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ein Kloster zu bauen, das im Jahre 1127 vollendet war und vom Papst Honorius und seinem Nachfolger die Bestätigung empfing. Anfänglich war es ein kleines bescheidenes Gotteshaus, das im Jahre 1236 in Flammen aufging, aber durch milde Beiträge frommer Menschen schon 1274 wieder aufgebaut stand, obschon der Bischof von Meissen den Beschluss gefasst hatte, es eingehen zu lassen, und die Mönche in einem anderen Kloster unterzubringen. Von dieser Zeit an bereicherte sich das Benediktinerkloster auf dem Berge so ungemein, dass es im funfzehnten Jahrhundert ausser verschiedenen Lehnsrechten, Zehnten und einzelnen Höfen nicht weniger als dreissig Dörfer besass, und ein Mönch des Klosters sagen konnte, alles Land, was man vom Klosterberge rundum sehen könne, sei – mit Ausnahme der Stadt Chemnitz – der Benediktiner vom Berge Eigenthum!

Der gewaltige Reichthum des Klosters machte indessen die Aebte immer stolzer und übermüthtiger, so dass endlich der Wunsch in ihnen entstand, sich gänzlich von der Hoheit des Bischofs von Meissen sowohl als auch von der des Landesherrn zu befreien. Hierzu bot ihnen das Erlöschen der kaiserlichen Gewalt in der Stadt Chemnitz eine treffliche Gelegenheit, indem schon nach Rudolfs von Habsburg Tode die kaiserliche Landeshoheit über Chemnitz, Altenburg und Zwickau verloren ging. Die Ursache dieses Verfalls und der Unterwerfung der Stadt Chemnitz unter die Herrschaft der Markgrafen von Meissen waren die Kriege, welche Friedrich mit der gebissenen Wange und sein Bruder Dietzmann mit ihrem Vater, dem Landgrafen Albrecht dem Unartigen und mit Kaiser Adolf von Nassau, sowie später mit Albrecht von Oestreich führten.

Bekanntlich hatte Landgraf Albrecht seine Länder aus Hass gegen seine beiden Söhne an Kaiser Adolf von Nassau verkauft, und dieser begann deshalb im Jahre 1295 und 1296 mit den Brüdern einen Krieg, wurde aber 1297 von Markgraf Friedrich dem Gebissenen bei Rochlitz und Döbeln geschlagen, und Chemnitz, das dem Kaiser Beistand geleistet, musste die Unterstützung seines Oberhauptes schwer büssen. Albrecht von Oesterreich setzte zwar den Krieg gegen die Markgrafen Friedrich und Dietzmann fort, wurde aber bei Lucca vollständig besiegt, und Chemnitz, Altenburg nebst Zwickau mussten sich den Markgrafen unterwerfen (1307). Bald darauf wurde Kaiser Albrecht von seinem Neffen, Johann von Schwaben, und einigen mit diesem verbündeten Edelleuten auf einer Reise von Baden nach dem Kloster Rheinfelden ermordet, und noch in dem nämlichen Jahre wählte die Stadt Chemnitz den Markgrafen Friedrich freiwillig zu ihrem Schutzherrn. Die späteren Kaiser, namentlich Heinrich VII., und Ludwig der Baier forderten zwar das Pleissnerland und die drei freien Städte Chemnitz, Altenburg und Zwickau zurück, aber alle ihre Bemühungen blieben erfolglos, vielmehr behauptete Markgraf Friedrich – sein Bruder Dietzmann war am 25. Dezember 1307 in Leipzig von einem Meuchelmörder erstochen worden – sich fortwährend in dem Besitze der angefochtenen Besitzungen, obgleich er bis zum Jahre 1315 mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg wegen des Pleissnerlandes und der drei Städte harte Kämpfe zu bestehen hatte. Nach Friedrichs des Gebissenen Tode vermählte sich dessen Sohn, Friedrich der Ernsthafte, mit Kaiser Ludwig des Baiern Tochter (1329) in demselben Jahre huldigte die Stadt Chemnitz auf Befehl des Kaisers seinem Eidam, und seit dieser Zeit hat niemals wieder ein Kaiser Ansprüche auf das Pleissnerland oder die drei Städte erhoben.

Die Aebte des Benedictinerklosters zu Chemnitz, die sich, um ihre Reichsunmittelbarkeit anzuzeigen, jetzt in Urkunden „Wir, von Gottes Gnaden“ nannten, wurden immer kecker, und wagten endlich sogar Eingriffe in die Gerechtsame der Stadt, indem sie sich nicht nur deren Obergerichte, sondern auch das Patronatrecht in derselben anmassten. Daraus entstanden natürlich hartnäckige Streitigkeiten, bei denen sich auch die Edelleute der Nachbarschaft betheiligten, so dass in den Jahren 1293, 1388 und 1418 sehr blutige Fehden entstanden. Die erste Fehde wurde durch Vermittlung des Bischofs von Meissen zu einem baldigen Ende gebracht; bei dem zweiten Zerwürfniss im Jahre 1388 war jedoch die Erbitterung der Ritter gegen das Kloster so heftig, dass sie wegen ihres wilden Treibens gegen die Benediktiner auf dem Berge in den Bann fielen, der freilich so drückend war, dass sie bei dem römischen Stuhle um Lossprechung nachsuchten und sich mit dem Abte verglichen. Die dritte Fehde musste der Landesfürst schlichten; doch gelang es in derselben einem Burggrafen von Leissnig, den Abt des Bergklosters, einen Herrn von Schleinitz, in seinem Schlosse Oberrabenstein, das die Leissniger erstiegen, gefangen zu nehmen, worauf der Burggraf den geistlichen Herrn zehn Tage lang in die Schlosskapelle einsperrte, bis er sich mit ihm einigte.

Ein neuer und furchtbarer Feind aber, der mit unmenschlicher Grausamkeit seinen Weg durch Blut und Brand bezeichnete – das Hussitenheer – zog gegen das Benediktinerkloster heran. Im Jahre 1429 umzingelten die wilden Böhmen das Kloster, erstiegen nach vergeblichem Widerstände seine Mauer, und bald loderte eine ungeheuere Feuersäule empor und verkündigte der Umgegend des Klosters schreckliches Schicksal. Die Zerstörung desselben war so vollständig, dass viele Jahre vergingen, ehe die Gebäude sich wieder aus ihrer Asche erhoben, und erst im Jahre 1525 wurde die Kirche unter dem Abt Hilarius Wagner vollendet, nachdem Abt Heinrich von Schleinitz 1514 ihren Aufbau begonnen hatte.

Churfürst Johann Friedrich der Grossmüthige hatte in seinen Ländern und den in der Nachbarschaft von Chemnitz gelegenen Städten Altenburg und Zwickau im Jahre 1527 bereits die lutherische Lehre eingeführt; in Chemnitz aber fand dieselbe noch keinen Eingang. Selbst als 1536 Heinrich der Fromme in Freiberg und Wolkenstein das Lutherthum zur Geltung brachte, blieben die Länder Herzog Georgs des Bärtigen bei dem alten Glauben, denn der Landesherr bestrafte den Uebertritt mit Exil oder Kerker. Erzogen in den religiösen Grundsätzen seiner Zeit und durch Einflüsterungen Anderer, so wie durch derbe Anzüglichkeiten, welche Luther sich gegen ihn erlaubt, erbittert war der übrigens wissenschaftlich gebildete und edle Fürst ein persönlicher Feind des Reformators und griff daher zu den strengsten Massregeln, um dessen Lehren von seinem Lande fern zu halten. Gleich nach Einführung der Reformation in dem Churfürstenthume ertheilte Georg dem Abte zu Chemnitz, seinem lieben Gevatter, die gemessensten Befehle, die Verbreitung der neuen Lehre nach Kräften zu verhindern, da er in derselben Gefahren für die Rechte der Fürsten und das Wohl der Völker wahrzunehmen glaubte. In diesen Ansichten und Bestrebungen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/020&oldid=- (Version vom 5.3.2017)