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Stadt und Rittergut Radeburg standen in alter Zeit unter der, Lehnsherrlichkeit der Bischöfe zu Meissen. So wurde im J. 1202 Markgraf Friedrich der Kleine vom Bischof Witigo I. damit beliehen. Herzog Albrecht verkaufte es an das Geschlecht derer von Bünau, von welchem es 1606 an die von Felgenhauer auf Riesa kam, aber schon 1646 finden wir im Besitze den Oberhofmarschall Baron von Rechenberg und später die Freiherren von der Taube. Diese Freiherren, nachmals in den Grafenstand erhoben, erwarben im J. 1662 das seitdem mit Radeburg verbundene Rittergut Rödern (Ober- und Nieder-Rödern) mit Freitelsdorf und Nieder-Ebersbach. Des letzten Grafen von der Taube Wittwe vermählte sich wieder an einen Reichsgrafen von Bothmar und vererbte ihre Besitzungen auf ihre Tochter, die Gemahlin des Grafen Georg Wilhelm von Erpach. Ihr folgte als Erbin die Tochter Sophia Christina Charlotte Friederike Erdmuthe vermählte Fürstin von Nassau-Saarbrück, welche noch im J. 1752 im Besitze war. Seit 1777 und noch im J. 1788 besass Radeburg mit Rödern eine Fürstin Reuss geb. Gräfin von Leiningen-Heidesheim, nach deren Tode ein Fürst von Reuss-Greiz älterer Linie, worauf nach dem J. 1820 die Herren von Falkenstein und Kommerstädt in den Besitz gelangte.

Zu den frühern Besitzern des Ritterguts Rödern mit Zubehör, gehörten die Herren von Petzschwitz, und zu Anfang des 17ten Jahrhunderts der Ritter und grosse Staatsmann Otto von Starschedel.

Nachher kamen die Güter an die Fürstin Reuss, wie schon oben erwähnt zu finden.

Die Collatur über die Kirche zu Radeburg und über die Filiale derselben, stehen mit dem Besitze von Radeburg in Verbindung.

Das Schloss von Radeburg ist ein grosses, weitläufiges Gebäude mit vielen Nebengebäuden, Stallungen u. s. w. und ist vielmals im Innern verändert und decorirt worden.

Das Gut wurde früher mit 3 Ritterpferden belastet, bezahlte aber später nur 1; die Oeconomie beschränkt sich meistens blos auf Rödern.

Die Stadt Radeburg mit seiner Umgebung ist wegen seiner Betriebsamkeit weithin bekannt. Ackerbau und Viehzucht und Leinwand-Bleicherei sind die Hauptartikel dieser Gegend.

Die Märkte in Radeburg sind bekannt, da das Getreide von Meissen, Grossenhain, Moritzburg, Ortrand, Mühlberg u. s. w. dahin zugeschafft wird.

Noch besonders bemerkenswerth ist das hier in Nossen erbaut werdende Haidekorn, das die Grützhändler zu polnischer Grütze verarbeiten lassen und in die grossen Städte bringen.

Nach der Reformation wurde das hiesige Kloster der Marien-Brüder aufgehoben und in ein Hospital umgewandelt, auch ein Theil des Klostervermögens dazu verwendet und in neurer Zeit ist noch ein neues Hospitalgebäude erbaut worden, so dass auch Arme und Verlassene hier Aufnahme finden.

Radeburg hat jetzt 300 Häuser und 4000 Einwohner, die zum dasigen Gerichtsamte gehören.

Putzkau, vielmehr in Ober- und Nieder-Putzkau getheilt, in welchem ersteren das grosse, schöne Rittergut steht, wogegen aber 2 Oeconomien mit dem Namen Ober- und Niederhof existiren.

Die erste bekannte Familie, die hier existirte, war die von Haugwitz. In der ersten Hälfte des 15ten Jahrhunderts nahm ein Herr Christoph von Haugwitz 10 Bauergüter und bildete daraus einen herrschaftlichen Hof, den Neuhof, zum Unterschiede vom Althof.

Ausserdem bestand noch nahe am Falkenberge ein kleineres Rittergut, das einer Familie von Bolberitz gehörte; aber schon im 17ten Jahrhundert wurden diese Güter mit Putzkau vereinigt. Das Bolbritzsche .Gut wurde der Oberhof oder das Vorwerk genannt.

Zu dem Rittergute Putzkau gehört auch schon seit längerer Zeit Drebichau oder, wie es auch genannt wird, Tröbigau nebst dem Dorfe Neuendorf.

Im 16ten Jahrhundert war ein Herr von Haugwitz aus dem Neuhofe, mit dem Namen Johann IX., Bischof von Meissen und der Letzte, zur Zeit der Reformation, der das Bisthum an den Kurfürsten August übergab und sich die Pfarre Mühlberg vorbehielt, wo er zur Reformation überging und mit seiner Pathe Agnes von Haugwitz vom Althofe sich trauen lies und erst 1506 mit Tode abging.

Nun kam Putzkau mit Zubehör an Christoph von Schleinitz und Mitte des 17ten Jahrhunderts erhielt es Freiherr von Friesen, so wie im 18ten Jahrhundert Georg Ludwig von Haupthausen Geh.-Rath und Minister in Lehn.

Bei seinem Abgange kam es an den Landesherrn und wurde Kammergut, abwechselnd dann an den Feldmarschall Grafen von Flemming, Brühl und Hoym verliehen, bis es 1751 der Freiherr von Riaucour sächs. Gesandter am bairischen Hofe kaufte, der Gaussig, Krostau, Malschwitz und Guttau, in der Oberlausitz nach und nach acquirirt hatte und diese 5 Güter zu einem Fideicommiss vereinigte, welches nach seinem Tode seine älteste Tochter Louise Henriette, vermählte Gräfin Schall erhielt. Nach deren Tode 1831 fielen die Güter an den ältesten Sohn, Grafen Karl von Schall-Riaucour, der im Schlosse zu Gaussig residirt.

In Ober-Putzkau befindet sich links des Baches der Althof und rechts der Neuhof; auf jenem wohnen der herrschaftliche Forstinspector und der Oeconomieverwalter, dabei sind die Viehwirthschaft und die Ackergeräthe, auf letzterem die Brauerei und weiter unten im ehemaligen Neuhofgarten sind 2 Bleichen an der Wesenitz.

In Ober-Putzkau sind 20 Bauern, 25 Grossgärtner (worunter das Erbgericht), 8 Kleingärtner, 94 Häusler, 2 Mühlen und eine Bretmühle nahe an Neukirch.

In Nieder-Putzkau sind 23 Bauern, worunter das Erbgericht von 2 Hufen Landes, 6 Gross- und 5 Klein-Gärtner und 58 Häusler.

In Nieder-Putzkau befinden sich eine Bleiche, eine Mahlmühle und Kirche.

Ober- und Nieder-Putzkau mit seinen Einwohnern oder Ober-Putzkau mit Neu-Putzkau und den Vogelhäusern gehört zum Gerichtsamte Bischofswerda.

Radegast steht seit 1605 auf der Wüstung eines im Hussitenkriege zerstörten uralten Dorfes gleiches Namens. Es ist kaum zu bezweifeln, dass es zu Ehren des sorbischen Götzen Radegast benannt wurde. Radegast war ein Besitzthum des Kreuz-Klosters zu Meissen, und die Wüstung kam als Lassgut nach der Reformation an Deutschluppa, wurde aber im Jahre 1554 von dem Kurfürsten August an Heinrich von Schleinitz auf Börln verkauft. Dieser errichtete das schriftsässige Rittergut und trat es bereits im J. 1620 an Johann Georg I. ab.

Im Jahre 1630 wurde Radegast an David von Doring auf Börln verkauft und ist nebst dem neubegründeten Dörfchen seitdem mit dem Gute Börln combinirt, so dass es gewöhnlich nur als ein Vorwerk betrachtet wird und mit Börln ein und dieselben Besitzer hatte.

Zum Rittergute Radegast gehörten schriftsässig die Dörfer Radegast, Deutsch Luppa und Wendisch Luppa.

Der Besitzer von Radegast ist auch Collator über die Kirche in Deutsch-Luppa und die Einwohner sind in das Gerichtsamt Oschatz gewiesen.

Roda, 2 Stunden westlich von Grossenhain am Wege nach Strehla gelegen.

Das hiesige altschriftsässige Rittergut gehörte zum Kloster in Grossenhain und war nach der Reformation einige Zeit lang Besitzthum der Herren von-Pflugk. Mit Anfang des 19. Jahrhunderts war es in den Händen derer von Odeleben, dann kam es an die Familie Seyferth und 1828 war Besitzer ein gewisser Herr Scholz. Jetzt ist Herr Freyherr von Palm Besitzer.

Roda ist nach Wildenhayn eingepfarrt, nach Zschaiten eingeschult.

Schmiedeberg, 1½ Stunde südlich von Dippoldiswalde, 1½ Stunde von Glashütte, 1¾ Stunde von Frauenstein, 2¼ Stunde von Bärenstein am Zusammenflusse des Pöbel- und Klingebach gelegen, welche vereint die rothe Weisseritz genannt werden, weil von den hiesigen Hüttenwerken den Bächen eine röthliche Farbe mitgetheilt wird.

Nach Süden hin steigt das hiesige Gebirge sehr schnell an und hat in seiner Nähe die grossen Höhen von Bärenburg, Bärenfels und am Höllengrunde. Die ganze Gegend ist sehr waldig.

Das hiesige Vorwerk oder Rittergut verdankt seine Entstehung den Herren von Bärnstein, als in hiesiger Gegend durch den lebhaften Eisenbau ein stärkerer Anbau stattfand. Sie nannten sich nach diesem Orte. Ums Jahr 1570, nachdem es schon vorher der Kurfürst August eine kurze Zeit besessen hatte, verkauften die Herren von Bärnstein das Gut an die Gebrüder Friedrich uns Hans Kölbel zu Geissing. deren Nachkommen sich Kölbel von Geissing nannten.

Diese veräusserten es 1602 an Dam von Bernstein, welcher noch halb Johnsbach dazu schlug und es 1620 seinem Schwager, dem Hofmeister Hans Caspar von Körbitz abtrat.

Der 30jährige Krieg bewirkte hier, dass der Ort ganz und gar in Verfall kam und das Rittergut kam durch von Körbitzens Ableben 1639 an die Kammer und bald an die Prinzessin Magdalena Sybilla, die es nach 10jährigen Besitz ihrem Oberhofmeister Baron von Rechenberg verkaufte und von diesem kam es im J. 1670 an den Amtshauptmann von Dippoldiswalde, Barthel de Sorlysī, welcher als Castrat sich verheirathete und im Jahre 1678 mit dem Tode abging.

Dieser Besitzer baute das von seinem Vorgänger gegründete schöne Herrenhaus und wirkte dem Orte selbst im J. 1675 das Statdtrecht, die Bergfreiheit und 2 Jahrmärkte aus.

Seine Wittwe verkaufte Schmiedeberg 1695 zu gemeinschaftlichen Besitz án den Freiherrn Johann Egidius von Alemann, und an die dasige gesammte Gewerkschaft. Alemann erhob Schmiedeberg im J. 1704 zur eigenen Parochie und starb im 1719 hochverdient um den Ort. Die Altenberger Zinnzwitterstockgewerkschaft kaufte nun auch die andere Hälfte des Ritterguts und diese hat die Collatur über die dasige Kirche und ist Besitzer des Eisenhammerwerkes, welches mit seinem hohen Ofen südöstlich vom Orte im Thale am Klingebach steht.

Zum Rittergute sind bedeutende Waldungen geschlagen, ausserdem Falkenhain, Dönnschen, die obere Hälfte von Johnsbach und das Mühlgut Bärengrund oder Bärenhecke an der Müglitz.

Der Hauptbau besteht aus Kartoffeln. Das weibliche Geschlecht klöppelt und spinnt, das männliche Personal besteht meistens aus Hüttenarbeitern.

Der Hüttenverwalter ist zugleich Schichtmeister auf der Steinkohlenzeche bei Schönfeld, auch Verwalter des Ritterguts und Kalkofens. Die zum Rittergute gehörige Brauerei und Brennerei ist gewöhnlich verpachtet und der Schänkwirth hat bis auf die neueste Zeit einen Erbzins bezahlt.

An der Pöbel liegen 4 Mühlen, so wie an der vereinigten Weisseritz die Kirche mit einigen Häusern, der Rest des Orts an

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/375&oldid=- (Version vom 6.9.2019)