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Drescherhäuser mehr besitzt, seit dem es Vorwerk von Kieritzsch ist, hat die Kirche von Kieritzsch aufzuweisen. Es sind die Brustbilder Luthers und seiner Ehegattin von Gyps mit dem Churfürstlichen Wappen geziert (also ganz gewiss Originalbilder) welche aus der herrschaftlichen Wohnung zu Zölsdorf (wo früher auch ein Tintenfleck an der Wand zu sehen war) in das Herrenhaus des Rittergutes Kieritzsch gebracht, daselbst in dem sogenannten Luthersaale aufbewahrt und später in die Kirche versetzt worden sind.

Den Ort, wo Zölsdorf gestanden, bezeichnet jetzt ein von dem verstorbenen Besitzer dem Herrn Kammerherrn Karl Heinrich Anton von Helldorf errichteter einfacher Denkstein mit der Aufschrift:

Hier wohnte Dr. Martin Luther. Im Jahre 1817 wurde daher das Jubelfest der Reformation in hiesiger Parochie durch eine besondere erhebende Feier von den umliegenden Ortschaften christlicher Schulen und den Bürgergarden der Städte Borna, Pegau, Groitzsch und Rötha gefeiert.

Alle die noch Lebenden werden des frühen Eindruckes, den diese Feier bei Allen hervorrief, sich noch lebhaft erinnern und mit der Zähre im Auge ihren Kindern und Angehörigen davon heute noch erzählen.

Drostdorf wurde früher nicht Drostdorf sondern Trostdorf geschrieben, wie dies kirchliche Nachrichten von Kieritzsch ebenfalls documentiren, wohin der Ort gepfarrt ist.

Die jetzige Kirche hat vorzüglich ihre Entstehung dem Herrn Julius von Helldorf auf Kieritzsch und Drostdorf zu verdanken und ist im Jahre 1699 erbaut.

Ueberhaupt hat die von Helldorfsche Familie sich um Kirche und Schule, um ihre Unterthanen sich bleibendere Denkmäler gesetzt, als die sind, welche man aus Erz und Stein errichtet. Ja selbst jeden Tag werden die früheren Gerichtsangehörigen durch den Klang der Glocken an ihre Gerichtsherrschaft erinnert und zur Dankbarkeit aufgefordert: Denn auch diese sind auf Veranlassung des Herrn Kammerherrn von Helldorf im Jahre 1829 umgegossen worden.

Die Familie von Helldorf hat in der Kirche von Kieritzsch eine Kapelle und ein Erbbegräbniss, sonst andere Merkwürdigkeiten fasst die Kirche nicht.

Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte zum Rittergute Drossdorf ein Theil des Dorfes Pürsten. Seit Aufhebung der Patrimonalgerichtsbarkeit ist Drossdorf und Kieritzsch dem Gerichtsamte Borna einverleibt.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/355&oldid=- (Version vom 7.1.2019)