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Kiebitz 1½ Stunde von Mügeln und 2 Stunden von Döbeln entfernt gelegen.

Im Mittelalter war Kiebitz oder Kywiz eine meissnische Amtssudpanie mit 7 ganzen und getheilten Orten.

Im Jahre 1185 finden sich am markgräflichen Hofe ein Saxo und ein Jarus von Kyviz.

1286 schenkte Heinrich der Erl. die Erbgerichte zu Kiewiz dem Kloster Buch.

1289 verlegte man nach Kywiz das unter dem Meissner Burggrafen stehende Schulzenthum von Grossweitzschen.

1291 verkaufte das Kloster 5 Hufen in Kywisk an den Freiberger Bürger Dietrich Kuneconis.

Der Meissner Bischof Witigo kaufte Kiewiz 1276 dem Kloster Bosau um 195 Mk. ab.

Das zum Rittergut erhobene Kiebitz besass 1460 als ein bischöfliches Lehn Balthaser von Dölen, später Heinrich von Saalhausen, bei welcher Familie es lange geblieben ist. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war Erblehn- und Gerichtsherr der Bürgermeister von Döbeln Johann Christian Zimmermann und von 1826 kam es an die Familie Platz. Der derzeitige Besitzer ist Hr. Carl Gottlieb Köhler. Das Rittergut hat mit seiner ihm früher untergebenen Gemeinde 126 Acker und 270 Qdrth. Land und gegen 260 Einwohner. Ausserdem bestand noch hier eine Amts- und eine Pfarrdotalgemeinde, was seit Einführung der neuen Gerichtsorganisation sich geändert hat. Denn nun bildet ganz Kiebitz eine Gemeinde und heisst nun auch Kiebitz mit Pfarrsteina, weil früher die Pfarrdotalgemeinde, wovon 16 Häuser bei Obersteina standen, Pfarrsteina genannt wurde.

Zu der Parochie gehört Kiebitz, Obersteina, Oberlützschera, Niederlützschera, Auerschütz, Jesnitz, Oberzschörnewitz, Tronitz, Zaschwitz, Bennewitz und Döllschütz.

Die letzte Volkszählung vom J. 1859 ergab in Kiebitz 97 Häuser und 789 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Mügeln unterworfen sind.

Kleinbauchlitz ⅜ Stunden von Döbeln, am linken Ufer, Grossbauchlitz gegenüber, in einem breiten, wiesenreichen fruchtbaren reizenden, auenähnlichen Thale, mit Döbeln, Stockhausen und Keuern rainend, gegen 550 par. Fuss übern Meere.

Im Jahre 1543 wurden des Amtes Döbeln Amtssassen ans Amt Meissen gewiesen und zu dieser Zeit besassen die von Helldorf das dasige Rittergut, welche zum Heerfahrtswegen das Rympferd, als kein Ritterpferd stellten.

Im 18. Jahrhundert besass das Gut der Oberlieutenant von Peistel und zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Gut an die Herren von Polenz auf Görtitz.

Im Jahre 1828 brannte das alte Schloss mit den Gärtnerwohnungen und der Schenke ab.

Seit dieser Zeit ist ein schönes im neuern Geschmack angelegtes Herrenhaus aufgeführt.

Früher bestand Kleinbauchlitz aus 2 Gemeinden, wovon die eine unter den Stadtrath zu Döbeln, die andere unter die Rittergutsgerichte gehörte.

In die Kirche geht Kleinbauchlitz nach Döbeln, die Schule hat es in Grossbauchlitz.

Beide Gemeinden sind in eine verschmolzen und gehören mit 158 Einwohnern unter das Gerichtsamt Döbeln.

Kleinhermsdorf nahe an Sachsens westlicher Grenze gegen das Herzogthum Sachsen Altenburg zu gelegen.

Das hiesige Rittergut, welches die Gerichtsbarkeit über den Hauptkirchort Hohendorf, Kleinhermsdorf und Schleenhain hatte, ist jetzt noch im Besitze des Collaturrechts über Kirche und Schule zu Hohendorf.

Im Besitze dieses Guts war in der frühesten Zeit das Geschlecht derer von Hagenest, welchem auch die benachbarten Güter Tauritz und Breitenhain gehörten.

Doch schon von dem Jahre 1630 werden sie nicht mehr als die lieben Lehnjunker aufgeführt, obschon sie noch als Herren von Tauritz bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts vorkommen.

Die zwei folgenden Besitzer haben schnell gewechselt: denn sehr schnell auf einander hatten es 2 Freiherren von Rechenberg. Der letztere hatte das Gut an einen schwedischen Rittmeister George Frommhold verpachtet. Nach ihm und zwar schon 1668 wird Heinrich Wilhelm von Trützschler auf Hermsdorf als der hiesigen Kirche Collator genannt.

Dieser weit verzweigten Familie gehörte das Gut fast 100 Jahre lang, denn 1757 wird Georg Carl Trützschler von Falkenstein als letzter Eigenthümer dieses Namens gefunden.

Um das Jahr 1758 besass es Eckebrecht von Braun, dem zugleich das Rittergut Ramsdorf gehörte.

Heinrich von Einsiedel, Herzogl. Würtembergischer Hauptmann, der im Jahre 1775 als Patron aufgeführt wird und der mit einer Trützschler von Falkenstein vermählt war, starb schon 1781 auf einer Reise bei Waldheim. Nach ihm 1785 findet das Gut sich im Besitze des Rechtsgelehrten Johann George Haugk zu Borna, der unter obengenannten von Einsiedel Gerichtsverwalter war.

Dieser vererbte es auf seinen Sohn, an den Stadtrichter Ludwig Haugk zu Borna, dessen Tochter Frau Louise Wilhelmine Sophie mit dem Rittmeister Herrn Friedrich August Eduard von Schulz vermählt ist, und das Gut in Lehn bekam, welcher für die Oeconomie des Gutes und für dessen Emporbringung stets wohlthätig gewirkt hat. Seit 1858 hat es Herr Johann Gottfried Hofmann erkauft.

Der Schwiegervater des Herrn von Schulz hat sich in sofern auch um das Rittergut verdient gemacht, als derselbe ein neues Erbbegräbniss ausserhalb der Kirche am kleinen Eingange derselben angelegt hat, welches in einer mit Steinplatten belegten Doppelgruft besteht.

Ausser dem Rittergute ist hier ein Bauergut, 15 Nachbar- und 6 Häuslergüter mit 138 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Borna unterworfen sind.

Kollmen bei Colditz in Urkunden Colm genannt, liegt von Colditz ⅝ Stunden entfernt hoch über dem linken Ufer der freiberger Mulde, welche hier ein reizendes, schönes massig breites Wiesenthal bildet.

In Norden verbreitet sich der Tümlitz-Wald, der Ort selbst aber raint mit Kleinsermuth, Podelwitz und Zschadras.

Collmen lässt sich als das Vorgebirge der grossen Gebirgspartie zwischen beiden Mulden und resp. der Zschopau und dem Schwarzwasser betrachten.

Das hiesige Rittergut, nicht unbedeutend hat nicht gerade grosse Herrschaftgebäude, ist aber mit seinen Wirthschaftsräumen gut beschlagen, so dass es immer zu den schönen Gütern Sachsens gezählt werden kann. Vorzüglich, da es gut rentirt und an Feldern und Wiesen den besten nichts nachgiebt.

Das Gut besass bis 1667 David von Oppel auf Silberstrasse, 1710 der Oberforstmeister von Altmannshofen, dann 1722 die von Ankelmann, unter welchen Moritz auch Podelwitz hatte und 1722 als der Letzte des Geschlechts starb. Im Jahre 1794 besass das Gut J. G. Baumann auf Hohnbach, 1802 Einer von Zobel und 1826 Fräulein Wilhelmine von Lorenz; gegenwärtige Rittergutsherrschaft von Kollmen und Podelwitz ist der K. Preuss. Oberstlieutenant, Ritter etc. Freih. von Reiswitz und dessen Frau Gemahlin als Lehninhaberin.

Der hiesige Rittergutsbesitzer ist jeder Zeit Collator über Kirche und Schule. Im Jahre 1215 war Kollmen ein Filial von Leisnig und zu dessen Sedes gehörte es noch vor 350 Jahren, jetzt steht Kollmen unter der Inspection von Colditz.

Eingepfarrt hieher sind Kommichau, Podelwitz, Maschwitz, Scoplau, Tanndorf, Kleinsermuth und die Erlenhäuser.

Früher hatte Kollmen nur 22 Häuser mit 150 Einwohnern, jetzt hat Kollmen 24 Häuser mit 192 Einwohnern, unter letztern befinden sich 12 Pferdner, 2 Gärtner.

Die Einwohner sind dem Gerichtsamte Colditz zugewiesen.

Kommichau liegt ⅝ Stunden nordöstlich von Colditz, 1½ Stunde südwestlich von Leisnig, keine ganze Viertelstunde vom Thiergarten, in und über einem sanften Thalkessel Zschirla gegenüber, auch mit Skoplau, Podelwitz, Zschadras rainend.

Das hiesige Rittergut ist sehr nutzenbringend, wenn auch nicht gross. Es gehört dazu weiter kein Dorf, musste aber ein Ritterpferd leisten.

Die herrschaftliche Wohnung ist nett und schön, aber ebenfalls nicht gross. Nur die Wirthschaftsgebäude umfassen einen grössern Raum und sind bequem für den Besitzer und für allen Bedarf.

Die hiesigen Nachrichten reichen rücksichtlich der Besitzer des Gutes nicht weit zurück.

Vor 250 Jahren war K. Jul. von Altmannshofen damit beliehen, welche Familie es bis ins 18. Jahrhundert besass, 1752 der Major von Mosarowsky, dann eine Zeit lang Siegismund Treutz von Döring auf Zollwitz, seit dem 19. Jahrhundert aber die Familie Hottewitzsch und jetzt Herr Theodor Baumann.

Die 322 Einwohner von Commichau, welche in 50 Häusern wohnen, sind nach Kollmen eingepfarrt und nach Colditz ins Gerichtsamt gewiesen.

Korpitzsch ½ Stunde von Alt-Leisnig, 2¼ Stunde nordöstlich von Colditz am Sittener Bache, unweit der leissnig-grimmaischen Strasse, ziemlich nahe mit Doberschwitz, Zschockwitz, Kalthausen, Bocksdorf und Palkenberg rainend, in schöner und belebter Gegend, aber von der Mulde weit entfernt.

Das hiesige Rittergut gehörte Jahrhunderte lang denen von Arras, jedoch 1690 dem Kammercommissar Höppner, auf Altoschatz und Oetzsch, und dessen Sohn Gottfried Höppner, dem Günther von Bünau 1709 folgte: dann waren nach einander Erb-Lehn und Gerichtsherrn von Korpitzsch: die Herren von Schleinitz, von Pock, von der Golz, von Bardeleben, von Beschwitz, J. P. Dietmann, von Carlowitz, Fr. Klaus, von Einsiedel, von Trotha und Herr Mangelsdorf und seit 1857 Herr Karl Gottlob Wetzig.

Unter Hermann von Arras oder Harras wurde Korpitzsch mit seinen übrigen Gütern von Herzog Wilhelm im Jahre 1446 in Brand gesteckt zur Vergeltung dafür, dass der Churfürst seines Bruders Wilhelm geheimen Raths, Apel von Vitzthum, Güter in Thüringen hatte plündern und Kriebstein und Lichtewalde hatte einnehmen lassen.

Zum Rittergute Korpitzsch gehört noch das Vorwerk Hasenberg und würde sonst mit einem Ritterpferd verdient.

Korpitzsch das Rittergut hatte die Erbgerichte über den nach letzter Zählung 19 Häuser und 120 Einwohner umfassenden Ort.

Jetzt gehört Korpitzsch zum Gerichtsamte Leisnig.

Kostewitz. In der schönen dichten Dörferreihe, welche sich von Pegau südwestwärts hinaufzieht und die überall einen Segen beurkundet, wie er selten wieder eine ganze Gegend beglücken wird,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/376&oldid=- (Version vom 9.4.2019)