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Wohngebäude befinden sich hinter dem Gute; eine Mühle nebst zehn Häusern im Zwönitzthale, südwestlich vom Dorfe, und endlich eine kleine Häusergruppe, darunter der alte Eisenhammer mit der Hammermühle und eine Baumwollenspinnerei, an der Mündung des Dorfbaches. Diese Häusergruppe erhebt sich 1050, das Rittergut 1150, der obere Eingang zum Dorfe aber 1300 Pariser Fuss über die Nordsee.

Eine besondere Erwähnung verdient die nördlich vom mittleren Theile des Dorfes gelegene, steil und weithingestreckt ansteigende, Dittersdorfer Höhe, welche im Süden mit Feldern, nördlich aber mit Waldungen bedeckt ist. Von hier geniesst man eine unvergleichlich schöne Aussicht auf die ganze Chemnitzer Pflege, welche nicht nur die Stadt mit den umliegenden Dörfern und Fabrikgebäuden, sondern auch den reizenden Blankenauer Grund beherrscht und den Blick bis in die Gegend von Leipzig, Eilenburg, Lützen und Oschatz leitet. Auch die Höhen von Augustusburg, Grosswaltersdorf, Oederan, und Hohenstein lagern vor dem entzückten Auge, namentlich aber überrascht das terrassenförmig ansteigende Obergebirge mit seinen drei Basaltgipfeln, mit dem Greifenstein, Keilberg und Fichtelberge und einer Anzahl von Städten. Die Dittersdorfer Höhe überragt das Schloss Augustusburg um hundert Pariser Fuss.

Die sogenannte Dittersdorfer Mühle, an der Zwönitz gelegen, ist herrschaftlich und hat eine Oel- und Bretmühle, auch treibt der Dorfbach eine Mühle und eine Spinnfabrik. Das stattliche Erbgericht mit Gastwirthschaft steht im Oberdorfe, eine unbedeutende Schenkwirthschaft befindet sich im Niederdorfe an der Chemnitz-Wolkensteiner Chaussee. Das Hammerwerk hatte einst hier einen Hohofen. Das bergige und steinige Terrain ist dem Feldbau einigermassen nachtheilig, bedeutend dagegen ist die Viehzucht, Spinnerei, Wirkerei und Weberei, auch treibt man hier viel Holz- und Getreidehandel; die ärmsten Leute aber klöppeln, oder nähren sich durch Handarbeiten im Walde oder auf dem Rittergute. Die Einwohnerzahl beträgt in achtundzwanzig Bauergütern, vier Gärtnerwohnungen und siebzig Häusern gegen funfzehnhundert Seelen.

Das Rittergut Dittersdorf, insgemein „der Hof“ genannt, verdankt seinen Namen wahrscheinlich einem einstigen Besitzer, der Dietrich hiess, und war früher nur ein Vorwerk von Weissbach, ist aber jetzt das Hauptgut. Es liegt auf einem Hügel und besteht aus einem hübschen Schlosse mit drei Flügeln, (dessen ältesten ein Thürmchen mit einer Schlaguhr ziert) und sehr ansehnlichen Wirthschaftsgebäuden. Das Ganze ist theilweise von hübschen Gartenanlagen umgeben. Die Feldwirthschaft des Rittergutes ist verhältnissmässig nicht eben stark; bemerkenswerth aber sind die bedeutende Brauerei, die zu Weissbach befindliche Schäferei, mehrere Mühlen, Fischerei und hauptsächlich die herrlich bestandenen grossen Buchen- und Nadelholzwaldungen, welche das Gut zu einem der bedeutendsten im Lande erheben.

Das Rittergut Dittersdorf mit Weissbach ist ein abgesonderter Theil der alten Herrschaft Scharfenstein erfüllt den nördlichsten Theil des Amtes Wolkenstein und zählt auf seinem Gebiet, das drei Viertheile einer Quadratmeile beträgt, über viertausend Bewohner. Die hiesige Kirche ist Filial von Weissbach, das erst im Jahre 1673 durch den Geheimerath Heinrich Hildebrand von Einsiedel auf Scharfenstein, Besitzer des Rittergutes Weissbach, zur Parochie erhoben wurde, indem bis dahin Dittersdorf nach Einsiedel, Weissbach aber nach Gelenau eingepfarrt war. Früher befand sich zu Dittersdorf bereits eine kleine Kapelle, an welcher der Pfarrer zu Einsiedel bisweilen den Gottesdienst verrichtete, nach der Vereinigung mit Weissbach aber baute die Dittersdorfer Gemeinde mit Benutzung der vorhandenen Kapelle die jetzige Kirche; der Thurm entstand erst 1732. Das Vermögen der Kirche beträgt 15000 Thaler; die Ortsschule besuchen gegen 200, die Fabrikschule aber durchschnittlich 30 Kinder.

Drei Viertelstunden von Dittersdorf liegt das Dorf Weissbach, welches seinen Namen von dem Bache erhielt, der sich mitten durch den grösseren Theil des Dorfes hinzieht, und das mit den Fluren von Kemptau, Gelenau, Dittersdorf, Gornau und Schlösschen Porschendorf grenzt. Der Ort besteht aus einunddreissig Bauergütern, fünf Gärtnerwohnungen und zweiundsiebzig Häusern mit einer Bevölkerung von 1160 Seelen. Es befinden sich hier zwei Baumwollspinnereien, welche nebst der Strumpfwirkerei die Hauptnahrungszweige der Einwohnerschaft bilden.

Wie schon erwähnt war das Rittergut zu Weissbach in früheren Zeiten das Hauptgut, Dittersdorf hingegen nur eine Art Vorwerk, dessen Fluren hauptsächlich aus angekauften bäuerlichen Grundstücken zusammengebracht worden sind. Im dreissigjährigen Kriege wurde das Schloss zu

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/092&oldid=- (Version vom 21.5.2017)