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Die Pfarrwohnung steht der Kirche gegenüber, sie hat wenig Ansehen von aussen, ist innen aber gut und geräumig.

Die Collatur über Pfarre und Schule steht natürlich dem Rittergute zu. Eingepfarrt nach Ossa sind Bruchheim, Kolkau, Niederpirkenheyn, Oberpirkenheyn, Seifersdorf und Wenig-Ossa.

Unter den Mühlen ist die Holzmühle gegen Südost etwas abgelegen, die Niedermühle aber mit einer Bretmühle versehen und durch zwei nicht unbedeutende Rittergutsteiche vom Dorfe getrennt.

Die Unterthanen von Ossa haben fast gar kein Feld, sondern nur einige Pachtäcker. Sie nähren sich mit etwas Spinnerei und Weberei, übrigens aber mit Tagelöhnerei. Auch ist im obersten oder östlichsten Theile des Ortes ein Wirthshaus und im Thale eine Schmiede.

Der Osserbach entspringt in dem hochgelegenen Ort Moosdorf bei Wechselburg, wo er anfangs einen seichten Grund bildet. Er berührt auf seinem 3 Stunden langen, meist westlichen, bei Ossa aber fast nördlichen Laufe die Dörfer Seifersdorf, Ossa, Kolkau, Syhra und Thaisdorf. Hier tritt er bald in den Streitwald ein und mündet[WS 1], nachdem er sich mit der Sprotta vereinigt, bei Wolftitz in die Wiehra. Er treibt 6 Mühlen. Sein Thal ist überhaupt sehr anmuthig und zeigt gewöhnlich auf irgend einer Seite steile und bewaldete, auf der andern flach ansteigende Höhen, welche die lieblichsten Wiesen und hübsche Dörfer einschliessen.

Die Einwohner von Ossa, welche in 19 Häusern leben, gehören dem Gerichtsamte Geithain an.

Die meisten Häusler nähren sich von Handarbeit, die sie auf dem Rittergute finden, in Ossa giebt es unter ihnen auch mancherlei Handwerker.

Nachträglich ist noch zu erwähnen, dass in der Parochie 2 Schulhäuser, nämlich 1 zu Ossa und 1 zu Seifersdorf sich befinden. Das zu Ossa ist etwas über 100 Jahr alt und wurde vor einigen Jahren theilweise erneuert. Das zu Seifersdorf ward 1838 neu erbaut und am 16. October desselben Jahres eingeweiht. Zu dem gebildeten Schulbezirke gehört ausser Seifersdorf der nach Wickershain eingepfarrte Ort Narsdorf. Die Zahl der Kinder, welche die Schule zu Ossa besuchen, beträgt 133 und das Schulgeld ist auf 143 fixirt, wozu noch eine Entschädigung von 12 Thlr. für den Gregoriusumgang kommt.

Die Vereinsschule zu Seifersdorf wird von 63 Kindern besucht, worunter 40 aus Narsdorf.

Ehedem besass das Rittergut Ossa einzelne Güter und Gerechtsame in der nahe liegenden, zur Parochie Kohren gehörigen Dörfern Walditz, Linda und Meusdorf.

Diese wurden aber sämmtlich, nebst den sogenannten Hammelbirken, an die Herren von Einsiedel verkauft, mit denen die Besitzer von Ossa nachmals öfters in Streitigkeiten verwickelt waren.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mindet
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/328&oldid=- (Version vom 7.1.2019)