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hübschen gepflasterten Marktes; sie bestehen aus zwei langen, gutgebauten Flügeln, in deren einem man die herrschaftliche Wohnung einrichtete, nachdem 1767 das schöne, drei Stockwerk hohe Schloss niedergebrannt war. Aus den Steinen desselben baute der Oekonomieinspektor Heyde die Gebäude eines Folienhammers. Vormals gehörte zu dem Gute auch ein grosser Theil des Hauptwaldes, welcher jedoch später davon wegkam, indessen besitzt das Gut noch immer ein bedeutendes Holzlegat von dreihundert Schragen. Vorzüglich pflegt man auf dem Rittergute die Viehzucht, wozu die herrlichen Wiesen treffliches Futter gehen. Es gehören noch dazu das nahe Rothenthal und zwei Vorwerke, das Poppische und das Haingut, und auf allen drei Wirthschaften hält man in der Regel zweihundert Stücken Rindvieh.

Die Kirche zu Olbernhau war früher eine Kapelle des heiligen Albertus und ein berühmter Wallfahrtsort, der vermuthlich, wie schon erwähnt, Veranlassung zur Gründung des Ortes gab. An der Kirche sind ein Oberpfarrer und ein Diakonus angestellt. Das Diakonat wurde erst im Jahre 1726 errichtet und der erste Diakonus war Magister Joseph Müller von Berneck. An der hiesigen Schule lehren ein Rektor, ein Cantor und ein Hülfslehrer. Die Pfarre hat bedeutende Feldwirthschaft und einen grossen Obstgarten. Am Markte stehen auch die Apotheke und das Erblehngericht mit einem wohleingerichteten Gasthofe.

In Olbernhau befindet sich seit Jahrhunderten eine Cantoreigesellschaft, deren Mitglieder sich in Adjuvanten und Ehrenmitglieder eintheilen. Erstere haben die Verpflichtung Musikproben und Aufführungen in der Kirche unentgeldlich zu leisten, wofür sie weiter keine Revenüe beziehen, als die Einnahme für das Neujahrsblasen, seit länger als zweihundert Jahren das Tranksteuerbeneficium und zum Cantoreischmause, der aller zwei Jahre stattfindet, zwei Kübel Kohlen aus der landesherrlichen Saigerhütte Grünthal. Andere der Gesellschaft zustehende Beneficien sind ihr in neuerer Zeit entzogen worden. Im siebzehnten Jahrhundert und namentlich während der Regierungszeit Churfürst Johann Georgs I. hatte die Cantoreigesellschaft zu Olbernhau gute Zeit, indem die Landesherren damals häufig in den hiesigen Waldungen grosse Jagden abhielten, wobei auch eine Bande, das heisst ein Musikcorps zu erscheinen hatte. Zu diesem Zwecke erhielten die Adjuvanten ein stattliches Kleid, eine Art Uniform und als Waffe einen Hirschfänger, denn zu jener Zeit war es nichts Seltenes, dass man im Walde einem zottigen Bären oder geifernden Wildschweine begegnete. Die Cantorei verwahrt einen solchen Hirschfänger zum Andenken an jene Zeit. Für diese Dienstleistung schenkten die Churfürsten der Cantoreigesellschaft zu ihren Convivien einige Tonnen Bier und einen Hirsch.

Eingepfarrt in die Kirche zu Olbernhau sind: die Saigerhütte Grünthal, Rothenthal, Blumenau, Nieder- und Kleinneuschönberg. Rothenthal liegt von Olbernhau drei Stunden entfernt und gehörte 1675 August Rhoden, kam aber um jene Zeit an Olbernhau, nachdem das Rittergut zerschlagen worden war. Das Dorf liegt in dem schon erwähnten wildschönen Grunde und zählt in vierundfunfzig Häusern vierhundert Einwohner, hauptsächlich Waldarbeiter, Drechsler, Strumpfwirker und Klöppler, auch befindet sich hier eine Papiermühle und eine Fabrik musikalischer Instrumente.

O. M.     




Gränitz.


Gränitz liegt 3 Stunden südwestlich von Freiberg an der Annaberger Strasse, und gehört ohne Zweifel zu den zerstreutest gebauten Dörfern des Erzgebirges. Der Ort zählt etwa zweihundert Bewohner in vierzig Häusern, und wird von dem sogenannten Gränitzbach berührt, welcher unterhalb des Dorfes sich mit dem Grosswaltersdorfer Bache vereinigt und dann den Namen der Lössnitz führt. An dem Gränitzbache liegt eine zum Dorfe gehörige Mühle. Die Fluren desselben rainen mit denen von Langenau, Gross- und Kleinhartmannsdorf und Waltersdorf. Nordwestlich von Gränitz befindet sich der so trefflich bestandene herrschaftliche Tannbusch, auch Tännicht genannt, in nördlicher Richtung erhebt sich etwas entfernter die ansehnliche Langenauer Höhe, und südöstlich die zu Grosshartmannsdorf gehörige Butterhöhe. Bedeutend ist hier der Lein- und Kleebau. Es giebt hier auch ein Erbgericht mit Schankgerechtigkeit. Die Ortsbewohner bestehen aus Erbgärtnern, Bergleuten und Leinwebern.

Gränitz ist slavischen Ursprungs. Es lag vor Jahrhunderten hart an der böhmischen Grenze, die noch um das Jahr 1292 sich bis hierher erstreckte, und daher kommt auch sein Name, denn das slavische granitza bedeutet Grenze. Gränitz war früher ein bedeutenderer Ort als jetzt. Ein altes Register von 1590 spricht von Häusern die in langer

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/161&oldid=- (Version vom 11.6.2017)