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Neudörfel, Wildenfels, Friedrichsthal, Heinrichsort, Friedrichsgrün. Diese drei letztgenannten Ortschaften sind auf herrschaftlichem Grund, meist erst im vorigen Jahrhundert, erbaut und haben viel zu dem schnellen Wachsthum der Bevölkerung beigetragen. Ferner die grossen Dörfer Reinsdorf, Ortmannsdorf und Härtensdorf; grössere oder kleinere Antheile von Zschocken, Schönau, Pöhlau und Neudörfel bei Schneeberg. Zu Härtensdorf gehört der kleine Ort Neusorge und zu Reinsdorf der einzeln gelegene Gasthof beim Freitag.

Die Herrschaft grenzt westlich mit den Aemtern Wiesenburg und Zwickau, nördlich an die Schönburgischen Herrschaften, östlich und südlich an eben dieselben, besonders Hartenstein und Stein, südöstlich auch in geringer Strecke an das Amt Schwarzenberg. Sie hat im Ganzen einen Flächenraum von 1¼ □Meilen. Die Seelenzahl beträgt zwischen 7 und 8000, war aber nach einer Zählung im Jahre 1801 nur 5105.

Der höchste Punkt der Herrschaft liegt am südöstlichen Ende von Weissbach und ist 1760 Par. Fuss über dem Meere; der tiefste ist der Muldenspiegel bei Weissbach. Von den Ortschaften liegt Härtensdorf am höchsten; auch Heinrichsdorf liegt hoch und rauh, doch ist das Klima im Allgemeinen milder, als sich bei der Nähe des Hochgebirges erwarten lässt.

Der Boden ist bergig und abhängig, daher steinig, im Ganzen doch ziemlich fruchtbar.

Von den Bergen nennen wir den Koberberg bei Heinrichsort, die lange Wand bei Ortmannsdorf, den Zschockenberg bei Zschocken, den Steinberg bei Hartmannsdorf und einen andern Steinberg bei Reinsdorf, den Henneberg an der Mulde, den Aschberg, den Katzenberg und die Augustushöhe, die zuletzt fast kegelförmig ansteigt, und auf deren Gipfel ein Belvedere errichtet ist, das den Namen mit der That trägt.

Von Gewässern sind ausser der Mulde nur verschiedene Bäche zu nennen: der Zschockenbach, der Härtensdorfer Bach, der Vielauer Bach, das Reinsdorfer Wasser, der Mülsenbach und der Weissbach. Ausserdem giebt es zwar zahlreiche Teiche, aber mit Ausnahme des bereits erwähnten Schlossteiches sind sie sämmtlich unbedeutend.

Die Waldungen sind ziemlich beträchtlich, besonders der Wildenfelser Wald, gemischt von Tannen, Fichten und Buchen, der sich bis zur Mulde und in die Nähe von Stein zieht und längs der Mulde die Brandleite genannt wird. Dann auch der Solmsische Wald.

Bei Reinsdorf gräbt man Steinkohlen; ausserdem wird kein Bergbau betrieben, die Mineralprodukte aber sind interessant, denn ausser den verschiedenen Marmorarten findet man Grauwacke und Mandelstein; bei Weissbach fand man ehemals Kupfer, vermuthet auch daselbst Eisenstein; Malachit kömmt bei Zschocken vor, Basalt bei Ortmannsdorf und Härtensdorf. Mineralquellen giebt es bei Reinsdorf, eisenhaltige Quellen bei Ober-Härtensdorf und Schönau.

Die Landwirthschaft beschäftigt sich besonders mit Klee- und Hopfenbau, viel mit Obstbau (besonders bei Reinsdorf, das einer einzigen grossen Obstpflanzung gleicht), weniger mit Flachs- und Hanfbau. Kartoffeln werden reichlich gezogen, das Getreide aber reicht zum Bedarfe nicht aus.

Die Viehzucht ist nicht unbedeutend und die zahlreichen Kalkbrennereien geben den Bewohnern Gelegenheit zum Verdienst.




Schönfeld
bei Annaberg.


Schönfeld liegt zwei Stunden südwestlich von Wolkenstein, eine Stunde von Annaberg, eine Stunde von Geyer und eine halbe Stunde von Ehrenfriedersdorf in einem flachen unterwärts recht angenehmen Grunde, welcher den kleinen Bach, der am obern Ende des Dorfes entspringt, in südlicher und südöstlicher Richtung nach der Zschopau unweit Wiesa hinabführt und dabei an Höhe sehr rasch abnimmt. Der Ort befindet sich an der Chaussee zwischen Leipzig und Annaberg 1440 bis 1800 Fuss über dem Meere. Die niedrigst gelegenen Häuser des Dorfes Schönfeld stehen schon im Zschopauthale, wo sie zwar eine höchst romantische Lage haben, aber auch bei Hochwasser in nicht geringe Gefahr gerathen, wie es zum Beispiel in den Jahren 1563 und 1661 geschah, wo die Fluthen der Zschopau hier grosses Unheil anrichteten. Das Dorf ist über eine halbe Stunde lang und zählt in einigen sechszig Häusern etwa fünfhundert Bewohner, die sich mit Bergbau, Spitzenklöppeln, Spinnerei und Viehzucht beschäftigen. Der Ackerbau der Dorfinsassen ist jedoch nicht beträchtlich, da sie nur wenig Feld besitzen, indem fast alles Areal dem Rittergute gehört; weit bekannt aber ist der Schönfelder Flachsbau, auch giebt es hier vortreffliche Wiesen. Im Orte befinden sich ein schöner, erst in neuerer Zeit erbauter Gasthof und zwei Mühlen mit vier Gängen, von denen die sogenannte Niedermühle am Ausflusse

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/125&oldid=- (Version vom 11.6.2017)