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Die Fluren des Dorfes werden durch Weissenborn, Niederbobritzsch, Naundorf und Halsbach bereint.

Heinrich der Erlauchte, dem das Hospital St. Johannis viel zu verdanken hat, bedachte dasselbe unter andern sonderbarer Weise mit den ausgedienten Säcken, in welchen damals, statt in Kübeln, das Erz aus den Gruben gefördert und mit den abgenutzten Plantüchern, auf welchen die Erze gewaschen und geschieden wurden, nebst dem Erze, was in dergleichen Säcken und Tüchern zurückgeblieben sein würde.

Lebenslänglich geniessen 54 Freiberger Verarmte in diesem Hospitale geheizte Wohnung, auch, wenn sie erkranken, Abwartung nebst ärztlicher Pflege und ausserdem eine jede dieser Personen wöchentlich 1 Thlr.; ausser diesen 54 Personen erhalten, bei derselben Wohnung und Pflege, 18 Freiberger wöchentlich 18 Gr., sowie 18, 24 und 17, von der Hospitalwohnung ausgeschlossene Einheimische, wöchentlich 12, 8 und 6 Groschen lebenslänglich; endlich werden noch 60 Hausarme unterstützt, deren jeder wöchentlich 6 Groschen empfängt.

Selbst für Auswärtige giebt es in diesem Hospitale 6 sogenannte Kauf-Stellen, verbunden mit der geheizten Wohnung, der beschriebenen Krankenpflege und 1 Thlr. Wochengeld; um aber eine solche Stelle zu erlangen, müssen einmal für immer 200 Thlr. erlegt werden.

Ueber alles dieses giebt endlich das Hospital jährlich 500 Thlr. an die städtische Armenversorgungs-Anstalt, 600 Thlr. zu dem geistlichen Einkommen der Stadt und 150 Thlr. zur Schulcommun; und bestreitet überhaupt mit Einschluss der Verwaltungskosten eine jährliche Ausgabe von wenigstens 1400 Thlr. Ausser Hilbersdorf kamen auch schon 1295 Ober-Bobritzsch und Sohra zu dieser Stiftung, sowie das Zinsgetreide von Lichtenberg und der Zehend von Conradsdorf. –

Hilbersdorf war derjenige Ort im 30jährigen Kriege, welcher am meisten zu leiden hatte. Schon im Jahre 1632 trafen in hiesiger Gegend die Croaten ein und wütheten so fürchterlich, dass viele Einwohner die Erhaltung ihres Lebens nur durch die Flucht bewirken konnten. In dem nahen Conradsdorf waren alle Einwohner ausser Pfarrer und Schullehrer, die zeitig genug noch ihre Wohnungen verlassen hatten, ein Opfer der Mordlust croatischer Soldaten geworden.

Am 21. März 1634 legte sich der schwedische General Banner vor das mit kaum 308 Mann Sachsen besetzte, wohl aber mit einer grossen Masse Schutz suchender Landleute angefüllte Freiberg. Gegen 70,000 soll damals die gesammte Menschenzahl in Freiberg betragen haben.

Bis zum 20. März erneuerten sich täglich die heftigen Angriffe der Belagerer, welche unter dem in der Stadt commandirenden Oberstlieutenant Haubitz, die Bürger und Bergleute durch das wenige Militair, sowie durch die eingeflüchteten Bauern unterstützt, muthvoll zurückschlugen. Endlich bei Annäherung churfürstlich-kaiserlichen Truppen zogen am 21. März die Schweden ab, verheerten aber durch Mord und Brand viele Dörfer auf diesem Rückzuge.

Auch die Hilbersdorfer Kirche und mehre Wohnhäuser wurden während dieser Belagerung Freibergs ein Raub der Flammen.

Ebenso hat auch das Dorf im Jahre 1813 durch Plünderung und Requisitionen viel gelitten.

Die hiesige Kirche, eine der schönsten in der Umgegend, wurde im Jahre 1773 verbessert und vergrössert, erhielt einen neuen Altar, eine neue Kanzel und neben der Kirche einen neuen Thurm. Schon 1723 wurde dieser Tempel des Herrn mit einer Silbermannschen Orgel ausgestattet. Eingepfarrt hieher sind:

1) Die Muldener oder oberen Schmelzhütten. Die ältesten in der Freiberger Gegend.

2) Die Philipp’sche oder niedere Pulvermühle, früher unter dem Namen der Goldmühle bekannt.

In den älteren Zeiten stand hier ein Kupferhammer. Man verfertigt hier meistens Schwarzpulver für das hiesige Bergwerk.

3) Die an der dresdner Chaussee an der aus einem einzigen, 30 Ellen weiten Bogen bestehenden sogenannten Hammerbergsbrücke gelegenen, zum Thiel’schen Drath- und Eisenhammer gehörigen Gebäude nebst der Mühle. Dieser Drathhammer existirt seit 1708. Thomas Weber führte in Freiberg die leonischen Geld- und Silberarbeiten ein, das Kupfer der verarbeitet werdenden Masse, welches aus Russland bezogen wird, schmiedet man hier. Vor dem Drathziehen erfolgt dann die Versilberung oder Verzinnung oder Vergoldung.

4) Die ehemalige Schwefelhütte ist seit 70 Jahren nicht mehr im Gange. Früher gehörte dieses Gebäude, hart am Muldenstrome gelegen, der Tuchmacherinnung, welche ihre Tücher hier schwefeln liess.

5) Das Königl. Flossholzanweise-Haus. Der hiesige Flossplatz

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/245&oldid=- (Version vom 17.8.2017)