Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/237

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nebst Gut, ist ein sehr alter Ort und kommt schon im 11. Jahrhundert vor. Doch kann die Zeit der Erbauung dieses Ortes selbst, nicht genau bestimmt werden. Früher war Alberoda unmittelbar den Herren von Hartenstein unterworfen und erst zu Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts wurde es als selbstständiges Gut erhoben und dem altadlichen Geschlechte derer von Milkau verliehen. Jetzt besitzt Alberoda die Familie von Planitz, welche seit dem 18. Jahrhundert die Alberodaer Linie gebildet hat.

Der derzeitige Besitzer ist Herr J. G. von Planitz.

Das Gut ist nicht unbedeutend. Dasselbe enthält einen Flächenraum von 69 Acker Land, circa 20 Acker Wiesen, ausserdem 2 rentable Schieferbrüche. Das Schloss[1] selbst ist zweckmässig und bequem eingerichtet. Die Wirthschaftsgebäude sind in vortrefflichem Zustand. Zum Gute gehören auch 80 Acker Waldboden, wodurch der Werth des Gutes von Jahr zu Jahr sich steigert.

Der hiesige Feldbau ist, wenn auch nicht der stärkste, doch auch nicht gering, obschon das Klima hier rauh wird.

Die Einwohner nähren sich theils von allerlei Arbeit für die lössnitzer Fabriken, theils mit Klöppeln, theils durch die auf Affalter Flur befindlichen vortrefflichen Dachschieferbrüche, die jetzt durch eine Actiengesellschaft betrieben werden.

Nieder-Affalter und Nieder-Zwönitz sind der Gerichtsbarkeit von Alberoda zum Theil unterworfen.

Niederaffalter liegt nur ½ Stunde westlich von Alberoda und soll seinen Namen von Afrae altare erhalten haben, indem ein Burggraf von Meissen hier eine Capelle errichtete. In südlicher Richtung stösst Niederaffalter an den sogenannten Hasenschwanz, d. i. die letzten Häuser der sehr langen Vorstadt von Lössnitz.

Niederlössnitz liegt unmittelbar unterhalb der Stadt Lössnitz und ist ebenfalls ein sehr alter Ort. Hier giebt es eine Tuchwalkmühle, mehre Mühlen und ein früheres frohnfreies Gut, worinnen vor Zeiten ein herrschaftliches Jagdhaus von Alberoda gewesen sein soll.

Das ganz nahe bei Alberoda befindliche sogenannte Pfarrgut gehört nicht mehr zu dem genannten Orte, sondern zur Stadt Lössnitz, wohin Alberoda mit Niederaffalter und Niederzwönitz, so wie mit Oberaffalter, Streitwald, Grüna, Leukersdorf, Wiede und Pfannenstiel eingepfarrt ist.

Die Kirche in Lössnitz zeichnet sich durch eine schöne Symmetrie im Innern aus, so wie auch die Grösse derselben mit der gegenwärtigen Bevölkerung der hiesigen Parochie in einem guten Verhältniss steht. Zu den milden Stiftungen, welche für dieselbe in der Vorzeit sind gemacht worden, gehört auch vorzüglich der sogenannte Gotteswald. Ein wohlhabendes Frauenzimmer, Namens Wenzeln Stockin, hat im Jahre 1442 ein nicht unbedeutendes Stück Wald der Kirche zu Lössnitz geschenkt, mit der Bedingung, dass künftig Seelenmessen für sie sollten gehalten werden.

Dieser Wald ging von Alters her bei der Wildenfelser Herrschaft zu Lehn und ist ein sogenanntes Sonnenlehn, indem alljährlich am Michaelistage, früh vor Sonnenaufgang, von den hiesigen Lehnträgern dieses Waldes an Amtsstelle zu Wildenfels ein gewisser und sehr geringer Zins entrichtet werden musste.

Mit diesem Gotteswalde ist auch noch ein anderes Stück Wald verbunden, welches an jenen angrenzt und der Grünewald heisst, welcher ebenfalls Eigenthum der Kirche ist.

Aus diesem Wald erhalten die Geistlichen und Schullehrer ihren jährlichen Holzbedarf, auch wird zu Reperaturen und Bauten an Kirche und Schulen das Holz dazu aus diesem Wald genommen.

Die Kirche zu Lössnitz ist von den vier grossen Bränden in den Jahren 1521, 1616, 1637 und 1806 nicht verschont geblieben, was seinen Grund darin haben mag, dass an die Stelle des früher um die Kirche gelegt gewesenen Gottesackers, Häuser gebaut worden sind.

Alberoda, wie Nieder- und Oberaffalter, Streitwald haben alle ihre besonderen Schulen.

Alberoda hat eine Dorfschule, worinnen Knaben und Mädchen, zusammen 87 Kinder unterrichtet werden.

Ob Alberoda und Affalter in den frühesten Zeiten nicht in einem gewissen kirchlichen Verbande mit Hartenstein zuerst standen, ist unentschieden. So viel steht fest, dass bis auf die neuesten Zeiten an den Pastor der Kirche zu Hartenstein von Alberoda und Affalter Zinsen bezahlt werden mussten, welche von den papistischen Zeiten herrühren und für die in der Kirche zu Hartenstein gestandenen Altäre St. Nicolai und St. Catharinen entrichtet worden sind.

Alberoda enthält 23 eigentliche Bauergüter, 6 sogenannte Gartenhäuser oder kleinere Güter, wozu nur wenige Grundstücke gehören, 39 kleinere Häuser ohne Feldwirthschaft. Die Anzahl der Einwohner beträgt 450.

Das neue Organisationsgesetz für Einführung eines neuen Gerichtsverfahrens im Königreich Sachsen ist in den Schönburgschen Landen noch nicht angenommen, weshalb hier noch die alten Einrichtungen existiren und die alten Gerichtssprengel bestehen.

M. G.     




  1. Das früher erbaute Schloss stand zuerst in dem noch heutigen Tages sogenannten Bärenwinkel, brannte daselbst ab in Folge eines Streites mit den lössnitzer Bürgern, welcher sich dadurch entspann, dass sich die Herren von Milkau zum Vergnügen 2 Bären hielten, welche zwei Kinder zerrissen haben sollen. Das später wieder erbaute Schloss, wurde ½ Stunde von der Stadt in nordwestlicher Richtung verlegt, wo es jetzt noch steht. Die Milkauische Familie besass das Gut bis ins 18. Jahrhundert, von welcher es an Herrn von Römer kam, dessen Tochter sich mit dem Oberlieutnant Edlen von der Planitz, dem Grossvater des jetzigen Besitzers, verehelichte und das Gut als Mitgift erhielt. Das Stammschloss dieser Edlen von Planitz ist bekanntlich Planitz bei Zwickau, und die Grossväter der Alberodaer und der Auerbacher Linie waren Brüder.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/237&oldid=- (Version vom 17.8.2017)