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Gepülzig

1 Stunde von Rochlitz und 2 von Mitweyda entfernt, in einer angenehmen, fruchtbaren Gegend gelegen. Von abwechselnden Bergen, Thälern und Waldungen umgeben, gewährt diese Gegend an verschiedenen Puncten eine schöne freie Aussicht auf eine Umgegend von mehrern Stunden, ja selbst das Schloss Augustusburg und mehrere hohe Berge im Erzgebirge, stellen sich dem Auge dar.

Das hiesige Rittergut ist unstreitig von den Herren von Milkau gegründet, die sehr frühzeitig hierher kamen und von dem Bischof zu Meissen für treu geleistete Dienste die Gegend von Rochlitz bis Waldheim geschenkt erhalten haben.

Schon in den ältesten Zeiten haben diese Herren Gepülzig besessen. Im 17. Jahrhundert John von Milkau, Georg Wilhelm von Milkau und dessen Sohn Hans Heinrich von Milkau, welche beide Letztere zugleich Besitzer von Kleinmilkau waren.

Hierauf folgte Hans Friedrich von Alnpeck, welcher die Lehn seinem Sohne Christian von Alnpeck überlies, von welchem solche an seinen Vetter und Mitbelehnten gleiches Namens und von diesem an Karl Heinrich von Biesamrod gekommen ist, auf den Julius Heinrich von Pöllnitz und auf diesen letzten Sohn Karl Heinrich von Pöllnitz, Churfürstl. Sächs. Lieutenant gefolgt sind, von welchem letztern dieses Rittergut Hans Joachim von Wallwitz auf Schweikershain 1733 erkaufte, von welchem es dessen Sohn Gottlieb Lebrecht von Wallwitz, Oberstlieutenant von der Cavallerie und Kreis-Commissarius, im Leipziger Kreise 1764 ererbte, nach dessen Tode 1789 dasselbe an seinen Bruder, den Königl. Sächs. Conferenz-Minister, Präsidenten des Geheimen Finanz Collegii und wirkl. Geheimderath, Herrn Georg Reinhardt Graf von Wallwitz auf Schweikershain, Limbach, Schmorkau, Liegau, Wiesau kam; nach dessen Tode 1807 dasselbe sein Sohn, der Geheimderath und Kammerherr, Herr Georg Reinhardt Graf von Wallwitz auf Schweikershain ererbte und nach dessen Tode 1835 dasselbe der Schwiegersohn,der Königl. Sächs. Major von der Infanterie, Herr Curt Ewald von Germar übernahm.

Das Herrschaftliche Schloss von Gepülzig ist nicht unansehnlich und in demselben befindet sich eine im grauen Alterthume gestiftete Kapelle, Leonhardts-Kapelle genannt, welche von einem freundlichen Garten umgeben ist.

In dieser Kapelle hat der Pfarrer der Stiftung gemäss allwöchentlich, so oft es die anwesende Gutsherrschaft verlangt, Freitags Gottesdienst mit Predigt und Communion zu halten.

Waren von 1789 bis 1835 diese gottesdienstlichen Handlungen, da die Besitzer das Gut nie wesentlich bewohnten, 46 Jahre unterblieben, so wurde nach der Besitznahme des jetzigen Besitzers, Herrn Major von Germar, im Jahre 1833 diese Kapelle erneuert und eingeweiht und seitdem wird jährlich 2 Mal Gottesdienst, Predigt und Communion gehalten, woran mit der Gutsherrschaft auch die Unterthanen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/330&oldid=- (Version vom 24.3.2018)