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Christoph von Polenz, Johann Nicolaus von Wallwitz, Caspar Ludwig, Marschall von Bieberstein, Kammerjunker von Hartitzsch und bis zum Jahre 1820 besass dessen Enkel Kammerjunker von Bose das Gut, wo es an die Familie Huth kam, dessen Erben es jetzt noch besitzen.

Der jedesmalige Besitzer von Ziegra ist Collator über die hiesige Kirche und Schule.

Das Rittergut, welches die Altschriftsässigkeit erlangt hat, ist Mannlehngut und wurde mit einem Ritterpferd erworben, hatte auch die Erb- und Obergerichte über die Dörfer Ziegra und Forchheim, hat die Mittel- und Niederjagd und das Vorrecht von Pfingsten an Rehe zu schiessen.

Die Felder, Gärten, Wiesen, Teiche und Holzungen liegen nie unterbrochen um das Gut herum, welches eine bedeutende veredelte Schäferei hat.

Der Ort bildet nur eine Gemeinde und bestehet ausser dem Rittergute aus 5 Bauergütern, 6 Gartennahrungen und 20 Häuslern.

Die Einwohner, deren im J. 1859 in 41 Häusern 295 gezählt, wurden, gehören in’s Gerichtsamt Döbeln.

Zschorna, richtiger Zschornau, denn der lat. Name ist Zschornavia. Zschorn hiess im Wendischen schwarz, also die schwarze Aue, d. h. die Aue von schwarzem Boden, der auch hier häufig zu finden ist.

Zschorna liegt 1¼ Stunde nordöstlich von Wurzen, 1 Meile von der preuss. Grenze und 2 Meilen von Eilenburg, rechts ab von der Strasse von Wurzen nach Torgau und Belgern am Anfang eines Bächleins, das Watzschwitz bespühlt und bei der Schikenmühle das linke Ufer der Lossa erreicht. Die Gegend ist mehr flach, als hügelig, obgleich in ziemlicher Entfernung sich sogenannte Berge fast rund um den Ort ziehen und keine weite Aussicht gestatten.

Das Rittergut wird in der Geschichte schon im Jahre 1284 erwähnt, wo ein Thamme von Schurnowe hier hausete; im. 17ten Jahrhundert und zwar 1612 aber war das Gut im Besitze eines Hans von Stenz und dann beliehener Eigenthümer Herr von Goldstein.

Später entstanden 2 Rittergüter und Herrschaftswohnungen, eine da, wo jetzt noch das Schloss steht, die andere soll da gestanden haben, wo jetzt die herrschaftliche Schäferei erbaut ist.

Bekannt sind auch die beiden adlichen Familien, die von Lüttichau und die von Freystein.

Das Dorf Zschornau theilte sich demnach auch in 2 Gemeinden, durch ihre Lage in 2 Gassen von einander abgesondert, von denen die eine zu Lüttichaus Familie, die andere zu der Familie derer von Freystein gehörte. Nachher wurden beide Güter wieder vereinigt und der Unterschied beider Gemeinden hörte auf.

Zu Anfang des 19ten Jahrhundert besass das gemeinschaftliche Gut die Frau Obrist von Beschwitz, geb. von Poyk, eine edle und wohlthätige Dame, die ihren Adel auch im Herzen trug und deshalb eine wahrhaft vornehme Dame genannt werden konnte.

Nach deren Ableben kam das Gut an ihren eben so braven Schwiegersohn, den Amtshauptmann Ludwig von Schröter, welcher im Jahre 1836 dasselbe an seinen ältesten Sohn den Rittmeister Herrn Moritz von Schröter überlies. Dieser besitzt dasselbe jetzt noch.

Derselbe hat das Collaturrecht über dasige Kirche und Schule und hat sich überhaupt um den Ort viele Verdienste erworben, so dass derselbe mit seiner Mutter stets von der Nachwelt gepriesen werden wird.

Die Kirche ist eine Tochterkirche von Lüptiz und wurde im Jahre 1721 von den damaligen beiden Herrschaften, wie sie schon oben erwähnt worden sind, neu aufgebaut.

Das herrschaftliche Schloss ist ein schönes Gebäude, hat grosse Zimmer und massive Wirthschaftsgebäude.

Der Ort selbst ist zwei Mal durch Feuer heimgesucht worden, das Schloss blieb verschont.

Seit der Ablösung der Frohnen haben sich die Einwohner wieder erholt und die Wohlhabenheit nimmt von Jahr zu Jahr zu.

Ausser dem Rittergute ist noch im Orte ein Pferdner, dann lauter Halbhüfner, Viertelländer, Gärtner und Häusler, die von Ackerbau und Viehzucht und von Handarbeit leben. Die Bewohnerzahl beläuft sich auf 342, die Häuserzahl ist 57 und der Ort gehört unter das Gerichtsamt Wurzen.






Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/390&oldid=- (Version vom 9.4.2019)