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Hilmersdorf


liegt auf einer Hochebene und die Entfernung von Wolkenstein beträgt 1 Stunde, von Zschopau 1½ Stunde, von Lengefeld ebenfalls 1½ Stunde, von Marienberg ¾ Stunde.

Dieses herrliche, grosse Dorf ist sehr alten Ursprungs und gehörte in den frühesten Zeiten zur Herrschaft Wolkenstein oder Bolkenstein, deren erste bekannte Besitzer die von Motzen waren.

Bald darauf kamen die von Waldenburg in den Besitz dieser Herrschaft und wenn im 14. Jahrhundert hier und da ein Otto von Wolkenstein in der Geschichte genannt wird, so darf dies nicht zu Irrungen Veranlassung geben: Denn dieser Otto gehörte ebenfalls der von Waldenburger Familie an. Noch vor der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde Wolkenstein landesherrlich und einzelne Theile kamen von der frühern Herrschaft ab, womit besondere Besitzer beliehen wurden. Auch Hilmersdorf ist ein solcher Theil, welcher im 17. Jahrhundert zu einem besonderen amtssässigen Rittergute erhoben wurde.

Das Schloss, welches in der Abbildung zu sehen ist, wurde ebenfalls im 17. Jahrhundert erbaut und zwar von einem Freiherrn von Ziesky. Seit Anfang dieses Jahrhunderts wechselten in schneller Reihenfolge die Besitzer. Der gegenwärtige beliehene Eigenthümer des Gutes ist Herr A. Höckner. Vorher in den dreissiger Jahren war es in den Händen eines gewissen Herrn Seltmann.

Das Areal des Gutes beträgt 251 Acker: Darunter sind 215 Acker Feld, 20 Acker Wiese, 14 Acker Holz, 2 Acker Teiche.

Hilmersdorf gehört ebenfalls zu den Orten der Wolkensteiner Gegend, wo der Ackerbau nur mittelmässige Frucht gewährt, dagegen gedeiht der Flachsbau nirgends im Land so wohl als in Grossrückerswalde, Mildenau, Wiesa, Schönbrunn, Drehbach, Geringswalde und Hilmersdorf.

Den Flachs verkauft man meist nach Böhmen und der Lausitz und spinnt nur einen kleinern Theil selbst, verwebt aber auch dieses Garn nicht zur Hälfte. Die Viehzucht des hiesigen Bezirks anlangend, so wird die Rindviehzucht in bedeutender Stärke und mit gutem Lohne getrieben, da die hiesige Gegend vortreffliche Wiesen hat, deren Ertrag durch sorgsame Bewässerung sehr erhöht wird.

Auf hiesigem Territorium wurde der Bergbau in Sachsen am frühesten mit guter Silberausbeute betrieben.

Vermöge Befehls vom 5. März 1680 hat der Ort die Bergregalität auch auf die niederen Metalle z. B. Zinn, Eisen, Kupfer und den kleinen Bergzehnten zu geniessen.

     Erzgebirgischer Kreis, 18tes Heft oder 94tes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/215&oldid=- (Version vom 3.6.2018)