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Ufer der Mulde, in deren Thal das Amalgamirwerk, das Schlackenbad, der Flossholzhof, das Kohlenmagazin, die Silberhütte, sowie die Glätte- und Bleiweissfabrik vorzügliche Beachtung verdienen.

Eine hier über das Muldenthal von einem Berge zum andern auf hohen steinernen Bogen geführte, sehr merkwürdige Wasserleitung, wie eine an diese Wasserleitung gelehnte, wieder hohe Muldenbrücke, über welche die alte Meissner-Strasse führt, haben den Namen Halsbrücke veranlasst, wogegen Neubau wohl seine Benennung von den ersten Ansiedelungen der Sachsen im Gegensatze zu den schon zur Wendenzeit entstandenen Dörfern erhalten hat. Denn Neubau ist deshalb immer nicht so neu mehr, sondern ein sehr alter Ort, wo frühzeitig auch Bergbau getrieben wurde.

Soviel steht fest, dass alle die Orte Hals, Neubau u. s. w. von dem hiesigen Bergbau ihre Benennungen erhalten haben. Nach Halsbrücke ist sogar ein Bergamts-Revier benannt, deren es 5 giebt.

Neubau und Halsbrücke gehörten in der frühesten Zeit ebenfalls zum Kloster Zelle und kamen nach Säcularisation des Klosters an den Stadtrath zu Freyberg, wie so viele andere Dörfer der Umgegend.

Die in der Abbildung befindliche herrschaftliche Wohnung bildet das Erblehngut, dem jedoch Rittergutsgerechtsame ertheilt sind. Seit längerer Zeit befindet sich dieses Gut bei der Familie Heym. Die gegenwärtige Besitzerin ist Frau Johanna Christiane Heym, welche es von ihrem Ehemann überkommen hat. Nicht weit von Neubau bei der Halsbrücker Schmelzhütte steht das grosse Amalgamirwerk, welches jetzt wenig mehr benutzt wird.

Es wurde im Jahre 1787 gegründet und im Jahre 1790 in Umtrieb gesetzt. Im Jahre 1791 besah es der Churfürst Friedrich August, der selbst ein Kunstverständiger und grosser Beförderer des Bergbaues war, mit vielem Beifall und Vergnügen. Das Jahr darauf den 17. Aug. 1792 ging das schöne Gebäude in Feuer auf.

Doch in einigen Tagen darauf kam Friedrich August nach Freyberg und befahl die schnelle Herstellung dieses Werkes.

Es wurde weit schöner, kunstreicher, zweckmässiger und so feuerfest erbaut, dass ein neues gänzliches Abbrennen desselben nicht mehr möglich werden konnte.

Denn ein sehr grosses, vom Wasser in Bewegung gesetztes Feuerspritzendruckwerk kann nöthigenfalls das ganze Gebäude mit Wasser gleichsam überschütten und dasselbe durch Röhren und Schläuche in alle Gemächer und Behältnisse verbreiten. Der Hauptstrahl steigt gegen 40 Ellen.

Mit diesem Amalgamirwerke stehen die Schlackenbäder in Verbindung.

Das mit einer Gastwirthschaft verbundene derartige Bad erfreut sich fleissiger Besuche.

Die Bereitung des Badewassers geschieht so, dass man in reinem Flusswasser glühende Schlacken ablöscht, welche eiserne Karren aus der Schmelzhütte herzubringen.

Zu der hiesigen angenehmen Lebhaftigkeit trägt die Gegenwart vieler hier angestellten Bergbeamten, sowie die Nähe der Stadt Freyberg nicht wenig bei.

Neubau hat ebenso das lebhafte freundliche Ansehen wie Halsbrücke, und beide Orte werden als ein Ganzes betrachtet.

Hier ist die Gegend, welche die erste historisch gewisse Veranlassung zum Erzgebirgischen Bergbaue gab. Fuhrleute, welche Salz und Blei aus Halle und Goslar nach und durch Sachsen schafften, fanden in dasiger Gegend, mitten auf der Strasse einige schöne Erzstufen, die sie für Bleierz erkannten. Dieselben nahmen solche mit nach Hause und liessen sie in Goslar probiren.

Bei der Probe fand man das Erz weit mehr silberhaltig, als das Goslaer.

Das veranlasste einige Harzbergleute zu einem Zuge in das Erzgebirge, wo sie ihre Nahrung fanden.

Einige Jahre darauf 1169 verfeindete sich Herzog Otto von Braunschweig mit seinem Bergvoigte Herrmann von der Gowische. Letzterer

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/254&oldid=- (Version vom 17.8.2017)