Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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in Kursächsischen Diensten stand und von dem Kurfürsten das Land geschenkt bekam, auf dem er das Rittergut erbaute und das Dorf begründete. Seine Nachkommen blieben im Besitz von Auerswalde bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, 1596 aber wurden die Herren von Schönberg Gerichtsherren. Der letzte Besitzer aus diesem Hause, Kaspar Rudolph, Kursächsischer Oberlandfischmeister, starb 1629 und hinterliess das Gut seiner Wittwe, einer Gebornen von Schönberg aus dem Hause Limbach († 1697). Diese schloss mit dem unverheiratheten Bruder ihres verstorbenen Mannes einen Vertrag, in dessen Folge Auerswalde an ihre Tochter, verheirathet an Adam Heinrich von Köttwitz, übertragen wurde, die im Jahre 1684 in dessen Besitz trat. Herr von Köttwitz starb 1700 mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes, und dieser verkaufte Auerswalde im Jahre 1708 an Georg Dietrich von Schönberg auf Mittelfrohna. Von diesem erkaufte es der Geheime-Kabinetsminister Graf Christian Heinrich von Watzdorf im Jahre 1726 für 26,000 Thaler. Dessen Sohn, Friedrich Karl, der das Gut ererbte, hinterliess es bei seinem Tode an seine Wittwe, Sophie, geborne Gräfin von Vitzthum-Eckstädt und durch diese kam es in den Besitz ihres Geschlechts, in dem es sich noch jetzt befindet.
Der Hauptnahrungszweig der Einwohner (etwa 1200 Seelen) des ganzen Dorfes, ist der Ackerbau, zu welchem die Flur 2252 Acker 180 □ Ruthen beträgt; indess arbeiten auch Viele in den nahegelegenen Spinnereien und andern Fabriken. Auch hatte nach dem im Jahre 1555 in Grimma geschlossenen Vertrage Auerswalde schon damals das Recht, 2 Leinweber, 2 Schmiede, 2 Schneider, 1 Stellmacher und 1 Böttcher unter seinen Einwohnern haben zu dürfen.
In der Nähe von Auerswalde befindet sich ein stark betriebener weisser Kalksteinbruch.
Erwähnenswerth ist auch noch der sogenannte Klunkerborn, eine zwischen Auerswalde und Garnsdorf gelegene Quelle, deren Wasser sehr geschätzt wird, obgleich eine eigentliche Heilkraft desselben nicht nachgewiesen ist. Unterhalb derselben fliesst ein Bach, der nach der Versicherung der Freiberger Bergakademie sonst Goldkörner mit sich geführt haben soll, seit längerer Zeit aber seine Reichthümer erschöpft zu haben scheint; wenigstens wird jetzt in demselben nicht mehr nach Gold gefischt.
Die Collatur über Kirche und Schule gehörte früher alternirend an Auerswalde und Lichtenwalde, als aber letzteres im Jahre 1615 kurfürstlich geworden war, überliess Kurfürst Christian II. dieselbe an den damaligen Besitzer von Auerswalde, Moritz von Schönberg, allein, und seitdem ist sie bei dem Rittergute geblieben.
Wann die Kirche erbaut wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, indess dürfte sie jedenfalls ein sehr hohes Alter haben, das beweist schon die eine der 3 Glocken, mit denen der Thurm versehen ist, durch ihre Inschrift in unleserlicher Mönchsschrift. Die grösste dieser 3 Glocken wurde 1698 von Wilhelm Hilliger in Freiberg gegossen. Ausser den Glocken hat der Thurm der Kirche auch noch eine Uhr mit Schlagwerk.
Die Schule war früher mit der von Garnsdorf vereinigt; seit 1813 besteht sie für sich allein, mit 230 Kindern in 3 Klassen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/117&oldid=- (Version vom 21.5.2017)