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Namen hat. Auf der Flur von Langenau sind ausser der ziemlich beträchtlichen Hoffnung-Gottes-Fundgrube nur wenige Eigenlehnerzzechen; indessen beschäftigt der Bergbau dennoch über 300 Einwohner.

Oestlich von Langenau erstreckt sich das Grubenholz, zu welchem man gewöhnlich auch das Freiholz rechnet, obgleich es eigentlich nicht dazu gehört. Aus diesen Waldungen, die zum grössten Theile königlich sind, empfangen die meisten Zechen ihr Gruben-Zimmerholz, theils umsonst, theils gegen Freikuxe, welche Holzkux genannt werden, theils gegen billige Zahlung.

Die Gehölze bedecken eine sehr coupirte, hochgelegene Gegend. In ihrem Umkreise befinden sich viele, mitunter sehr ansehnliche Bergwerksteiche und der Hochbirkner- so wie der Erbisdorfer Kunstgraben beröhren sie.

Unter den verschiedenen Gruben, welche dieser Wald umschliesst und die ihm seinen Namen gegeben haben, sind besonders das Unterhaus Sachsen und Johannes-Fundgrube als starkbelegte Werke zu erwähnen.

Am östlichen Rande des Grubenholzes befindet sich die Wohnung des königlichen Aufsehers über die Kunstgräben dieser Gegend, des Röschen-Kunstmeisters; sie ist nach Berthelsdorf eingepfarrt. Ein zweiter Aufseher hat seine Wohnung in dem Dorfe Dörenthal.

Südöstlich von dem Dorfe Langenau erreicht das hiesige Gebirge seine höchste Höhe; sie beträgt 1800 bis 1900 Pariser Fuss über der Meeresfläche und man geniesst von ihr eine weite und sehr interessante Aussicht nach Frauenstein, Nassau, Gross-Walthersdorf, Freiberg und vielen andern Orten.

Die Geschichte von Langenau geht bis zu dem Jahre 1185 zurück. In diesem Jahre schenkte Markgraf Otto der Reiche einem gewissen Ekkard Land, um es urbar zu machen und in der darüber ausgestellten Urkunde werden die Markungen des Ortes Langenau (Langenae) als Grenze bezeichnet.

Besitzer beider Güter war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts die Familie von Hartitsch. Im Jahre 1792 besass Ober-Langenau Hans Heinrich von Schönberg auf Tanneberg.




Wildenfels.


Von einem schmalen, halbinselförmigen Bergvorsprunge blickt stolz und stattlich das Schloss Wildenfels herab auf das umliegende Thal, das freundlich, fruchtbar und reichbevölkert ist, wie wenige in dem schönen Sachsenlande, und dessen Gauen beinahe durchgängig Besitzthum der Herren von Wildenfels sind, der Grafen von Solms-Laubach-Wildenfels, oder Solms-Wildenfels, eines der ältesten und berühmtesten Dynastengeschlechter Sachsens nicht nur, sondern Deutschlands überhaupt.

Die Lage von Wildenfels ist ungemein lieblich, wenn auch still und verborgen. Beschränken auch umliegende Höhen den Blick in die Ferne, so vergisst man das gern über der durch Kunst verschönerten reichen Natur. Zu beiden Seiten von Höhen gegen die rauhere Witterung geschützt, die das benachbarte Hochland heimsucht, erwacht der Frühling in dem freundlichen Thale von Wildenfels früher als ringsumher. Das dunkle Grün des Nadelholzes mischt sich mit den lichteren Tinten der Laubhölzer, üppiger Pflanzenwuchs bekleidet Berg und Thal und durch den blumigen Wiesengrund schlängelt sich ein rauschender Bach bis zu dem einzeln stehenden Bergkegel auf dem das Schloss erbaut ist, dessen Mauern auf der einen Seite einen jähen Abgrund überragen.

Schattige Gänge führen hinauf bis zur Höhe des Schlossberges, von welchem man einer erweiterten Aussicht über die untenliegenden Fluren, Gärten, Wiesen und Gebüsche geniesst.

Um den Schlossberg ziehen sich die schönen Parkanlagen und an denselben liegt der meist in Terrassen abgestufte Schlossgarten, in welchem ein reich ausgestattetes Gewächshaus Erwähnung verdient und ein hundert Fuss langes Feigenspalier als eine, besonderes für diese Gegend, aussergewöhnliche Erscheinung betrachtet werden darf.

Die reiche Flora dieser Gegend bietet dem Botaniker eben so reiche Ausbeute, wie für den Geognosten und Mineralogen die Berge durch Formation und Producte von hohem Interesse sind. Sie gewähren reiche Kalk- und Marmorbrüche, und die Menge verschiedenartiger fossiler Muschelthiere legt unwiderlegliches Zeugniss dafür ab, dass einst des Meeres Fluthen hier rauschten.

Unter den zahlreichen Marmorbrüchen verdient besondere Erwähnung der dem Staate gehörige schwarze Marmorbruch, der einzige in Sachsen. Er liefert nicht nur sehr schönes Material, welches stark bei dem Bau der katholischen Kirche in Dresden verwendet wurde, sondern ist auch merkwürdig durch eine vielverzweigte Höhle mit Tropffstein-Bildungen.

Der Marmor der Gegend von Wildenfels ist aschgrau, bläulichgrau, gelblichweiss, fleischfarben und schwarz mit weissen Adern und Punkten. Er ist zwar von schöner Zeichnung und guter Qualität, wird aber dennoch grösstentheils zu Kalk verbrannt, denn nicht in allen Brüchen eignet er sich zu Bildhauer-Arbeiten und nur selten finden sich grössere Stücken. Dennoch ist er zu einem Mausoleum in Zelle bei Nossen vorzugsweise verwendet worden.

Auch dem Geschichtsforscher bietet Wildenfels eine grosse Merkwürdigkeit. Es sind dies eine Anzahl Schieferplatten, welche 1718 von

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/120&oldid=- (Version vom 11.6.2017)