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wogegen man in der Ferne eine ganze Bergreihe gewahrt, unter welcher sich dem Beobachter namentlich das Schloss Augustusburg ganz deutlich darstellt.

Der Bau der Kirche wurde im Jahre 1719, wo man die alte einriss, angefangen.

Am Sonntage Jubilate 1719 ist zum letzten Male in der alten Kirche Gottesdienst gehalten und mit Rührung von ihr Abschied genommen worden. Darauf hat man aus dem Holze der alten Kirche ausserhalb des Kirchhofs einen grossen Schuppen zur Abhaltung des Gottesdienstes und der übrigen kirchlichen Amtsverrichtungen erbaut und Montags nach Pfingsten ist der Grundstein zum Baue des neuen Gotteshauses feierlich gelegt worden, welche man in 2 Jahren zu vollbringen hoffte.

Leider hat derselbe bis ins Jahr 1726 sich hingezogen, weil Gott eine grosse Theurung ins Land geschickt hatte, so dass man im Jahre 1720 bei den erschöpften Kräften der Gemeinde blos 2 Maurer an dem verhältnissmässig grossartig unternommenen Baue hat arbeiten lassen können, worüber die Forchheimer vielen Spott von ihren Nachbarn haben vernehmen müssen, bis endlich die Schwierigkeiten so weit überwunden waren, dass man im Jahre 1723 am Kirchweihfeste, als den Montag nach Gallus den Gottesdienst aus dem Schuppen wieder in das Gotteshaus hat verlegen können, obwohl der innere Ausbau noch völlig gefehlt hat. In dieser Noth hat sich auf Verwendung des damaligen Pfarrer ein grosser Kaufmann Gotthardt Schubert zu Leipzig, aus Haselbach gebürtig, der hart bedrängten Gemeinde angenommen und 1500 Thlr. derselben zur Ausbauung der Kirche und namentlich zur Beschaffung einer Orgel, eines Altars, einer Kanzel und eines Taufsteins legirt, wozu nach dessen Tode seine Wittwe, die sich später an den Kaufmann Matthäus Dasdorf in Leipzig wieder verehelicht hat, für Altar, Kanzel und Taufstein eine kostbare Bekleidung und die heiligen Gefässe hinzugefügt hat, so dass endlich im Jahre 1726 am dritten heiligen Osterfeiertage die feierliche Einweihung dieses Gotteshauses durch den damaligen Superintendent Dr. Wilisch in Freiberg hat vollzogen werden können.

Zum Andenken an jenen Gotthardt Schubert befindet sich nicht blos an der Rückseite des Altars ein Denkstein mit nöthiger Inschrift eingemauert, sondern der Familie Schubert ist auch in der Kirche selbst ein eigenes Betstübchen auf immer zugeschrieben.

An dem Sonntage, welcher nach „Gotthardt“ fällt, werden auf Anordnung jenes Kaufmanns Schubert in der Kirche die Lieder: „Was Gott thut, das ist wohlgethan“ und „Wer weiss, wie nahe mir mein Ende“ von der Gemeinde mit dankbaren Herzen gesungen.

Viele Glieder der Familie von Berbisdorf liegen in dieser Kirche begraben und die Kirche besitzt auch ein Legat von 100 Thlrn., welches im Jahre 1688 den 30. Sept. Frau Eva Dorothea von Berbisdorf auf Ober- und Nieder-Forchheim, Lippersdorf u. s. w. zum Andenken ihres ältesten, auf dem Rückmarsch nach der Eroberung von Ofen, zu Brünn in Mähren als Lieutenant verstorbenen Sohnes, Hans Georg von Berbisdorf mit der ausdrücklichen Bestimmung legirt hat, dass von den Interessen 2 Thlr. 9 gGr. der Kirche, 1 Thlr. 18 gGr. dem Pfarrer, 1 Thlr. 6 gGr. dem Schulmeister, 12 gGr. den beiden Kirchvätern und desgleichen 12 gGr. den beiden Richtern von Ober- und Nieder-Forchheim alljährlich verabreicht werden sollen, doch so, dass, wenn das Kapital nicht höher, als zu 5% anzubringen, die letzteren, Kirchväter und Richter, ihren Thaler gänzlich missen sollen.

Unter den Pfarrern von Forchheim verdient vorzüglich Gottfried Devel einer besondern Erwähnung, den Hans von Berbisdorf auf der Universität unterhalten hatte. Derselbe hat im Schwedenkriege viel Ungemach ertragen. Er hielt, nachdem er seine Frau und Kinder der Sicherheit wegen nach Freiberg gebracht, mit einer alten Frau Haus. Dieser hatte er es zu verdanken, dass er einer längeren Marter der Feinde entging.

Nach der Flucht des Pastors in die Sacristei waren die Schweden ihm gefolgt und hatten letztere gewaltsam erbrochen. Hier ängstigten sie den Pfarrer auf das Schrecklichste, forderten das Kirchenvermögen und gingen eben damit um, ihm den sogenannten Schwedentrank einzugiessen, als auf ein Mal über dem Sacristeifenster herein des Pastors alte Frau rief: Herr seid getrost; jetzt kommt das ganze Dorf Bauern mit Heugabeln und Spiessen euch zu Hilfe. Darauf ist der Feind erschrocken abgezogen und sie hat ihn von seinen Banden wieder befreit.

Er liess sich noch bei Lebzeiten in der Sacristei, wo er gemartert worden war, sein Grab machen und einen Leichenstein setzen, welcher folgende Inschrift führt:

Hic, ubi latro mihi gladii sua spicula strinxit
Tutus in his adytis liber abense cubo
Quis sim, fama refer, Godefried Develius iste.
Praeco, Deo et templo fida columna suo.

Bei der neuen Grundgrabung der Kirche fand man seinen Leichnam noch ganz unverwest und legte ihn in ein neues Grab.

Zur hiesigen Parochie gehören noch die Orte: Görsdorf, Ober-, Nieder- und Neu-Haselbach mit Wernsdorf, und die einzelnen Häuser, Wirthschaften und Güter: Neusorge, Brand, Raschau und Drachenwald; dagegen haben Haselbach und Wernsdorf eigene Schulbezirke.

Haselbach, Nieder- und Neuhaselbach ist bei der von Andreas von Berbisdorf vorgenommenen Theilung schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts von der Familie von Berbisdorf weg und an einen Privatmann als Rittergut verkauft, und dann mit dem Allodialgute Wernsdorf vereinigt worden.

Ober-Forchheim mit Nieder-Forchheim zählt 194 bewohnte Gebäude 300 Familienhaushaltungen und 1410 Einwohner und gehört zum Gerichtsamt Lengefeld, zum Bezirksgericht Augustusburg, zur Amtshauptmannschaft Nieder-Forchheim, zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/189&oldid=- (Version vom 3.6.2018)