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und macht dadurch den Schlossfelsen zur Insel. Auf einer nordöstlich gelegenen Felsenkoppe ist noch einiges Gemäuer vorhanden, welches man für Ueberbleibsel des ältesten Schlosses hält.

Der Ursprung des Schlosses Stein ist unbekannt und seine früheste Geschichte wird namentlich dadurch sehr unbestimmt, dass mehrere Schlösser Sachsens (wie Stenn bei Zwickau und Posterstein bei Altenburg) ebenfalls nur „Stein“ genannt werden. Nur wahrscheinlich ist es, dass hierher Gerhard und Heidenreich zum Stein gehören, deren eine Urkunde von 1254 erwähnt, ebenso werden 1330 „kunnicz vom Stein“ in Zwickau und Conrad Egerer daselbst, der auch Conrad vom Steine oder Conrad von Osterwen heisst, aufgeführt. Im Jahre 1411 gehörte Stein dem alten Hinze von Remse, welche Familie ihren Wohnsitz auf dieser Burg aufschlug, nachdem sie die Oekonomie zu Remse dem dasigen Kloster überlassen hatte. Die Ritter von Remse waren ohne Zweifel lange im Besitze der Burg Stein, da Veit von Schönberg ausdrücklich ein Lehnsherr dieser Familie genannt wird. In der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts finden wir die Familie von Trützschler-Eichelberg auf der Burg, doch weiss man nicht ob dieselbe das Gut als Eigenthum besass, oder es nur in Niessbrauch hatte, für welche letztere Ansicht der Umstand spricht, dass die Trützschler erbliche Schlossvoigte auf Hartenstein waren und vermuthlich dafür die Einnahme des Gutes Stein empfingen. Im Jahre 1487 sagt Margarethe von Trützschler in einem Diplom: „dass ihr Junker den Stein auch schon besessen“. Diese Linie der Trützschler nannte sich zum Unterschiede von der Falkensteiner Linie, Trützschler von Eichelberg oder Eichenberg, wahrscheinlich nach einem Gütchen bei Glauchau, das jetzt Elzenberg heisst, gewöhnlich aber „der Trützschler“ genannt wird. Von dieser Familie hat der Trützschlerwald zwischen Zwickau und Werdau seinen Namen. Die Trützschler besassen Stein bis 1632, wo mit Hildebrand von Trützschler auf Stein diese Linie erlosch, und Stein an die Herren von Schönburg zurückfiel. Diese benutzten Stein noch als Veste, und als die Zwickauer das Holzflössen nach Glauchau hindern wollten, liess Ernst II. von Schönburg die Zwickauer Flösse aus den Fenstern des Schlosses beschiessen. Auf dem Schlosse Stein starb 1651 Veit von Schönburg, Hugo’s II. Sohn.

In früher Zeit hatte die Mulde hier wahrscheinlich viel engere Ufer als jetzt, dafür spricht eine Thür, welche aus dem Schlosse direct in das Wasser führt. Am linken Ufer dringt ein verfallener Gang in das Gebirge ein, von dem behauptet wird, dass er nach der nahen Eisenburg führte. Diese Eisenburg, deren Trümmer noch vorhanden sind, gehörte dem bekannten Kunz von Kaufungen und liegt in geringer Entfernung von der sogenannten Prinzenhöhle. Dass Kaufungen die geraubten Prinzen hierher, nicht aber nach Eisenburg in Böhmen bringen wollte, wird zwar vielfach behauptet, ist aber denn doch ziemlich unwahrscheinlich, da bei der grossen Nähe der Eisenburg die Prinzenräuber Mosel und Schönfels sich nicht drei Tage in der Höhle aufgehalten haben würden. – Der erwähnte unterirdische Gang, zu welchem dem Schlosse Stein gegenüber eine Thür führt, ist am Eingange zwei Ellen weit und dritthalb Ellen hoch, dann erreicht man ein Gewölbe von sechs Ellen Breite und mehr als zwanzig Ellen Länge, welches sich nach und nach auf drei Ellen verengt. Auf drei Seiten dieser Weitung führen wieder zwanzig Ellen lange und drei Ellen hohe Gänge tiefer in den Felsen, die man aber wegen mehrerer Verschüttungen nicht weiter untersuchen kann.

Zur Zeit befindet sich im Schlosse Stein eine Restauration, die von weit und breit besucht wird. Zu den häufig stattfindenden Concerten ladet der Wirth sogar regelmässig durch die Leipziger Zeitung ein. Hinter der Mühle liegt eine Insel, auf welcher 1779 bei Gelegenheit der Vermählung eines Grafen von Hochberg mit einer Gräfin Schönburg ein arkadisches Schäferfest dargestellt wurde. Die alte Burg ist jetzt sehr stattlich eingerichtet und gehört unstreitig zu den reizendsten Punkten des Erzgebirges. Unwillkührlich aber erfasst den Besucher des Schlosses, wenn er am Ufer der rauschenden Mulde sitzend die altersgrauen Mauern und Thürme beschaut, der wehmüthige Gedanke, dass Alles eitel ist! – Seit vielen Jahrhunderten ragen die alten Steinmassen empor, sie haben wohl zwanzig Generationen überdauert und werden noch stolz der Zeit trotzen wenn auch wir längst zu Staub geworden sind! –

Otto Moser.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/155&oldid=- (Version vom 11.6.2017)