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gebürtig aus dem Pfarrhause Langebach bei Gera und hinterliess sein ganzes Vermögen zu milden Stiftungen, und zwar folgermaassen:

a) 1000 Thlr. dem jedesmaligen Pfarrer zur Zinsnutzung,
b) 1000 Thlr. der Pfarrerwittwe,
c) 400 Thlr. dem jedesmaligen Schullehrer,
d) 500 Thlr. der Schulwittwe,
e) 600 Thlr. der Kirche,
f) 400 Thlr. für Hausarme unter der Collatur des jedesmaligen Pastors,
g) 325 Thlr. für arme Schulkinder zur Zinsnutzung.

Ausserdem noch 3000 Thlr. Legate auf der Universität Leipzig, wovon die aus Priessnitz Studirenden vor allen Andern die Zinsen zu geniessen haben.

Ausserdem zeichnete sich als Geistlicher der hiesige Pastor M. Johann Gottlob Grah besonders aus, welcher im Jahre 1810 hier verstorben ist.

Von Borna nach Priessnitz führt eine herrliche Chausee, die weiter bis Rochlitz gebaut ist, jetzt aber an ihrer Frequenz bedeutend verloren hat.

Nachträglich müssen wir noch erwähnen, dass die Kirche ein schönes Denkmal von Hans von Einsiedel besitzt, welcher solches seiner Gemahlin 1616 setzen liess, auch die Kapelle der Einsiedel’schen Familie und der Altar ist seit jener Zeit mit vielen auf die fromme Frau bezüglichen Inschriften und Gemälden verziert.

Die Pfarrgebäude zieren ebenfalls den Ort. Sie sind alle ziemlich neu, mit Ziegeln gedeckt; besonders solid, massiv, geschmackvoll und geräumig ist das Wohngebäude. Ein schöner grosser Obstgarten zieht sich um das Gehöfte herum. Sonst wurde Priessnitz von Borna aus und der ganzen Umgegend häufiger besucht als jetzt, und der Fusswandernde oder der Reisende zu Wagen und zu Ross fand in dem Gasthofe eine stets fröhliche heitere Gesellschaft.

In der Neuzeit sind andere Vergnügungsorte in der Umgegend entstanden, und so auch hier wie im ganzen menschlichen Leben ein Wechsel eingetreten.

Das Dorf Priessnitz ist nicht unbedeutend. Es zählt nahe an 600 Einwohner, die theils von Landbau und der Viehzucht, theils vom Tagelöhnern leben, doch finden sich auch mehrere Handwerker darunter, und alle sind dem Gerichtsamte Borna jetzt zugewiesen.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/349&oldid=- (Version vom 7.1.2019)