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früher auf dem kleineren Gute Oberschöna, dann erst zu Börnichen wohnten.

Hans war Ritter und Vorstand der Sächsischen Ritterschaft und mehrmals Abgeordneter auf Reichstagen. Derselbe ging im Jahre 1537 mit Tode ab. Sein ältester Sohn Wolf, Oberamtmann und General-Feldmarschall und Commandeur in der Schlacht bei Sievershausen 1554[VL 1] – bekam Pulsnitz und stiftete die Pulsnitzer und Französische Linie, welche in Frankreich bis Anfang des 17. Jahrhunderts glorreich florirte und sogar die Herzogs Würde erlangte. Der andere Sohn Moritz auf Börnichen und Oberschöna pflanzte diese Linie fort. Er war 1525 geboren und segnete das Zeitliche im Jahre 1610. Derselbe trat zum Protestantismus über, wie alle übrigen Glieder und Vettern der Herren von Schönberg, so dass seit dieser Zeit die ganze Familie protestantisch ist. Moritz erhielt durch besondere Gunst des Kurfürsten das Gut Auerswalde und acquirirte Wingendorf mit der Stadt Hainichen. Letztere hatte schon früher der Familie von Schönberg aus Neusorge angehört.

Des Moritz ältester Sohn gleichen Namens pflanzte die Auerswalder Linie fort, Börnichen hingegen bekam sein jüngster Sohn, Haubold, der jedoch 1632 als Ober-Steuer-Einnehmer und Amtshauptmann kinderlos starb.

Das Gut fiel nun seinen Neffen, Söhnen seines Bruders Nicol zu Wingendorf mit Hainichen, Nicol und Hans Georg zu. Nicol starb als Oberbergrath, Amtshauptmann und Steuer-Director 1659 zu Freiberg und Hans Georg erbte nun die Güter Börnichen, Oberschöna, Wingendorf und Hainichen ganz allein.

Als Offizier wohnte er der Zerstörung von Magdeburg bei. Durch Kauf erlangte er noch das Gut Wiesa bei Annaberg. Sein einziger Sohn war Adam Friedrich von Schönberg, der nach seinem Tode 1676 sämmtliche Güter in Besitz nahm und zu diesen 5 noch die Güter Naundorf, Linda, Wegefarth, und durch Heirath Meineweh, Schleinitz und Priesen erwarb. Er war Reichsgesandter, erster Bergrath und Ober-Steuer-Director, Präsident des Geheimen-Raths, Amtshauptmann und Oberkammerherr von Polen. Er war 1654 geboren und ist im Jahre 1707 in Börnichen verstorben. Seine Güter erbten seine 4 Söhne; Börnichen, Meineweh und Schleinitz bekam der 2. Sohn, Adam Friedrich, welcher noch das Gut Hohenlinde im Jahre 1715 erkaufte. Er baute an Stelle des alten Schlosses das jetzige im neuen Style angelegte Herrenhaus. Auch er war Geheim-Rath, dann Präsident der Ober-Rechnungskammer, Bergrath, Kammerherr und Ober-Steuer-Einnehmer. Er starb 1750 und Börnichen nebst Hohenlinde erhielt sein ältester Sohn, Heinrich Wilhelm von Schönberg, der Wingendorf und Hainichen von seinem Oheim dem Kammerherrn Friedrich August von Schönberg erbte. Meineweh und Schleinitz bekam sein Bruder, Carl August. Heinrich Wilhelm war Hof- und Justizrath und Kreishauptmann, dessen Sohn und Nachfolger im Besitze von Börnichen war, im Jahre 1763 der Kammerherr und Ober-Steuer-Director Friedrich Alexander, welcher Oberschöna wieder in Besitz bekam, es jedoch wieder verkaufte. Letztrer starb 1803. Der Hof zu Dresden schenkte ihm öfter die Ehre seines Besuches und der Prinzstatthalter Xaver sah hier nach Jahre langer Trennung seine Schwester Sophie wieder. Nach Friedrich Alexanders Tode bekam sein einziger Sohn Carl Friedrich Maximilian das Gut Börnichen.

Dieser widmete sich dem Militairstande, nahm an den Freiheitskriegen Theil und war bei der Errichtung der reitenden Banner thätig. Im Jahre 1815 ging er mit Missionen betraut nach London und Paris, wo er als Offizier im Gefolge dem Einzug mit beiwohnte. Nach Schluss des Friedens nahm er als Major seinen Abschied. Er war Johannitter-Ritter und Inhaber mehrer anderer Orden.

Ihm verdankt Börnichen hinsichtlich seiner Verschönerung viel.

Von ihm stammt der neue grosse Park. In seinem Wirken und seinem rastlosen Eifer für das Schöne und Gute ereilte ihm der Tod 1847 und während sein jüngster Sohn Max Wingendorf mit Hainichen erhielt, wurde seinem Sohne Udo bei seiner Mündigkeit im Jahre 1857 Börnichen mit Hohenlinde in Lehn gereicht, einem Mann, welcher durch Hochherzigkeit und Edelmuth schon in seinen Jünglingsjahren sich auszeichnet und den alten Ruhm seiner grossen Ahnen noch dereinst verherrlichen wird.

Das Rittergut Börnichen, dessen Fluren in den Flurbezirken der Stadt Oederan, und der Dörfer Börnichen, Schönerstädt und Memmendorf liegen, fasst ein Areal von circa 900 Acker an Feldern, Wiesen, Teichen und Waldung, einschliesslich eines Vorwerks in Memmendorf und des in nächster Nähe bei Oederan gelegenen Gutes Hohenlinde und ist mit 14,000 Steuereinheiten belegt. Ausserdem gehört eine in der Nähe befindliche Mühle zum Gute.

Die Oeconomie des Gutes befindet sich in einem vorzüglichen Zustande. Es werden gegenwärtig 12 Zugpferde, 82 Stück Rindvieh mit Einschluss von 25 Stück Zugochsen gehalten. Ausserdem ist noch ein ziemlich grosser Theil des Gutes in Einzelpacht vergeben. Die veredelte Schäferei zählt über 1100 Stück Schaafe.

Die Brauerei, erst neuerdings vergrössert und mit den neuesten Apparaten versehen, gehört mit zu den grösseren und besseren in Sachsen.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1553
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/264&oldid=- (Version vom 17.8.2017)