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zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein Herr von Reitzenstein, von welchem es an die Grafen von Schönburg kam.

Ober- Mittel- und Niederfrohna mit seinen sämmtlichen Einwohnern gehört zum Gerichtsamte Limbach.

Mockau ursprünglich wohl Mockrau, liegt nahe bei Abtnaundorf und Neutzsch, nordöstlich 1 Stunde von der Stadt Leipzig in angenehmer Aue.

Nach der früheren Einrichtung war das hiesige Rittergut amtssässig; es hat weiter kein Zubehör und gehört nicht zu den grossen Gütern Sachsens.

Die herrschaftlichen Gebäude sind aber Schlossähnlich und der daranstossende Garten ist nutzbar eingerichtet.

Das Gut gehörte in der frühesten Zeit zum Kloster in Leipzig, nach der Reformation der Familie Wirth, 1752 dem Hofrath D. Platz in Leipzig, 1800 Herrn Floss-Commissar Christian Gottlob Deutrich, später Herrn Kfm. Förster und 1827 Herrn Sintenis in Leipzig.

Auch dieser Ort hat stark im Jahre 1813 gelitten, weil auch hieher ein Theil der Schlachtlinie sich zog, doch ist Mockaus Tochterkirche St. Thecla, ziemlich ganz verschont geblieben, die eigne Kirche von Mockau nur gering beschädig worden, die übrigens ganz erneuert wieder dasteht. Die St. Thecla-Kirche ist eine einzeln stehende Kirche, die weder zum Dorfe Cleuden noch zu Neutzsch gehört.

Ihr festes plumpes Mauerwerk mit sehr dickem Thurme und zum Theil gothischen Fensterbögen steht auf einem kahlen, steilen von der Parde herauf nur etwa 32 Ellen hohen Hügel, welcher sich ebenfalls in hiesiger Gegend auszeichnet.

An einigen Seiten des Hügels sind noch Ueberreste von den doppelten Gräben zu finden, welche die Schweden im 30jährigen Kriege anlegten, um den Berg als Schanze zu gebrauchen.

Die Kirche selbst steht aber auf der Stelle eines serbischen Opferplatzes.

Zur Kirche sind die kleinen Dörfchen Cleuden, Neutzsch und Plösen gepfarrt und als Filiale gehören dazu Paunsdorf und Mockau.

Während der Pastor von Paunsdorf in Paunsdorf Communion hält, muss ein Katechet in St. Thecla und Mockau predigen.

Unterhalb der St. Theclakirche ist ein kleiner Vergnügungsort mit Saal und Garten, der von Leipzigs Bewohnern im Sommer hindurch sehr stark besucht wird, sowohl zu Morgen Promenaden, als Nachmittagsspaziergängen.

Mockau wird natürlich wie die ganze Umgegend mit besucht.

Die Mockauer Einwohner stehen mit Leipzig in einem immerwährenden Verkehr und von hier arbeiten viele in Fabriken von Leipzig und finden Beschäftigung bei Kaufleuten u. s. w.

In Mockau dagegen sind wieder einzelne Sommerwohnungen von Leipzigs Bürgern.

Mockau zählte im J. 1859 in 49 Häusern 621 Einwohner, welche zum Gerichtsamte Taucha gehören.

Markkleeberg sogenannt zum Unterschied von Knautkleeberg liegt grösstentheils am rechten Ufer der Pleisse in anmuthiger Aue, mit Dölitz nordwärts durch eine Promenade verbunden, übrigens mit Wachau und Crostewitz, sowie jenseitiger Pleisse, wo das Rittergut steht, mit Städeln und Oetzsch rainend. Die hiesige niedere Strasse führt hier durch.

Die Rittergutsgebäude sind schlossartig erbaut und geben ein herrliches Bild, obschon das eigentliche Schloss selbst nicht gross zu nennen ist.

Das Gut wurde mit 2 Ritterpferden verdient und ist sehr alten Ursprungs. Schon 1190 gehörte es dem Bern von Cleberc Bruder des Peter von Hagene, 1212 dem Conrad von Cleberc am markgräflichen Hofe, 1273 einem Heinrich von Cleberc am Hofe, 1462 besass es Hans von Haugwitz, in dessen Familie es längere Zeit blieb. Dann kam es an die Familie von Starschädel, die bis 1622 damit beliehen war. Im J. 1622 erkaufte es der Kaufmann Johann Ankelmann in Leipzig, dem sein Schwiegersohn Jakob Metzner, Bürgermeister in Leipzig, folgte. Hierauf gelangte es an den chursächs. geh. Kriegsrath Statz Friedrich von Fullen, dessen Enkel Statz Hilmar von Fullen, Oberhofrichter zu Leipzig es an den preuss. Kriegs- und Domänenrath Job. Christoph von Lohse verkaufte. Dessen Tochter Antoinette Wilhelmine, Gemahlin des Landkammerraths Ferdinand Wilhelm von Funke vererbte es im J. 1792 an ihren Sohn den damaligen chursächs. Leutnant Ferdinand Wilhelm Heinrich von Funke. Die Erben desselben, die Geschwister Wille verkauften es im Jahre 1858 an Frau Elisabeth verw. von Schönberg geb. Freiin von Pfister.

Das Rittergut mit seinem Areal gehört schon zu den grössern hiesiger Gegend, die dabei befindliche Schäferei ist eine der bessern; ausserdem waren die sogenannten Drescherhäuser, Auenhain, dazu geschlagen und ausserdem 180 Einwohner des Dorfes Kröbern.

Die hiesige Kirche, über welche die Gutsherrschaft von Markkleeberg das Patronatrecht übt, hat eine Schwesterkirche zu Lössnig; aber eingepfarrt in dieselbe sind Dölitz und Meusdorf. Unter den hiesigen Pfarrern hat eine traurige Berühmtheit der Bilderstürmer P. Adam Herzog erlangt, welcher 1591 ins Gefängniss abgeführt wurde.

Geschichtlich merkwürdig ist Markkleeberg durch die Schlacht bei Leipzig geworden. Der hiesige Gottesacker musste während der Schlacht als Redoute dienen und wurde mit dem Dorfe schrecklich zerstört.

Markkleeberg hat in 66 Häusern 463 Einwohner, die von der Land- und Gartenwirthschaft leben.

Es ist des Guts Lage eine schöne zu nennen, wenn es nur einige Stunden weiter von Leipzig läge, um von allen materiellen Genüssen und Strömungen fern zu sein.

Lindenau an der Strasse nach Merseburg und Weissenfels ⅜ Stunden von Leipzig am linken Ufer der Luppe, am westlichsten Arme der Elster gelegen.

Lindenau gehörte in der frühesten Zeit zum Kloster von Leipzig, im Jahre 1536 erwarb das Gut mit Zubehör der Rath von Leipzig nebst Leutzsch und Barneck, durch seinen Bürgermeister Wiedemann und war deshalb merseburger Landstand, da das Gut mit einem Ritterpferd belegt war. Bis zur Theilung Sachsens im Jahre 1815 stand dieses Dorf unter dem Hochstifte Merseburg und dem Amte Lützen.

In der nordwestlichen Häusergruppe findet sich das Gut und die Kirche, in der südwestlichen der grosse stark besuchte Gasthof, überall finden sich aber jetzt zerstreut sehr viele Sommerwohnungen von Leipzig. Nicht weit von Lindenau steht der sogenannte Kuhthurm oder die frühere gethürmte Rathförsterei, welche jetzt und ungefähr seit 3 Jahren in einen wundervollen Vergnügungsort für Leipzigs Bewohner durch den Besitzer des Universitätskeller in Leipzig, Herrn Schatz umgewandelt ist.

Sowie seine Restauration in Leipzig, als die bekannteste weithin im Auslande ist, so ist auch dieses seines neuen Etablissements rühmend zu gedenken und zu wünschen, dass es häufiger und stärker besucht wird. Viel ist indessen der Besuch gestiegen, seit Leipzig seine Omnibusfahrten hat, da Lindenau und Plagwitz und somit auch der Kuhthurm Stationsorte der Heuerschen Omnibus-Wagen und des Fiakervereins geworden sind.

Die Kirche von Lindenau ist Filialkirche von Leutzsch. Der Ort selbst litt im Jahre 1813 schrecklich, am meisten am 16. Oct. wo der österreichische General Gyulay von hieraus Leipzig anzugreifen gemeint war. Nach der Schlacht bei Leipzig übernachtete am 19. Oct. Napoleon hier.

Lindenau ist in der Woche und Sonntags einer der besuchtesten Orte von Leipzigs Bewohnern. Mehre Wirtschaften, recht gute Wirthschaften finden sich im Orte, welcher seit den letzten Jahren immer mehr an Bewohnern zugenommen, sodass jetzt darinnen sich 3481 Einwohner in 239 Häusern befinden, wogegen früher und zwar im Jahre 1830 nur 250 Seelen hier zu finden waren, darunter 5 Erbpferdner mit 20 Hufen, 69 Kühen und 300 Schaafen sich befanden.

Leutzsch war das Beigut von Barneck und liegt am Rande der Aue, doch weit von der Luppe zwischen Barneck und Lindenau, hat schöne vortreffliche Wiesen. Im Jahre 1554 starb Ursula von Leutzsch als letzte Aebtissin zu Geringswalde. Barneck ist bekannt weithin durch seine herrliche Lage und weite Aussicht, weshalb auch mehre Lustwandlungen von Leipzig aus hieher unternommen werden.

Liebschwitz auch Lübschwitz liegt von Borna 10, von Ronneburg 1¾ Stunde, ¼ Stunde von der weimarschen und ⅜ Stunden von der reuss. Grenze in reizender Gegend mit Zoitz, Loitzch, Niebra und Boditz rainend. Es war früher der Ort dem Justizamte Borna zugetheilt, und wurde deshalb zum leipziger Kreise gezählt. Jetzt ist der Ort und das Rittergut dem Gerichtsamte Werdau zugewiesen, gehört deshalb aber immer noch als Rittergut zum leipziger Kreise.

Das Dorf zieht sich romantisch zwischen zwei Bergen gelegen, meistens an dem östlich von Loitzsch kommenden Bache und mit kleinen Unterbrechungen bis zu dem vordern Zoitzberge hin. Der Lietzschberg und Zoitzberg, gemeinhin der heilige Berg, an denen das Dorf hingebaut ist, bieten an den höchsten Punkten herrliche Fernsichten bis zu 6 Stunden.

Liebschwitz, das Rittergut ist der Sitz und das Stammhaus der Familie von Liebschwitz, über deren Genealogie Königs-Adelshistorie Ausführliches enthält. Ein Gerhard von Löbschwitz findet sich noch 1307 und 1358 der gleichzeitige Besitzer von Ringethal, der 1378 vorkommende Besitzer von Liebschwitz war Probst zu Eisenberg.

Zur Mitte des 16. Jahrhunderts kam das Gut in die Familie von Ende, bei welcher es bis zum Jahre 1629 verblieb, wo es dann an die Familie von Raschau kam. Im Jahre 1673 und dann bis 1703 war es Eigenthum derer von Meusebach, nach welchen es 1717 der Hofrath Adrian von Fletscher von seinem Vater nebst Loitzsch erbte, welcher aber beide Rittergüter 1722 gegen Hohenrode an den Steuerrath Leiser vertauschte, stand dann unter Gottfried Leyser unter Sequestration und wurde am 20. Juli 1745 an Johann Georg von Ziegenhierd verkauft, bei welcher Familie Liebschwitz sich noch befindet.

Nach dem am 15. Nov. 1762 erfolgten Tode des Georg von Ziegenhierd wurde Herr Johann Ferdinand August von Ziegenhierd damit beliehen, der dasselbe im Jahre 1807 an seinen Adoptivsohn Herrn Friedrich Theodor von Ziegenhierd, genannt Köpke, verkaufte. Nach dessen Tode ist es an Herrn Friedrich von Ziegenhierd übergegangen.

Gegenwärtiger Besitzer ist der K. Sächs. Oberlieutenant a. D. Herr Hugo Werner von Ziegenhierd.

Das Rittergut hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts nur 739 Unterthanen, hatte aber in der neusten Zeit über 1000 und stellte dafür Gottfried von Ende 2[VL 1] Ritterpferde, jetzt hat der Ort in 65 Häusern 638 Einwohner.

Die Gutsgebäude sind nicht gerade imposant zu nennen, sie gewähren aber einen freundlichen Anblick und erinnern theilweise an die alten Zeiten des Ritterthums.

Die Oeconomie ist in einem vortrefflichen Zustand, eine schöne Viehzucht zeichnet sich besonders hier aus.

Wiesen und Felder gehören der bessern Bodenclasse an.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/380&oldid=- (Version vom 9.4.2019)