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zusammen, was sich mehrmals wiederholte, wodurch der immer tiefer ausgeweitete Berg die ungeheure Binge erhielt, welche nur noch in Altenberg ihres Gleichen hat; 1743 stand der hiesige Bergbau in grosser Blüthe und der damalige Zehntner. Am Ende gab den reinen Ueberschuss der Geyerschen Zinnstockgrube auf 2000 Thaler an; 1803 erfolgte ein neuer Einsturz am Geyersberg der zwei Bergleuten das Leben raubte. – So viel vom hiesigen Bergbau!

In Geyer befinden sich ein Rittergut, Geyersberg genannt, und zwei Freihöfe, der Schützenhof und Preusserhof, auch war vormals hier noch ein dritter Freihof, der Fuchshof.

Das Rittergut Geyersberg liegt auf einem niedrigen Vorsprunge des Geyersberges, nahe bei der Hauptkirche, hat ein hübsches Herrenhaus und treffliche Wirthschaftsgebäude. Bis zur Mitte des sechszehnten Jahrhunderts war das Gut nur ein gewöhnliches Stadtgut, das 1510 Caspar Tylen gehörte und 1535 von Christoph Schnee auf Tanneberg gegen sein, hier am Markte gelegenes Wohnhaus eingetauscht und zu einem Freihofe erhoben wurde, der bereits 1564 ein Rittergut genannt wird. Um das Jahr 1565 erbte Geyersberg Schnees Schwiegersohn, Heinrich von Etzdorf, Amtmann zu Coburg, von dem es Hieronymus Lotter kaufte, der schon früher den Preusserhof an sich gebracht hatte. Dieser Hieronymus Lotter war Bürgermeister zu Leipzig und ein berühmter Baumeister, von dessen Tüchtigkeit noch seine Werke, die Schlösser Augustusburg und Pleissenburg, sowie die Rathhäuser zu Leipzig und Pegau zeugen. Lotter kaufte drei an das Rittergut stossende Häuser, brach sie nebst dem alten Wohngebäude ab und führte an deren Stelle das noch jezt stehende ansehnliche Herrenhaus auf. Er starb hierselbst 1580, nachdem er das Jahr vorher sein Geyersbergisches Bergwerk hatte verpfänden müssen, in einem Alter von 83 Jahren und hinterliess zwei Söhne, Hieronymus und Albrecht, welche, tief verschuldet, das Gut 1599 an den böhmischen Edelmann von Stammbach auf Tanneberg verkauften, doch muss dieser es sogleich wieder veräussert haben, da noch in demselben Jahre Anna Bucherin als Besitzerin erscheint. Felix von Brizen besass Geyersberg 1678 und Ruschke von Brizen 1698, Georg Erasmus von Hartitzsch 1705 und der Oberstlieutnant Gottlob Sigismund von Hass bis 1740. Dieser Herr scheint bei seinen Zeitgenossen für einen unmenschlichen Christen gegolten zu haben, denn noch zeigt man im Herrenhause zu Geyersberg ein Zimmer, wo der Oberstlieutnant aus reinem Glaubenshass einem lebenden Türken die Haut abgezogen haben soll. Des Herrn von Hass Schwiegersohn, der Hauptmann Joseph Heinrich von Reitzenstein, erbte Geyersberg 1741 und nach ihm erhielt das Gut (1768) der Amtshauptmann Julius Heinrich von Schütz, nach dessen 1765 erfolgtem Tode es an den Kreiskriegskommissar von Petrikowsky gelangte, der 1781 starb, worauf Geyersberg sub hasta an Georg Thierfelder kam. Dessen Tochter, Eva Dorothea, erbte das Gut 1815 und vermählte sich mit einem Herrn Schulze, dessen Sohn, Herr Friedrich August Schulze, Geyersberg seit 1836 besitzt.

Der Schützenhof wurde bereits 1466 einer hiesigen Silberbaugewerkschaft bestätigt, und 1484 erhielt die Lehn darüber der Chemnitzer Bürger Ulrich Schütz, dessen Sohne, Gregor Schütz, Kurfürst Friedrich 1510 zur Beförderung des Bergwerks und des Zehnten die Lehn erneute. Wolf Schütz, des vorigen Sohn, erbte den Freihof 1559 und wird 1573 als Zehntner genannt. Dessen Wittwe Ursula überliess die Besitzung Hans Unwirth, und 1580 Montags nach Dreikönigstag erhielt es Gregor Unwirth, Kammermeister, von des Vorigen Erben in Lehn. Ihm folgte 1601 Georg von Hartitzsch und 1602 dessen Wittwe Florentine. Am 11. Juni 1612 wurde Hans Unwirth auf Förstel damit belehnt, der zugleich Herr auf Wiesa und Gregor Unwirths Sohn war. Anna von Milkau auf Wiesa besass den Schützenhof 1648 und ihr folgte am 14. März 1649 ihre Tochter Anna Margarethe von Vitzthum, bereits 1657 gehörte jedoch die Besitzung wieder Hans Unwirth. Die ferneren Eigenthümer des Schützenhofes waren Christian Kronberg, Dr. Taubner, Gottfried Taubner, Hans Caspar Taubner, dann dessen Wittwe und Geschwister, Gottlieb König, Christoph Hempel, Christian Tölkner, Gotthelf Bauer, Frau von Elterlein und endlich Herr Schaarschmidt.

Der Preusserhof gehört der Gewerkschaft des hiesigen Vitriolwerks, deren Faktor hier wohnt. Im Jahre 1510 besass den Preusserhof Friedrich Lintacher und nach ihm sein Sohn Friedrich, zu dessen Vermögen 1530 Concurs ausbrach, bei welcher Gelegenheit der Herr des Schützenhofes, Gregor Schütz, den Preusserhof für seinen Sohn Wolf erkaufte. Christoph Bauer, Gregors Oheim, Zehntner zu Annaberg kaufte den Hof 1538 und überliess ihn 1560 dem schon erwähnten Baumeister Hieronymus Lotter, von dessen Söhnen ihn 1563 Hans Friedrich erwarb, der 1570 auch Wiesa besass. Wolf Blasebalgk, der folgende Besitzer, verfiel 1570 in Concurs und der Hof kam an den Hauptmann Hans Preusser, dann an Conrad Heinrich Preusser, seinen Sohn und endlich an Hans Preusser. Von dieser Familie hat der Hof seinen Namen. Magister Balthasar Büttner erhielt die Besitzung 1613 und 1681 gehörte selbige dem Oberförster Pfeifer, worauf ihn die Gewerkschaft an sich brachte.

Der dritte Freihof, Fuchshof genannt, ist jetzt ein gewöhnliches Bürgerhaus, welches 1510 Lorenz Kostell, dann Lorenz Röling gehörte, der 1543 in Geyer Stadtrichter war und 1551 starb. Sein Sohn Georg Röling erkaufte 1555 vom Rathe den sogenannten Mörderteich und viele Feldstücken am Geyersberge. Er war 1553 und 1558 ebenfalls Stadtrichter und starb 1586, wo ihm Hans Fuchs, Bürger in Leipzig folgte, der dem Hofe den Namen gab, 1617 aber in Concurs verfiel, worauf die Besitzung an der Barbara Harrer Erben in Dresden kam, welche dieselbe an Siegismund Thrainer verkauften. Fernere Besitzer des Fuchshofes, der aber schon zu Thrainers Zeit nur als ein gewöhnliches Bürgerhaus betrachtet wurde, waren Maria Weigerin bis 1648, Sigismund Siegel bis 1681, Abraham Siegel bis 1728, Sophie Dorothea Siegel bis 1730, Sophie Eberhardt bis 1755, Inspector Hempel bis 1775, Friedrich Beyer bis 1787, Esaias Ficker aus Kühnhaide bis 1830, dessen Sohn bis 1834, des Letzteren Wittwe bis 1843 und endlich Herr Friedrich Feig.

Auf dem Thurme der Hauptkirche St. Nicolai in Geyer, welche in der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts, wahrscheinlich an der Stelle eines früheren von den Hussiten zerstörten Gotteshauses erbaut wurde, hängt die bekannte Glocke, welche 1455 bei dem Sturmlauten wegen

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Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/135&oldid=- (Version vom 11.6.2017)