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Nach dessen Tode fiel Venusberg an dessen dritten Sohn Heinrich Abraham von Einsiedel, der es an Christoph von Stange auf Drehbach verkaufte.

Nach seinem Ableben kam Venusberg an Hans Christoph von Stange, und sodann an Christoph Heinrich von Stange. Mit ihm erlosch das von Stange’sche Geschlecht und es fiel nun das Gut an die Gödelmannsche und Moser’sche Familie, von welchen es 1654 auf Dr. Volkmar überging. Nach Volkmar’s Tode wurde das Gut an den Freiherrn Joachim von Schwan auf Thum verkauft und nach dessen Tode fiel das Gut an seinen Sohn Hans Ernst von Schwan, welcher um Kirche, Schule und Gemeinde sich grosse Verdienste erwarb. Nach ihm wurde sein einziger Sohn, Carl Ernst von Schwan, Besitzer. Bis 1751 besass das Gut der Oberforstmeister von Leubnitz auf Münchenbernsdorf und nach ihm die Kammerherrin von Bünau auf Wensenstein. Hierauf hatten das Gut die Familien von Leubnitz und von Polenz gemeinschaftlich im Besitz. Im Jahre 1815 kam das Gut an den Kaiserl. Russischen Rittmeister Heinrich August Gottlob von Leubnitz und dieser veräusserte dasselbe im Jahre 1819 an den Rittmeister von der Armee, Moritz Friedrich von Reitzenstein auf Mittelfrohne. Nach dessen am 14. Febr. 1821 erfolgtem Tode fiel das Gut an seine hinterlassene Wittwe Frau Christiane Henriette von Reitzenstein, welche am 10. Juli 1839 starb und das Gut ihren Töchtern hinterliess, wovon Agnes an den Rittmeister von Gersdorf, und Ida an den Doctor Beyer verheirathet sind. Diese beiden Schwestern verkauften wieder das Gut, und so ist der derzeitige Besitzer Herr K. W. Wunderlich in Meerana.

Nahe beim Orte Venusberg in Südwest erhebt sich der Steinberg, welcher steil ansteigt, um noch steiler und tiefer in’s Wiltzschthal wieder abzufallen. Seine Meereshöhe wird auf 1450 pariser Fuss geschätzt. Seine Form ist halbkugelartig und er zeichnet sich sehr vor andern Bergen der Gegend aus, wozu auch der treffliche Buchenwald, den er trägt, welcher der Stangenwald heisst, viel beiträgt. Von diesem Berge hat man besonders nach Augustusburg hin (dieses giebt in der Richtung von hier aus seine schönste Ansicht) eine treffliche Aussicht, weshalb auch ein Pavillon darauf erbaut ist.

Die zum Dorfe gehörigen Fluren haben einen Flächenraum von 1156 Ackern mit 18,702¼ Steuereinheiten.

Der Ort nährte sich, wie Drehbach früher mit Anbau und Verspinnen des Flachses zu feinem und gemeinerm Klöppelzwirn, mit Zwirn- und Garnbleicherei. Jetzt gehören, nächst der Feldwirthschaft und Viehzucht, Fabrikarbeit, Klöppeln und Strumpffabrikation zu den wichtigeren Erwerbsquellen.

Venusberg hat seine eigene Schule, wohin auch die Kinder des Dörfchens Wiltzsch gehen, so dass im Ganzen 109 schulfähige Kinder gezählt werden. Wegen Baufälligkeit und Mangel an Raum verkaufte die Gemeinde das alte Schulhaus und kaufte ein in der Mitte des Dorfes gelegenes, fast neues Haus und erweiterte und verbesserte dasselbe auf eine sehr zweckmässige Weise. Bei der Weihe des neuen Schulhauses im Jahre 1841 den 16. Nov. wurde Wilhelm Robert Schirmer als Schullehrer eingewiesen. Ueber die dasige Schule und die Kirche zu Drehbach, wohin Venusberg eingekircht ist, übt die Gerichtsherrschaft zu Venusberg das Besetzungsrecht.

Der frühere Gutsbesitzer von Venusberg, Hans Ernst von Schwan, hat sich um die frühere Kirche zu Drehbach insoferne grosse Verdienste erworben, als derselbe die Zierde dieser Kirche, den frühern massiven hohen Thurm an selbige anbauen liess, welcher aber im Jahre 1823 der grossen Gluth nicht genug Widerstand leisten konnte und ebenfalls ein Raub der Flammen wurde. Der Grundstein dazu wurde am 26. April 1717 gelegt und der Bau den 10. September 1719 vollendet.

Bemerkenswerth ist noch der ½ Stunde nördlich von Venusberg gelegene Wiltzschberg, wo man einen sehr grossen und festen Kalkstein in grosser Menge bricht, welcher im herrschaftlichen Kalkofen gebrannt wird.

Venusberg mit Wiltzsch hat 110 bewohnte Gebäude, 222 Familienhaushaltungen mit 1111 Einwohnern und gehören beide Orte zum Gerichtsamt Wolkenstein, zum Bezirksgericht Annaberg, zur Amtshauptmannschaft Niederforchheim, zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     




Wingendorf


an den Freyberg-Hainicher und Oederan-Siebenlehner Strassen, 1½ Stunde westlich von Freiberg, 1¾ Stunde nordöstlich von Oederan, 2¼ Stunde südöstlich von Hainichen gelegen, südlich und östlich von bedeutenden Waldungen umgeben, welche zum Theil zum dasigen Rittergute gehören. Oestlich steigt, grösstentheils mit Klippen besetzt, der Kemnitzberg an, welcher die Thäler der Kenmitz und Striegis theilt, nördlich aber der Galgenberg, an dessen südwestlichem Abhange die Schäferei des Rittergutes abgesondert steht.

Das alt schriftsässige von Schönbergische Majorats-Rittergut hat zwar keine ansehnlichen Gebäude, auch nur mässig starke Oeconomie, und ein ältliches Schloss mit kleinem Thurme, welches dessenungeachtet einen herrlichen Anblick, wie dies die Abbildung näher darthut, gewährt.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/210&oldid=- (Version vom 3.6.2018)