzige Besitzer hat eine ziemlich umfangreiche Waldstrecke geschlagen, das sogenannte Trauerholz bei Schönerstadt und dieselbe zur Anlegung eines Vorwerks als Feld verpachtet.

Das Schloss zu Börnichen ist von Linden- und Kastanien-Alleen und von einem herrlichen 18 Acker grossen, im englischen und französischen Geschmack angelegten und mit Eremitagen, Pavillons, Statuen, Wasserfällen und Fontainen geschmücktem Parke umgeben, von dessen westlichem Ende an sich ein offener Pavillon befindet, wo man eine entzückende Fernsicht über die ganze Gegend und besonders nach Augustusburg hin geniesst. Ausserdem[WS 1] gehören zum Schlosse noch 3 grosse Gemüse- und Küchengärten, ein grosses Gewächshaus und Treibhaus. Auch der sogenannte kleine Erlsberg bildet eine anmuthige Parkanlage mit einem römischen Hause.

Vor der Abtretung der Gerichtsbarkeit an den Staat stand dem altschriftsässigen Mannlehngute Börnichen die obere und niedere Gerichtsbarkeit in unbeschränkter Maasse über die Dörfer Börnichen, Hohenlinde, Schönerstadt, Hartha und Memmendorf zu. Ueber die dasige Schulstelle, sowie über die zu Memmendorf und Schönerstadt steht der Gerichtsherrschaft das Collaturrecht jetzt noch zu, wogegen Börnichen, das Gut und das Dorf nach Oederan eingepfarrt sind, wo selbst ersteres 3 grosse Kapellen und eine Erbgruft besitzt. Doch ist das eigentliche Erbbegräbniss, welches sie mit der Wingendorfer Herrschaft gemein hat, in der Kirche zu Frankenstein.

Die Schule zu Börnichen wird von 80 Kindern besucht und für 7 arme Kinder in Schönerstadt wird von dem Rittergute Börnichen in Bezug auf eine alte von Schönberg’sche Stiftung das jährliche Schulgeld bezahlt.

Durch derartige viele andere milde Stiftungen hat sich die von Schönberg’sche Familie überhaupt in hiesiger Gegend einen unsterblichen Namen gesichert, und nie wird der von diesem edlen Geschlechte ausgestreute gute Samen aufhören seine reichen Früchte zu tragen.

Durch das nahe Oederan erhielt die hiesige Gegend viel Nahrung. Börnichen wie das benachbarte Schönerstadt werden durch Fabrikarbeiten von Oederan reichlich beschäftigt.

Die im Dorf Börnichen befindliche Schankwirthschaft wird vom dasigen Erbgericht ausgeübt und häufig von der Stadt Oederan besucht.

Börnichen mit Hohenlinde hat 46 bewohnte Gebäude, worunter 8 Hüfner sich befinden; im Ganzen zählt es 351 Einwohner, welche jetzt unter das Gerichtsamt Oederan gehören.

In der Nähe von Börnichen deuten alte Pingen auf früher verbreitet gewesenen Berg- und Kalksteinbau.

M. G.     




Zschopau


mit seinem alten Schlosse, die wilde Ecke, Wildeck, jedenfalls von der Unsicherheit so genannt, liegt auf einem nicht allzu hohen Felsen gegen Mittag und gewährt einen nicht uninteressanten Anblick. Früher war es mit dem Wolkensteiner Thore durch eine Mauer verbunden, wovon noch Spuren vorhanden sind. Im Laufe der Zeit hat dieses Schloss viele Veränderungen erlitten und ist jetzt ein Gemisch des alten und neueren Styls. Man erblickt an der äusseren nach der Zschopau zu gelegenen Seite nicht mehr die 3 kleinen Thürmchen, welche noch 1545 gestanden haben sollen. In diesem Jahre nämlich liess Kurfürst Moritz das Schloss[WS 2] repariren.

Im Hofe steht noch ein Zeuge alter Bauart, ein runder dicker Thurm, der vormals höher gewesen und dazu gedient haben soll, um von ihm aus die Ueberfahrt über den Fluss zu decken und mit dem nahe gelegenen Scharfensteiner Schlosse zu correspondiren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ausserden
  2. Vorlage: Schlos
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/266&oldid=- (Version vom 17.8.2017)