Ramsdorf liegt 2 Stunden, westsüdwestlich von Borna, ¼ Stunde von der Altenburger Landesgrenze auf einem kleinen Hügel, welcher sich längs dem nördlichen oder rechten Ufer der Schnauder erhebt, von 500 bis 550 Fuss über der Meeresfläche, in einer fruchtbare Gegend, welche auch südlich vom Dorfe ein gefälliges in Nordosten hingegen ein ödes, todtes Ansehen hat.
Das Rittergut hat ein schönes mit Souterrains versehenes, 9 Fenster breites Herrenhaus, welches sich bei seiner Lage auf einem Hügel recht schön präsentirt, auch eine schönen Garten, aber kleine Wirthschaftsgebäude hat.
Es ist stark in Feldern, Wiesen und Teichen, hat beträchtliche Schäferei, eine Mahlmühle und eine stark betriebene Ziegelei.
Ums Jahr 1400 besassen die von Weissenbach das schriftsässige Rittergut Ramsdorf. Späterhin kam es an die aus Oesterreich stammende Familie Panschmann.
Der berühmte Jurist Hieronymus Panschmann, Assessor des Kammergerichts zu Speyer und zuletzt Geh.-Rath in Sachsen, erwarb es zuerst; er starb im J. 1595.
Schon im Jahre 1600 besass es Heinrich von Bünau. Dann kam es an die Familie von Bünau, die es über 200 Jahre behauptete.
Im Jahre 1819 kaufte es der Oeconom Kolbe und im J. 1857 wurde Herr Alexis Peltz damit beliehen.
Bekannt ist Ramsdorf durch den berüchtigten Räuber Nikol List, welcher hier als Schänkwirth lebte, nachdem er von den Kriegsdiensten zurückgekehrt war. Später zog er nach Beutha.
Dieser Nikol List ist in Celle später hingerichtet worden.
Ramsdorf bildet eine Gemeinde und einen Heimathsbezirk, besteht aus 3 Anspännern, gegen 50 Hintersässergütern und einigen 30 Häusern – zusammen 90 Häusern.
Die Zahl der Einwohner, die sämmtlich von der Feldwirthschaft leben, beträgt nach letzter Zählung 503, welche dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.
Ruppersdorf zwischen und nahe bei Bösengräba und Wildenhain, welches letztere durch das Burgholz von Ruppersdorf geschieden wird, ¼ Stunde östlich von der Pegau-Altenburger Strasse, welche die hiesige Flur gegen den grossen Luckaer Forst begrenzt, in einer nicht unangenehmen Gegend, welche sogar von den Höhen jenseits Wildenhain herab eine recht anmuthige Ansicht giebt.
Die Güter Wildenhayn und Ruppersdorf sind schon über 100 Jahre combinirt.
Das Gut Ruppersdorf gehörte zuerst der. Milkauischen Familie, welcher es an die Hörnig’sche Familie kam. Dann gehörte es lange Zeit denen von Bünau, worauf es an das Geschlecht der von Bärenstein kam.
Neuerdings besass es noch Herr Dr. Gleitsmann und von diesem erkaufte es Herr Karl Wilhelm Kranz, welcher im J. 1858 damit beliehen wurde.
Die beiden Güter Wildenhayn und Ruppersdorf sind durch alle Fruchtarten ausgezeichnet. Ausserdem haben die Güter grosse Schäferei, eine bedeutende Dampfbrennerei und starke Torfgräberei.
Ausser dem Gute hat der Ort noch eine Kirche und 36 Wohnhäuser, worunter 3 Bauergüter, 16 Hintersässer und 198 Einwohner, die grösstentheils vom Ackerbau leben und dem Gerichtsamte Borna einverleibt sind.
Die Collatur über Kirche und Schule hat das Rittergut Wildenhayn.
Schmölen am linken Muldenufer mit Nepperwitz, Deuben, Grubnitz, Bennewitz zusammen liegend, wovon aber jedes Dorf seine Kirche und seine Schule hat.
Schmölen war ganz für sich, bezüglich seiner Gerichtsbarkeit abgeschlossen und war das hiesige Rittergut früher ein bischöfliches Tafelgut, wurde dann vom Bischof Johann von Salhausen, der auch die meisten Wiesen sich reservirte, um 90 Scheffel, 30 Gr. und 80 Holzfuhren verpachtet.
Im Jahre 1650 gehörte Schmölen dem Caspar Siegismund von Thümmel; 1720 besass es der Kammerherr Bonaventura von Kurnatowsky, dann sein Sohn, der Hofrath Ludwig von Kurnatowsky und seit dessen Todte der Oberste Gottlob von Kurnatowsky. Dann kam es in die Hände des Baron Keller und von dieser Familie wurde es der Nitzschwitzschen Familie in Lehn gereicht.
Seit 1857 ist Schmölen ein Besitzthum des Lieutenants Traugott Otto Starke.
Das Gut ist nicht bedeutend gross und gehört weiter kein Ort dazu, obgleich einst der Sattelhof von Pausitz damit combinirt war; selbst die neue Mühle, das Jägerhaus und die Ziegelei, welche nördlich ganz nahe bei Schmölen liegen, gehören nicht hierher, sondern nach Nitzschwitz. Der neuen Mühle gegenüber ergiesst sich die Mühlbach in die Mulde.
Die hiesige Capelle ist ein Filial von Bennewitz, an welcher früher ein besonderer Messpriester stand, welcher jedoch lediglich von der Gerichtsherrschaft, die auch die Capelle für sich erlangte, salarirt wurde.
Schmölen hat 309 Einwohner in 44 Häusern und darunter 50 schulpflichtige Kinder, die ihre Schule im Orte haben; die Einwohner sind dem Gerichtsamte Wurzen unterworfen.
Rittmitz oder Ritthmitz und Rithnitz, in Urkunden Rithmitz, Rimiz, Rittmicz liegt 1½ Stunde nördlich von Döbeln, 3 Stunden südlich von Oschatz, 3 Stunden östlich von Leisnig und 2 Stunden südöstlich von Mügeln in einem engen, sehr angenehmen Thale, das gegen s. W. durch Laubholzwaldungen geschlossen, gegen Osten aber offen und durch Feld und Wiese begrenzt ist, welche das 5 Minuten entfernte Dorf Kattniz berühren.
Ueber die Zeit der Gründung des Orts herrscht kein Zweifel. Dass derselbe von den Wenden angelegt wurde, beweiset der Name, den er in den Zeiten seiner Entstehung einem adlichen Geschlechte lieh.
Denn schon im Jahre 1197 erscheint Friedrich von Rittmitz unter dem Adel von Meissen und später im Jahre 1271 lebte noch Reinhardt von Rittmitz.
Unter den spätern Besitzern des hiesigen Ritterguts finden wir 1445 die von Marschall (von Gossenstädt), welche noch 1521 dieses Gut behaupteten.
Später ging es an Hans Ernst von Schellenberg über, dem Balthaser Runge folgte, dann Abraham Runge, dann Johann Siegismund Runge auf Priestewitz und Manschatz.
Dann übernahm das Gut der schwedische Oberst Nicolaus von Bock auf Seifersdorf, welcher 1647 mit Tode abging. Ihm folgten im Besitze Matthesius Braune, Caspar Adolph von Ponikau, Christoph Trost. Nach dessen Ableben 1679 wurden Christoph Siegismund und dann Hans Siegismund Preuss mit dem Gute beliehen.
Dann finden wir als Besitzer Rudolph Heinrich von Lüttichau und Heinrich von Lüttichau auf Falkenhein und Voigtshein, von welchem es der Amtmann zu Sornzig und Mutzschen Adam Gottlob Petzsch erkaufte und dessen Ehegattin Henriette geb. von Schönberg folgte im Besitze.
Dann kaufte das Gut der Kammerherr Christian Gottlieb Graf von Hohenthal auf Hohenpriestnitz, nach dessen Tode es in den Besitz des Herrn Friedrich Anton Grafen von Hohenthal Püchau gelangte.
Das Schloss mit seinem schönen Garten ist von einem breiten Wallgraben umflossen und erinnert noch an frühere ritterliche Zeiten. Das Gut hat die Altschriftsässigkeit erlangt und hatte die Gerichtsbarkeit über Rittmitz, Oberranschütz, Obergoseln und einen Theil von Niedergoseln. Das Collaturrecht über Kirche und Schule steht dem jedesmaligen Rittergutsbesitzer von Rittmitz zu.
Das Dorf besteht ausser Pfarre und Schule, aus 4 Pferdnern und 11 Gärtnergütern, 1 Mühle mit Feld, 18 Häusern und 1 Kalkofen mit circa 300 Einwohnern, von denen die Häusler sich grösstentheils mit Handarbeit beschäftigen, welche sie auf dem Rittergute, dem Kalkofen oder auch auswärts suchen.
Der Kalkofen, dessen Steine in manchen Schichten die schönsten und zartesten Abbildungen von Baumgruppen, Blättern u. s. w. zeigen und auch, obwohl selten Bleiglanz enthalten, nebst der in dessen Nähe vor mehreren Jahren erbauten Ziegelei, – das Eigenthum des Gutsbesitzers Burkhardt, – beleben in den Sommermonaten den Ort und gewähren vielen Familien fast das ganze Jahr hindurch Beschäftigung und Unterhalt.
Die Thallage des Orts macht denselben sehr wasserreich.
Westlich, unmittelbar hinter dem Rittergute liegen eine Menge Quellen, die ein herrliches Trinkwasser bieten. In einen Bach vereinigt versorgen sie die hiesige Mühle immerwährend mit Wasser. Weiter östlich verbindet sich dieser Bach mit 2 andern unweit Hochweitschen und Steinbach entspringenden Bächen und bildet mit ihnen das Flüsschen Jahna.
Im Orte befinden sich 1 Schmid, 1 Böttcher, 2 Zimmerleute, 2 Leinweber und 1 Schirrmacher. Die Begüterten finden sich bei ihrem mit Fleiss und Umsicht betriebenen Feldbau, welcher in neuern Zeiten durch Ausrodung mehrer in den Fluren zerstreut liegender Holzgrundstücke erweitert worden ist, durch die Ergiebigkeit des Bodens belohnt und die erbauten Getreidearten sind wegen ihrer Reinheit und Güte auf dem Markte sehr gesucht.
Das Vorwerk von Rittmitz ist in Schlagewitz, ¼ nordöstlich gelegen in höchst angenehmer Gegend nebst der früher dazu gehörig gewesenen Winzerei, jetzt Eigenthum des Gutsbesitzers Oehmigen in Kiebitz.
Das Vorwerk Schlagwitz hat die schönsten fruchtbarsten Fluren, einen grossen Halbkreis um dasselbe bildend, und eine Schäferei. Es gehören dazu 3 Häuser, von welchen 2 früher Drescherhäuser waren.
Auf den Höhen der Winzerei geniesst man eine herrliche Aussicht gegen Morgen.
Das Auge überschaut mit einem Blicke die unzähligen Dörfer, welche sich in weiter Ebene bis zur Elbe in einer Entfernung von 5 Stunden ausbreiten.
Riesa und Strehlau sind deutlich sichtbar.
Von der Guteiche aus, dem höchsten Punkt in der Nähe von Rittmitz geniesst man dieselbe Aussicht.
Auf dem Pfarrfelde erblickt man das beinahe 10 Meilen entfernte Augustusburg.
Rittmitz mit Schlagwitz gehört zum Gerichtsamte Döbeln und zählte im J. 1859 in 49 Häusern 341 Einwohner, wovon auf Schlagwitz 6 Häuser und 52 Einwohner kommen.
Stockhausen, ¾ Stunde westlich von Döbeln, ⅜ Stunde von der Mulde, an dem von Forchheim kommenden Bache, nächst über Nossen und nächst unter Forchheim, in einem schönen freundlichen Thale und einer sehr fruchtbaren Gegend.
Das Rittergut ist gut und schön gebaut und hat ausser einer
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/385&oldid=- (Version vom 9.4.2019)