Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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ihm folgte als Herr von Mittelsayda sein Bruder Sigismund von Berbisdorf, der 1615, laut noch vorhandener Urkunde, seinem Vetter Christoph von Berbisdorf auf Oberforchheim für 100 Gülden das Patronatsrecht abkaufte und über diese Acquisition so vergnügt war, dass er dem Pfarrer statt des bisher üblichen Osterlammes zur Kirchweihe einen fetten Schöps schenkte, mit der Bedingung, dem Schulmeister alljährlich abwechselnd ein Hinterviertel und dann ein Vorderviertel davon zu geben; auch verehrte er dem Pfarrherrn eine Tonne Bier und erkaufte von dem Gemeindeareal im Jahre 1618 für 100 Gülden einen schönen Grasplatz, den er zur Pfarre schlug. Der Tod dieses wohlthätigen Mannes erfolgte 1641, und das Gut kam an Christoph Heydenreich, dessen Grabstein noch hinter dem Altar steht. Er starb 1661. Hans Christoph von Braitwiss (er selbst schrieb sich von Brittewitz) besass Mittelsayda von 1661 bis 1677, und der Oberst Johann Ernst von Braitwiss bis 1694. Beide Herren von Braitwiss hatten Gemahlinnen aus dem Hause Berbisdorf. Von 1694 bis 1718 verwaltete Sigismund von Hass, der eine Berbisdorf zur Frau hatte, das Gut für die Braitwissschen Erben, welche es jedoch in letztgenanntem Jahre an Christoph von Vitzthum-Eckstädt verkauften, der dasselbe bis 1740 besass. Ihm folgten als Gutsbesitzer die Gebrüder Ernst Haubold von Gersdorf auf Gannewitz und Karl Ehrenreich von Gersdorf auf Hermsdorf, von denen Mittelsayda an Christian Andreas Woydt verkauft wurde, den bisherigen Besitzer von Oberforchheim, welches er seinem Sohne überlassen hatte, der 1805 in den Adelstand trat. Nach Andreas Woydts 1796 erfolgtem Tode erwarb Mittelsayda Gottlob Ludwig Bruckmeyer, vorher Besitzer des Rittergutes Kändler und Pächter in Börnichen. Dessen Sohn, Christian Gottfried Ludwig Bruckmeyer, war Sächsischer Offizier und verkaufte Mittelsayda 1812 an den Kaufmann Benedix in Leipzig, welcher das Gut 1814 seinem Sohne, Eduard Benedix überliess, der es 1819 an Johann Gustav Oehme aus Leipzig verkaufte. Von ihm gelangte das Rittergut 1821 an den früheren Pächter Sturm in Neukirchen und 1823 an den Oberlieutenant Klette auf Potschappel, welcher es 1826 an eine Gräfin Bose, geborene Blümner, veräusserte. Am 4. October 1831 verkaufte diese das Gut an den Stadtrichter Herrn Sachse in Freiberg, bekannt als würdiger Landtagsdeputirter, welcher es noch jetzt besitzt.
Die Erbauung der hiesigen Kirche fällt in die Jahre zwischen 1435 bis 1463, in welchem letzteren Jahre die erste Glocke angeschafft wurde. Das Aeussere des Gotteshauses verräth, dass mannigfache bauliche Veränderungen vorgenommen worden sind. Im Innern der Kirche befindet sich an einem hinter dem Altare aufgehängten Denkmale ein schönes grosses Bild, die Grablegung Christi darstellend, welches von Lucas Kranach gemalt sein soll und wahrscheinlich in der Familie des Verstorbenen aufbewahrt wurde, bis man es 1661 an dem Epitaphium befestigte. Hinter dem Altare stehen auch die geharnischten Statuen der Herren Abraham und Hans von Berbisdorf, mit den nonnenhaften Gestalten ihrer Frauen; daneben die Steinbilder eines kleinen Fräuleins von Berbisdorf, das im Wasser umgekommen sein soll, und eines Fräuleins von Braitwiss, die als Braut starb. Vor der Kirche befindet sich ein Denkmal von weissem Marmor, dem ehemaligen Collator Andreas Woydt geweiht, dessen Sohn 1805 der Kirche 100 Thaler zur Erbauung einer neuen Vorhalle schenkte.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/143&oldid=- (Version vom 11.6.2017)