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und Etzdorf, Amthauptmanns und Landrentmeisters Bartholomäus Lauterbach, das mit sehr feiner Holzmalerei und einem Bilde geschmückt ist, welches die hiesige Kirche, das Rittergut und das Kloster Zelle in damaliger Gestalt zeigt.

Zu den Gerechtsamen der sehr gut dotirten Pfarre gehörte einst die Schankgerechtigkeit. Es heisst darüber: „Der Pfarrer magk durch das ganze Jhar in seiner Behausungk Freiberger Bier zum Zappen haben und auch verkauffen, einen Mann oder zween magk er setzen.“ Dieses Schankrecht, welches der Pfarrer M. Wille zu Anfang des vorigen Jahrhunderts „eine herrliche Freiheit“ nennt, übte schon vor der Reformation der Pleban Matthes Schremler aus, von dem gesagt wird: „Herzog Hanns, Georgens Sohn von Dresden, häts ihm erlaubet, und in eigener Person mit alle seinem Hofgesinde in der Pfarre gezecht und erlaubet zu schenken, trotz dass ihms die Rossweiner haben dörffen weren, noch der Richter auch nicht.“ – Zu den öffentlichen Gebäuden Etzdorfs gehört auch ein Hospital, mit zwei Stuben und einigen Kammern, worin vier arme gebrechliche Weibspersonen freie Wohnung haben. Dasselbe ist eine Stiftung Christoph Lauterbachs und seiner Schwester, Catharina Breuherin, welche vierhundert Gulden von ihrem Erbe hergaben, um „Armen und Dürftigen, so ihrer frömmigkeit von der geistlichkeit undt gemeyne gutt Zeugniss haben, Almusen zu verabreichen“. Das Stiftungscapital hat jetzt eine Höhe von 900 Thalern erreicht und übertrifft das Vermögen der Kirche, welches nur gegen 600 Thaler beträgt. Eine zu Gersdorf bestehende Töchterbewahranstalt wurde im Jahre 1840 von der Frau Gräfin Ernestine von Einsiedel gegründet, worin ausser den gesetzlichen Schulstunden Mädchen vom vierten Lebensjahre bis zu ihrem Austritte aus der Schule in weiblichen Arbeiten unentgeldlich unterrichtet werden.

Otto Moser, Red.     




Halsbach.


An der Strasse die von Freiberg nach Dresden führt, nahe am Muldenstrome, liegt das Rittergut Halsbach. Dasselbe besitzt vortreffliche Gebäude, eine Ziegelei, Schmiede, Mühle, Teiche, Steinbrüche, Brennerei, bedeutende Waldungen und über 1000 Dresdner Scheffel Land mit sehr reichhaltigen Thonlagern. Zu ihm gehören das Dörfchen Halsbach, mit einer Anzahl weithin zerstreuter Häuser, die zum Theil wie Schwalbennester an der steilen Höhe des Hammerwerkes über dem Wasserspiegel der Mulde schweben, und die auf der Kreuzer Mark erbauten Wohnungen. Nicht weit davon befindet sich ein zu Halsbach gehöriger Achat- oder Korallenbruch, welcher früher den sehr beliebten Korallenachat lieferte, in neuerer Zeit aber nicht mehr betrieben wurde. Der Bruch ist einen Lachter mächtig und die Gangart besteht aus sehr schönem gestreiften Achat. Die Streifen liegen lagenweise und werden von Amethyst, Carneol, Jaspis, Calcedon, durchsichtigem und undurchsichtigem Quarz umgränzt. In den Drusen finden sich Quarz- und Amethystkugeln, und springt beim Zerschlagen ein Stück nach der Lage der rothen Jaspisstreifen ab, so hat man auf der einen Fläche eine Menge erhabener rother Halbkugeln, welche zu dem seltsamen Namen Korallenachat Gelegenheit gegeben haben. – Die Gebäude des Rittergutes sind fast durchgängig in neuerer Zeit erbaut, auch mit Blitzableitern versehen, und das sehr hübsche, obschon blos sieben Fenster breite Herrenhaus lehnt an einer Senkung, die einen Teich enthält und einen kleinen Bach nach der Mulde hinableitet. Die Fluren von Halsbach sind durch den nahen Strom begränzt, und rainen mit Conradsdorf, Naundorf und Hilbersdorf.

Bereits im Jahre 1294 wird Halsbach in einer Urkunde und zwar unter dem Namen „Halichsbach“ erwähnt. Damals gehörte das Gut den Rittern von Honsberg, welche es in genanntem Jahre dem Rathe der Stadt Freiberg verkauften, wozu Markgraf Friedrich mit der gebissenen Wange am Tage Viti der Stadt die Lehn ertheilte. Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhundert kam dasselbe in Besitz der alten Freibergischen Familie Buchführer, welche es um das Jahr 1434 den Hilligern, gleichfalls einer Patrizierfamilie, überliessen. 1438 gehörte Halsbach dem Bürgermeister der Stadt Freiberg, Caspar von Sayde, welcher kurz vorher auch das nahe Rittergut Conradsdorf erkauft hatte. Er starb 1443 und das Gut kam an einen seiner Söhne, der sich noch 1464 in dessen Besitze befand. Von ihm gelangten die Güter Conradsdorf und Halsbach an Nikol Hausmann, Rathsherrn und fürstlichen Münzmeister zu Freiberg, der im Juli 1499 in der Domkirche daselbst begraben wurde. Sein Sohn, Johann Hausmann, war ebenfalls Münzmeister und seit 1515 Bürgermeister, ein sehr gelehrter und verdienter Mann, welcher am Dienstage nach Valentini 1521 mit Tode abging und ebenfalls sein Grab in der Domkirche fand. In der Hausmann’schen Familie blieb Halsbach bis gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, wo es an die Schönleben, später aber an Hans Seyfried verkauft wurde, dessen Sohn, der Bürgermeister Seyfried zu Freiberg, es bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts besass. Endlich gelangte das Gut an die Familie Kleeberg, aus der Christian Andreas Kleeberg, welcher sich um die Oekonomie grosse Verdienste erwarb, im Jahre 1836 mit Tode abging. Seine Erben verkauften Halsbach an den jetzigen Besitzer, Herrn G. F. Käferstein in Glauchau.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/050&oldid=- (Version vom 9.4.2017)