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Den letztgenannten hielt Karl XII. zur Bestimmung seiner Forderungen an Sachsen, die erst auf alle Einkünfte sich erstreckten, dann aber auf 623000 Thaler monatlich sich beschränkten. Uebrigens waren Tilgung der Landesschulden, Krieg- und Religionsangelegenheiten die drei Hauptpunkte der meisten Landtage.

Hier vermählte sich die Schwester Ludwig IV. von Thüringen mit Peppo von Henneberg, hier theilte dessen Sohn Heinrich der Erlauchte seine Länder und hier erfolgte im Jahre 1485 auch die Theilung der von Kurfürst Ernst und dem Herzog Albert ererbten Besitzungen.

Hier hielten vom 28. Juni bis 16. Juli 1519 in der sogenannten grossen Hofstube Dr. Luther und Karlstadt mit dem Dr. Eck jene bedeutende und die Begründung der evangelischen Lehre wirksam befördernde Disputation, welche statt Luthern, wie es sein Gegner verkündet hatte, zum Schweigen zu bringen, die Wahrheit seiner Lehrsätze nur um desto siegreicher bewährte. Hier predigte Luther im Jahre 1519 vor seinen eifrigsten Widersachern dem Herzog Georg dem Bärtigen und zwanzig Jahre später vor einem seinen innigsten Verehrer und Freunde, dem Herzog Heinrich dem Frommen.

Der Pleissenburg bediente man sich oft auch als eines Staatsgefängnisses.

Die Gewölbe des Trotzers waren einst so furchtbar berühmt, als die Jupen zu Rochlitz, und die Folterkammern zu Hohnstein und Stolpen.

Hier bewahrte man unter andern im Jahre 1514 die des Kalvinismus verdächtigen M. Schütz, Dr. Peucer und Dr. Cracau, welcher letztere an den Folgen der Folter am 16. März 1575 auf diesem Schlosse seinen Geist aufgab. Peucer, sass hier 10 Jahre, bediente sich statt der Dinte gebrannten Brodes mit Bier, schrieb aus Mangel des Papiers auf die Ränder und leeren Blätter des Concordien-Buches und wurde im Jahre 1586 endlich entlassen.

Hier stellte man im Jahre 1696 eine allgemeine Münz-Conferenz an, von welcher der Leipziger Münzfuss den Namen hatte.

So stellt sich denn dieses Schloss als ein berühmtes und in der Sächs. Geschichte merkwürdiges dar; zugleich erinnert es aber auch an alles Wandelbare auf Erden und wenn auch noch Jahrhunderte hinaus die Mauern desselben stehen und allen Elementen Trotz bieten werden, so kann man doch nicht behaupten, dass seine jetzige innere Einrichtung eine bleibende sein werde. Wie es bisher schon zu verschiedenen Zwecken in den einzelnen Jahrhunderten benutzt wurde, so kann auch die Zukunft Verhältnisse herbeiführen, wodurch wieder andere Einrichtungen nöthig werden.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/313&oldid=- (Version vom 7.1.2019)