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Kleincarsdorf, mit Possendorf, Quohren, Kreyscha, Zschöckwitz und Theissewitz rainend, 2½ Stunde von Dresden.

Von diesem Orte geht ein anmuthiger Grund nach Kreyscha, welcher von hier nach Lungwitz in das romantische Thal des Grimmischen Wassers einmündet. Die liebliche Gegend erfreut durch Buchenwälder und darunter hervorspringende Felsen das Auge des Wanderers.

Dieses Kleincarsdorf gehörte dem Oberhofprediger Weller von Molsdorf und kam zu Anfang des 19ten Jahrhunderts an Herrn Rossberg, 1826 aber an Herrn Kreller.

Das Gut war nach alter Verfassung neuschriftsässig und deshalb gehörten bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Dörfer Börnchen, Bröstchen und Kleba dazu.

Ueber das Gut ist weiter nichts Bemerkenswerthes zu erwähnen und ist dasselbe mit seinen Dorfbewohnern, deren Zahl 200 beträgt, nach Possendorf eingepfarrt.

Klein-Naundorf, zwischen den Lausnitzer und Zschorner Haiden mit Tauscha und Dobra rainend, in der teichreichen Gegend von Radeburg.

Klein-Naundorf, das Rittergut, war längere Zeit mit Radeburg combinirt und erst in neueren Zeiten ist es in die Hände besonderer Besitzer gekommen. Zu Anfang des 19ten Jahrhunderts besass es ein gewisser Herr Zieger, von 1820 bis 1826 ein Friedemann, welcher zuerst auch die Schulstelle in Würschnitz vergab, welcher Ort schriftsässig zum Rittergute Klein-Naundorf gehörte und die Kirche für sich hat, in welche Klein-Naundorf eingepfarrt ist.

Das Amt des Pfarrers in Würschnitz ist jeder Zeit dem Diaconus in Radeburg anvertraut.

Die Einwohner von Klein-Naundorf gehören zum Gerichtsamte Radeburg.

Kleinstruppen, das unter der Verwaltung des hohen Ministeriums des Kriegs stehende Rittergut Kleinstruppen ist wohl zu unterscheiden vom Amtsdorfe Struppen und von dem Rittergute Neustruppen.

Unser Kleinstruppen ist dasjenige, welches in frühem Jahrhunderten den Herren von Bernstein gehörte und an die Familie von Bolbritz gekommen ist, später aber das Royskische Gut genannt wurde, von welcher Familie es der Staat acquirirte zu einer Erziehungsanstalt für Soldatenkinder, eine Anstalt, welche der Staatsminister von Zeschwitz, der spätere Commandant der Festung Königstein errichten lies.

Ganz in der Nähe von Kleinstruppen ist die sogenannte kleine Bastei, ein Punkt auf den Felswänden des linken Elbufers, von wo aus man die vielen Orte und Städteübersicht und die Hauptstadt schaut.

Die grosse Nähe mehrerer Städte Pirna, Königstein, Schandau, Berggiesshübel u. s. w. geben der Gegend ihren Reiz und heben das Bild.

Die dasige Kirche und Schule steht unter dem hohen Ministerium des Cultus und eingepfarrt sind Neustruppen, Naundorf, Obervogelgesang, Pötzschau, Leupoldishain, und im Gerichtsamte Pirna haben die Einwohner von Kleinstruppen, welche vom Ackerbau, Tagelohn, von Steinbrechen und von der Schifffahrt leben und an Seelenzahl 150 betragen, Recht zu leiden.

Kleimwolmsdorf, ¾ Stunde von Radeberg, ½ Stunde von Grossortmannsdorf, Wallroda und Arnsdorf und früher wohl von seinem Begründer Kleinwolframsdorf genannt.

Das hiesige Rittergut war in früherer Zeit ein Vorwerk des grossen Radeberger Kammerguts und wurde erst im 17ten Jahrhundert davon getrennt, wo es der Kammerherr und Oberküchenmeister Georg Ernst von Döhlau besass und noch im 18ten Jahrhundert war diese Familie damit beliehen, worauf es an das Geschlecht derer von Gautir kam.

Der Stifter dieser Familie war zu Montpellier in Frankreich geboren und mit seinem Vater wegen Religionsverfolgungen daselbst zuerst nach Berlin ausgewandert und in preussische, dann in sächsische Kriegsdienste getreten und Bekenner der reformirten Kirche. Das hiesige Gut erbte später ein Onkel gleichen Namens.

Doch schon 1776 starb der geheime Kämmerer Christian Friedrich Schlötter als Besitzer dieses Guts. Dieser Schlötter erwarb die churfürstlichen Teiche erbpachtsweise zu diesem Gute. Der lange Teich, welcher von der Röder durchströmt wird, ist der vorzüglichste und zeichnet sich durch seine Grösse und durch seine Fische aus.

Nach Schlötters Tode kam das Gut an Christian Gotthelf von Gutschmidt, dem geheimen Cabinetsminister und Staatssecretär von Chursachsen; von diesem ging es in die Hände seines Sohnes des Conferenzministers von Gutschmidt und dann auf seinen Enkel Felix Freyherrn von Gutschmidt über.

An das herrschaftliche Gebäude stösst ein schöner, grosser Garten, welcher nach englischem Geschmack angelegt ist und in den freundlichen Röderthale sind parkähnliche Anlagen.

Ueber die dasige Kirche und Schule übt der Besitzer von Kleinwolmsdorf die Collatur.

Auf dem Schafberge ist ein Thurm, welcher von einer alten Burg herrührt, welche eine herrliche Aussicht bietet und aus der altenberger Gegend bemerkt wird.

Der Ort umfasst 24 Bauergüter, 6 Gartennahrungen und einige 20 Häuser mit 400 Einwohnern, welche dem Gerichtsamte Radeberg unterworfen sind.

Kleinopitz, 1½ Stunde von Wilsdruff, 3 Stunden von Dresden über den reizenden Grund des in Westen südwärts fliessenden Schlotzbaches.

Das altschriftsässige Rittergut wurde mit ½ Ritterpferd verdient und schriftsässig gehörte dazu die Teynicht-Mühle.

Das Gut ist zum Theil neu erbaut und die Gebäude aus dem Mittelalter sind gänzlich verschwunden.

Die jetzigen Gebäude sind gross und bequem eingerichtet, die Grösse des Areals selbst ist nicht bedeutend, doch gehört es zu den sehr nutzbaren Gütern.

Im 16ten Jahrhundert war es durch Kauf an Alexander von Allnpeck gekommen, im Anfange des 17ten Jahrhunderts besass es eine Familie Vogel, dann im 18ten Jahrhundert war es Eigenthum des Consistorial-Präsidenten Johann Georg von Ponickau, dann kam es an die Familie von Körbitz, die es lange in’s 19te Jahrhundert hinein besass. Jetzt ist Herr Curt von Seydewitz damit beliehen.

Der Ort ist mit seinen 300 Bewohnern nach Kesselsdorf eingepfarrt und nach Tharandt in’s Gerichtsamt gewiesen. Gewöhnlich heisst der Ort Klein-Opitz mit Schlettau.

Kötitz. Alt-Kötitz wie Neu-Kötitz sind 2 Rittergüter ohne Dörfer zwischen Calbitz und Gross-Böhla gelegen, 1 Stunde von Oschatz.

Das Herrenhaus ist ein in neuerem Geschmacke erbautes Schloss, woran ein grosser Lustgarten stösst.

Alt-Kötitz kommt schon 926 vor, wo Heinrich I. es einem seiner treuen Rittersleuten schenkte und dadurch erhob sich hier der erste Rittersitz, der Alt-Kötitz genannt wurde.

Im Jahre 1476 noch vor der Reformation erhielt Caspar von Heynitz das Gut vom Leissniger Burggrafen in Lehn und der Marktflecken Calbitz wurde damals zugleich mit verliehen, so wie die Wüstungen Altenhain und Nothhausen mit dem Zolle und der Sandmühle.

Das Dorf Kötitz war seit 1429 nicht mehr vorhanden, sond? wüste gelegen.

In dem Dorfe befand sich noch ein Vorwerk, welches Radeg? hiess und bei dem Burggrafen zu Meissen zu Lehn ging. Es brannte sammt dem Dorfe im Hussitenkriege ab, das Vorwerk wurde wieder aufgebaut und später Neukötitz genannt.

Ausserdem war noch in Calbitz ein Gut, das sogenannte Bo? sche Gut (Vorwerk), welches ebenfalls mit Alt- und Neukötitz vereinigt und als schriftsässig erklärt wurde.

Die Besitzer von Alt-Kötitz waren von 1495 bis 1630 die von Heynitz und deren Nachkommen, worauf dasselbe an Fabian von Uttenhof kam, der es im Jahre 1642 inne hatte, bis 1670 besass Nicol Wostromirski von Rokotnigk, worauf es 1671 in den Besitz von Anshelm von Ziegler und Klipphausen kam.

Auch Neukötitz war bis 1638 im Besitze des von Heynitzschen Geschlechts.

Dann folgte Moritz Heinrich von Hartitzsch und nach der Ende des 17ten Jahrhunderts erfolgten Vereinigung aller 3 Güter war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Caspar Heinrich von Benk?dorf, welcher 1729 mit Tode abging, worauf ihm Hannibal Aug. von Schmertzing folgte.

Schon 1744 kaufte das Gut der Hofrath Friedrich Bened. Oe? nach welchem es die Herren von Ponikau auf Belgershain acquirirte, die es Herrn Kammerherrn von Bortenhausen auf Brandis abliess.

Dann kaufte es der Amtsverwalter J. R. Mettler mit 155,500 Thlr. und jetzt besitzt es Fürst Otto von Schönburg-Waldenburg.

Der Rittersitz Alt-Kötitz brannte im Februar 1668 und 24sten Juni 1690 ganz ab, eben so Neu-Kötitz im Jahre 1694.

Das combinirte Rittergut hat 18 Scheffel Gärten, 332 Acker Feld, 60 Acker Wiesen, 218 Acker Holz und 20 Teiche.

Beide Guter sind nach Grossböhla eingepfarrt und dem Gerichtsamte Oschatz unterworfen.

Kollmen, ein Name, der vom Colmberge entlehnt, ist 1 Stunde von Wermsdorf.

Auf der Stelle des jetzigen Kammergutes hat der Palast gestanden, wo Otto der Reiche und Heinrich der Erlauchte die Landtage hielten. Es kam das Gut später in Privathände und die von Ga?litz behaupteten es bis zum Jahre 1642, wo es Reinhardt von Ta? und Hans Sig. Badeborn übernahmen. Im Jahre 1653 war es Lehn an das Churhaus anheimgefallen und Johann Georg schenkte es seinem Leibpagen von Holzendorf, entschädigte aber 1654 ihn ? für mit Kähnitzsch und Kollmen fiel 1657 an den Hauptmann B? von Kraushaar. Dann kamen als Besitzer 2 Wolframsdorfe; 1? eine Hofräthin von Schleinitz, dann der Kammerherr von Erdma?dorf auf Kössern und 1716 K. Ad. von Carlowitz, worauf es wie zum Kammergute erhoben wurde.

Das Gut selbst ist nicht bedeutend und die Einwohner belaufen sich auf 300, welche dem Gerichtsamte Wermsdorf einverleibt sind.

Kosselitz, nordwestlich von Grossenhain 3 Stunden entfernt, 1 Stunde von der preussischen Grenze gelegen mit Frauenhain, G?zig und Wilkenitz rainend.

Das Gut hatte nach alter Verfassung die Schriftsässigkeit erlangt, aber es gehörte weiter kein Ort dazu, aber es ist auch in dasige Kirche, über welche dem Besitzer des Gates die Collatur steht, kein Ort weiter eingepfarrt und die Kirche steht unter der Inspection Grossenhain. Das Rittergut war von jeher in den Händen derer von Geismar.

Es hat ein schönes Herrenhaus mit massiven Wirthschaftsräumen.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/369&oldid=- (Version vom 23.12.2019)