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bedeutenden Branntweinbrennerei auch eine sehr veredelte Schäferei und kann überhaupt jedem Oeconom als Musterwirthschaft empfohlen werden. Der Flächenraum, auf welchem das Rittergut, 3 Bauergüter, eine Pachtmühle, 4 Nahrungen und 14 Häuser stehen, beträgt 300 Acker.

Stockhausen gehörte im 15. Jahrhundert zu Meissens Amtssudpanie Schweta. Im Jahre 1479 verkauften Nikel und Michel von Staupitz das Vorwerk Stockhausen nebst einigen Zinsen an Christian von Haugwitz, dessen Ehefrau dann 1482 mit dem Vorwerke Nieder-Stockhausen belehnt wurde. Im Anfange des 17ten Jahrhunderts war Joachim von Dölau Besitzer und ihm folgte im 18. Jahrhundert der Kammerrath von Kreuz. Dann war lange die Familie von Dörrfeld damit beliehen, seit 40 Jahren aber ist es von derselben verkauft worden und nun ist es im Besitze der Familie Oehmigen. Der jetzige Inhaber ist der weithin auch als Landtagsabgeordnete bekannte Herr Johann Eduard Oehmigen.

Das Rittergut ist Mann- und Weiberlehn und hatte vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Obergerichte, gehörte unter das Amt Leisnig, wogegen es jetzt dem Gerichtsamte Döbeln zugewiesen ist, und wurde mit einem Ritterpferd verdient.

Die Einwohner betragen 176 in 24 Häusern.

Ottenhayn liegt ½ Stunde von Gaithayn nordwärts, 1½ Stunde von Rochlitz nordwestlich und 2 Stunden von Colditz südwestlich am Rande des Ebersbacher Forstes, in einer unangenehmen, fast völlig ebenen und feuchten Gegend, fast 250 pariser Fuss über dem Meere, an der Strasse von Geithayn nach Leipzig, welche sich im Forste mit der Rochlitzer Strasse verbindet.

Das hiesige Rittergut hat nicht so gute Felder, es gehört aber dazu ein Antheil am Forste und die kleine Finkenmühle an dem östlich hier entspringenden Elbisbache. Auch einige Teiche und Obstpflanzungen sind Besitzthum des Ritterguts.

Unter den frühern Erbgerichten von Ottenhayn standen zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur 52 Consumenten, ausser einer Mühle von 1 Gange lauter Häusler. Jetzt sind allerdings über 89 Einwohner hier, welche in 16 Häusern leben.

Dieses Gut hat keine besondern bemerkenswerthe Gebäude, weshalb man über die Beschreibung derselben füglich hinweggehen kann. Im Jahre 1384 kaufte der Geithayner Rath dieses Gut von Nicol Raput, überlies es aber am 3ten April 1677 an Haubold von Einsiedel auf Hopfgarten gegen 1000 Mrk. und gegen Uebernahme von den jährlich ins Amt Rochlitz zu bezahlenden 50 Mrk. Dienstgeschirrgeldern. Jetzt gehört Ottenhayn der Frau Gräfin von Ronnow, welche von dem Einsiedel’schen Geschlechte abstammt.

Ottenhayn ist nach Hopfgarten, welches 1 Stunde entfernt liegt, gepfarrt, aber seit einigen Jahren gesetzlich nach Tautenhain geschult, durch welches Kirchdorf die Ottenhayner auf ihrem Kirchwege passiren müssen.

Die Einwohnerschaft nährt sich fast lediglich von Landbau und ländlichen Handwerken. Vielen Handarbeitern geben die Kalk- und Törfgräbereien der Umgegend Gelegenheit zum Broderwerb.

Eignet sich auch der seichte, nasse Boden mit schlechter thonartiger Unterlage wenig und nur in trocknen Jahren zum Roggenbau, so gedeihen dagegen Hafer, Klee und andere Sommerfrüchte um so besser.

Der Holzertrag ist reichlich, der Obstbau dankbar und die besonders gepflegte Viehzucht rentirend.

Doch behaupten die trocknern Fluren von Niederfrankenhain und Hermsdorf gegen die von Hopfgarten und Ottenhayn einen Vorzug. Ottenhayn gehört jetzt zum Gerichtsamte Geithayn und wird jetzt eingetheilt in Alt- und Neu-Ottenhayn.

Otzdorf liegt 1¼ Stunde westlich von Rosswein, 1½ Stunde südlich von Döbeln, 2 Meilen von Leisnig, an einem Holze und einem aus Süden kommenden Nebenbache.

Das Rittergut war nach alter Verfassung schriftsässig, und dazu gehörte noch das Dorf Lüttdorf, überhaupt bis zu Ende der alten Gerichtsverfassung 450 Unterthanen.

Die Gebäude des Gutes sind nicht bedeutend zu nennen, gewähren aber einen freundlichen Anblick, Felder und Wiesen ergiebig und die Fruchtbarkeit an Obst und andern Früchten über alle Maassen.

Das Rittergut gehörte im 15ten und 16ten Jahrhundert dem Marschalle von Bieberstein. Im Jahre 1550 war es Besitzthum des Georg Marschall von Bieberstein auf Haide zu Anfang des 17ten Jahrhundert waren die von Zeschwitz damit beliehen, 1638 aber der halberstädtsche Domherr Brand von Arnstädt auf Gröppendorf-Börichen und dessen Nachkommen. Der magdeburger Dechant Erasmus starb 1706.

Darauf folgte der Kriegscommissar Hieronymus, dann der preuss. Rittmeister Georg Wilhelm, 1827 besass es der Amtshauptmann Friedrich Wilhelm von Arnstädt, der auch bis 1830 seine Expedition hier hatte, bei welcher Familie es sich jetzt noch befindet.

Der jedesmalige Besitzer von Otzdorf ist auch Collator der hiesigen Kirche und Schule.

Die Kirche ist die südlichste der Ephorie, aber auch eine der ältesten und stand unterm Meissner Domprobst und dessen Sedes Döbeln.

Es ist die Filialkirche von Knobelsdorf, über welche der letztere Rittergutsbesitzer von Otzdorf und wechselsweise mit dem hohen Ministerium des Cultus die Collatur hat.

Eingepfarrt nach Otzdorf ist Heide. Die Einwohner, 331 in 48 Häusern, gehören in das Gerichtsamt Waldheim.

Pausitz liegt 2¾ Stunden von Grimma, 1⅛ Stunde von Trebsen, 1000 Schritte von der Mulde in einer angenehmen Aue, am linken Ufer der Mulde und an dem kleinen hineinfliessenden Hahnabornbache, 400 pariser Fuss über dem Meere, nahe bei der Strasse von Wurzen nach Grimma, jenseits des Stromes, der hier bisweilen grosse Ueberschwemmungen macht. Auf Grimmaischer Jurisdiction liegt die Sonnenmühle, in deren Nähe ehemals Spuren einer alten Kirche zu finden waren; hinter derselben erheben sich hohe Berge, die ein prächtiges Bild gewähren.

Pausitz hat einen Sattelhof oder ein Frei- und Landgut südlich nahe beim Dorfe, welches die Schriftsässigkeit erlangt hatte, weshalb es hier eine Aufnahme mit findet.

Der sogenannten Sattelhöfe giebt es in Sachsen nicht viele und standen solche ehemals mit den Heerfahrtswagen der Aemter und mit den Ritterpferden in Verbindung.

Der hiesige Sattelhof gehörte, so lange man sich erinnern kann, der Familie Sonntag, jetzt ist Herr Dr. Baumen Besitzer.

Pausitz ist ein sehr altes Dorf, welches im Jahre 991 der Erzbischoff von Magdeburg von dem Grafen Egelin gegen Nerchau vertauschte. Nachher hatte es mit Trebsen einen Herrn und es war im Jahre 1330, als der Ritter Heinrich von Trebsen daselbst eine Pfarrkirche gründete, da vorher nur ein Filial von Trebsen hier war.

In der Folge erkaufte der Bischoff von Meissen Johann von Weisbach dieses Dorf, wodurch es an das Stift kam.

Das hiesige Vorwerk oder der Sattelhof Pausitz wurde im Laufe der Zeiten ziemlich vernachlässigt und dem Bischoffe Johann von Salhausen war es vorbehalten, auch hier seine öconomischen Kenntnisse zu bethätigen. Er brachte nicht nur die daselbst schon bestandene Wirthschaft wieder in Ordnung, sondern legte auch eine Schäferei an und vermehrte dadurch die Einkünfte des Stifts um ein bedeutendes.

Im 30jährigen Kriege wurde, wie die ganze Pflege, auch Pausitz mit dem Sattelhofe schrecklich ruinirt und ausgeplündert, und lange nach dieser Zeit konnten erst fleissige Hände das restituiren, was verloren gegangen war.

Jetzt ist freilich davon keine Spur mehr zu finden, sondern nur überall Ueppigkeit und Fruchtbarkeit.

Pausitz mit dem Sattelhof zählt 46 Häuser und 326 Einwohner, die in dem Gerichtsamte Wurzen Recht suchen.

Podelwitz im Amte Colditz, 1 Stunde nördlich von Colditz ‚ 1½ Stunde westlich von Leissnig am linken Ufer der Mulde, in sehr schöner Gegend‚ dem Thümlitzwalde südlich gegenüber mit Collmen reinend.

Noch vor Dechen hat die Mulde 423 Fuss Seehöhe.

Dieses Podelwitz gab 1217 dem zu Leissnig anwesenden Werner von Podeluz den Namen und in der That waren auch ursprünglich auf dem hiesigen Vorwerk Herren dieses Namens. Erst nachher finden wir mit diesem neuschriftsässigen Rittergute 1506 die von Schellenberg beliehen, die ins Kloster Geringswalde decimirten; 1596 Herrmann von Heynig auf Martinskirchen, 1612 die von der Schulenburg; nach diesen besass das Gut die Familie von Ankelmann‚ welche nun 1730 auf dem hiesigen Rittergute in männlichem Stamme ausgestorben ist, worauf das Gut in die Hände der Herren von Carlowitz auf Ober-Rabenstein kam und dann erst an die von Kötteritz. Darauf kam das Gut an die Lorenz’sche Familie. Im Jahre 1828 wurde das Gut vom Baron von Lorenz zum Verkauf ausgeboten und der jetzige Besitzer ist Freiherr von Reiswitz oder vielmehr dessen Frau Gemahlin als Lehnsinhaberin.

Podelwitz als Rittergut war lange Zeit mit Collmen combinirt und beide Güter leisteten 3½ R.

Die Rittergutsgebäude sind ganz neu und grossartig und bequem eingerichtet; die Wirthschaftsgebäude lassen nichts zum wünschen übrig und entsprechen allen Erfordernissen, die man an solche Baulichkeiten macht.

Zum Gute gehörten schöne Holzungen und die niedere Jagd.

Auch werden hier starke Braunkohlenlager gefunden, so dass der Gewinn auch in dieser Hinsicht nicht unbedeutend ist, den das Rittergut zieht.

Zum Rittergute gehörten ausserdem schriftsässig die Dörfer Maschwitz und Brösen, so wie Antheile von Gross-Sermuth und Hohnbach. Zu dem Dorfe werden die sogenannten Erlhäuser gerechnet.

Der Ort, welcher aus 30 Häusern besteht mit 195 Einwohnern ist nach Collmen eingepfarrt und nach Colditz ins Gerichtsamt gezeichnet.

Polkenberg ½ Stunde nördlich von Leisnig, auf hohem Abhange weit von der Mulde entfernt in schöner Gegend.

Das Gut ist schriftsässig und seit 1819 landtagsfähig.

Auf dem Grund und Boden des Ritterguts sind die Dörfchen Bocksdorf und Arras, nach frühern Besitzern des Ritterguts genannt, erbaut. –

Amtsässig gehörten zum diesem Rittergute auch die Dörfer Kalthausen, Tautendorf, Zennewitz und die Polkenmühle.

Die Rittergutsgebäude sind gut und massiv gebaut und gewähren einen herrlichen Anblick.

Der daranstossende Garten ist ein Kunst- und Gemüsegarten die Wirthschaftsräume sind noch in gutem Zustande.

Vom 15ten bis zum 17ten Jahrhundert besassen es die von Arras. In der Defensioner-Werk Matrikel wird es Wolkenburg geschrieben und gehörte dem Abraham von Arras. Im Jahre 1613 erkaufte es Hans Spiegel für 5700 Fl. Dessen Erben überliessen es an Hans Wolf von Nostitz und von diesem übernahm es 1639 käuflich Matthias Braun,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/386&oldid=- (Version vom 11.5.2020)